Titel
Wackernagel
,
1) Philipp, Schulmann und Litterarhistoriker, geb. 1800 in Berlin, [* 3] wirkte längere Zeit als Direktor der Gewerbeschule zu Elberfeld, [* 4] verlebte seine letzten Lebensjahre in Dresden, [* 5] wo er starb. Außer einer nach den Versmaßen geordneten »Auswahl deutscher Gedichte für höhere Schulen« (6. Aufl., Altenb. 1874),
dem »Deutschen Lesebuch« (Berl. 1845 ff., 4 Bde.) veröffentlichte er: »Edelsteine [* 6] deutscher Dichtung u. Weisheit im 13. Jahrh.« (4. Aufl., Frankf. a. M. 1875);
»Trösteinsamkeit in Liedern« (5. Aufl., Hannov. 1881);
»Das deutsche Kirchenlied von Luther bis N. Hermann« (Stuttg. 1841, 2 Bde.);
»Bibliographie zur Geschichte des deutschen Kirchenlieds im 16. Jahrh.« (Frankf. 1855) und »Das deutsche Kirchenlied bis zum 17. Jahrh.« (Leipz. 1863-77, 5 Bde.) u. a.
Vgl. L.
Schulze,
Ph. Wackernagel
(Leipz. 1878).
2) Wilhelm, Bruder des vorigen, sinniger Germanist und Dichter, geb. zu Berlin, studierte hier Philologie und veröffentlichte noch als Student: »Spiritualia theotisca« (Bresl. 1827); »Das Wessobrunner Gebet und die Wessobrunner Glossen« (Berl. 1827) und die »Gedichte eines fahrenden Schülers« (das. 1828). Von 1828 bis 1830 privatisierte er in Breslau, [* 7] kehrte dann 1831 nach Berlin zurück, wo er seine »Geschichte des deutschen Hexameters und Pentameters bis auf Klopstock« (Berl. 1831) herausgab.
Nach vergeblichen Versuchen, in Preußen [* 8] eine amtliche Stellung zu gewinnen, folgte er 1833 einem Ruf an das Pädagogium zu Basel [* 9] und wurde zwei Jahre später zum ordentlichen Professor der deutschen Litteratur an der Universität daselbst ernannt, auch 1854 in den Großen Rat und 1856 in den Stadtrat gewählt. Er starb in Basel. Weitere Früchte seiner litterarischen Thätigkeit sind, von kleinen Schriften und Aufsätzen abgesehen: eine (unvollendete) Ausgabe des »Schwabenspiegels« (Zür. 1840);
sein chronologisch geordnetes »Deutsches Lesebuch« (Basel 1835-36 u. öfter) in 5 Teilen, von denen die ausgezeichnete, aber unvollendet gebliebene »Geschichte der deutschen Litteratur« (das. 1848-56, 3 Bde.; Suppl. 1872; neue Bearbeitung und fortgesetzt von Martin, das. 1877 ff.) und das »Altdeutsche Handwörterbuch« (5. Aufl., das. 1878) den 4. und 5. Teil bilden;
die Monographie »K. Fr. Drollinger« (das. 1841);
»Altfranzösische Lieder und Leiche« (das. 1846);
»Vocabularius optimus« (das. 1847);
»Meinauer Naturlehre« (Stuttg. 1851);
»Die deutsche Glasmalerei« [* 10] (Leipz. 1855);
»Die Umdeutschung fremder Wörter« (2. Aufl., das. 1862);
»Epea pteroenta ^[Ἔπεα πτερόεντα], Beiträge zur vergleichenden Mythologie« (Basel 1860);
»Die Lebensalter« (Leipz. 1862);
ein »Kleineres altdeutsches Lesebuch« (2. Aufl., Basel 1880) und eine Ausgabe Walthers von der Vogelweide (mit Rieger, Gießen [* 11] 1862).
Die inhaltreichen
Schriften:
»Pompeji«
[* 12] (3. Aufl., Basel
1870)
und
»Sevilla«
[* 13] (2. Ausg., das. 1870) sind Reisefrüchte. Als
Dichter hatte sich Wackernagel
am
Studium des
Altdeutschen, vorzugsweise am Minnegesang, geschult und von diesem
die Innigkeit und den heitern
Ton sich angeeignet. Weitere poetische
Publikationen waren: »Neuere Gedichte« (Zür. 1842),
»Zeitgedichte« (Basel 1843) und das originelle »Weinbüchlein« (Leipz. 1845). Eine Auswahl seiner Gedichte erschien Basel 1873, seine »Kleinen Schriften« Leipzig [* 14] 1874-75, 3 Bde. Aus seinem Nachlaß wurde außerdem noch veröffentlicht: »Johann Fischart von Straßburg [* 15] und Basels Anteil an ihm« (Basel 1870);
»Poetik, Rhetorik und Stilistik« (Halle [* 16] 1873, 2. Aufl. 1888);
»Altdeutsche Predigten und Gebete aus Handschriften« (Basel 1876).
Vgl.
Rudolf Wackernagel
,
Jugendjahre von Wilh. Wackernagel
(Basel
1884).