Wachsmalerei
,
die Benutzung des Wachses als Bindemittel der Farben oder bloß als Befestigungsmittel nach bereits geschehenem Auftrag derselben, während das oft synonym gebrauchte Wort Enkaustik eigentlich das Einschmelzen des Wachses in die Fläche des Bildes mittels heißen Eisens bezeichnet. Über das Verfahren der Alten dabei s. Enkaustik, wozu noch zu bemerken ist, daß neuerdings (1887) in Fayûm aufgefundene Mumienporträte ergeben haben, daß bei einer Art der enkaustischen Malerei mit einer äußerst schmiegsamen, gefärbten Wachsmasse gearbeitet wurde, die man mit einer gezahnten eisernen Spachtel auftrug und dann einbrannte.
Vgl. Graul, Die antiken Porträtgemälde aus den Grabstätten des Faijûm (Leipz. 1888).
Versuche zur Wiedererfindung der Wachsmalerei
machte, nachdem die
Technik im
Mittelalter verloren gegangen, zuerst
der spanische
Maler Velasco (1715-20), indem er die in den Wachsgrund eingegrabenen
Umrisse mit geschmolzenen Wachsfarben füllte
und dann die Oberfläche glättete. Um die Mitte des 18. Jahrh. glaubten
Graf
Caylus,
Bachelier und Majault das richtige
Verfahren
gefunden zu haben, und seitdem folgten rasch weitere Untersuchungen auf diesem Gebiet, aber alle diese
Methoden gerieten bald wieder in Vergessenheit. Erst im 19. Jahrh. veranlaßt des
Professors
Roux
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in Heidelberg [* 3] Schrift »Die Farben« (Heidelb. 1825 bis 1829, 3 Hefte) die Wiederaufnahme der Sache. Doch veröffentlichte derselbe sein Verfahren, das Wachs als Bindemittel zu benutzen, nicht. M. P. de Montabert (»Traité complet de la peinture«, Par. 1829-30, 9 Bde.) empfahl als Bindemittel ein aus Wachs gezogenes, langsam sich verflüchtigendes, mit Kopalharz und etwas flüssigem Wachs vermischtes Öl, welches sich, wie die Ölfarben, auf jeden beliebigen Grund auftragen lassen sollte. Das vollendete Bild sollte noch mit einer Art von Wachsmilch von in Alkohol aufgelöstem Wachs versehen werden. Bei den Malereien im Königsbau zu München [* 4] 1833 wandte man ein aus Dammarharz, Terpentinöl und Wachs bestehendes Bindemittel an, mit welchem dann das Gemälde, statt mit Firnis, überzogen ward. Das Einbrennen der Farben, welches man anfangs anwandte, unterließ man später. Mérimée (»De la peinture à l'huile«, Par. 1830) suchte in den Gemälden des 15. Jahrh. ein aus Ölen und Harzen gemischtes Bindemittel, Knirim dagegen in seinem Werk »Die Harzmalerei der Alten« (Leipz. 1839) für die ganze antike und mittelalterliche Malerei als Bindemittel ein flüssiges Harz, ähnlich dem Kopaivabalsam, nachzuweisen und empfahl dasselbe, mit 1/30 Wachs verbunden, auch der heutigen Kunst.
Vorher hatte schon Lucanus zu Halberstadt [* 5] 1833 den Kopaivabalsam, aber unvermischt, als Ersatz des Öls [* 6] empfohlen. Ein vom Maler Fernbach (geb. 1793 zu Waldkirch i. Br., gest. 1851 in München) angegebenes Verfahren fand in den Wandgemälden des Hohenstaufensaals der Neuen Residenz in München Anwendung. Das Bindemittel bestand hier aus Auflösungen fester Harze mit Verdünnung durch Terpentinöl, das sich gleich nach dem Auftrag verflüchtigt. Die Technik ist so bequem wie bei der Ölmalerei.
Eine eigentümliche Verfahrungsart für die Ausführung von Wandgemälden bildete sich der Maler Eichhorn in Berlin
[* 7] (»Die Wandmalerei
in einer neuen Technik«, Leipz. 1854), wobei das Wachs eine Hauptrolle spielt. In neuerer Zeit ist die Wachsmalerei
wieder stark in Aufnahme
gekommen, da dieselbe in höherm Grad als die Freskomalerei die Entfaltung eines reichen, blühenden Kolorits
ermöglicht. Ein neues Rezept hat Andreas Müller in Düsseldorf
[* 8] erfunden, welches zumeist benutzt wird.