Wachskerze,
s. Kerze.
3 Wörter, 22 Zeichen
s. Kerze.
[* 2] ein Beleuchtungskörper (s. Beleuchtung), der aus festen brennbaren Stoffen, wie Talg, Stearin, Walrat, Wachs, Paraffin, in Form eines cylindrischen oder schwach kegelförmigen Stabes hergestellt und mit einem Docht (s. d.) versehen ist.
Die Fabrikation der Kerze erfolgte früher durch wiederholtes Eintauchen der Dochte in geschmolzenen Talg, das Ziehen; diese Methode wird jetzt fast nur noch bei Talgkerzen angewendet. Jetzt ist fast ausschließlich das Gießen in Anwendung. Die geschmolzenen Fette werden in Lichtformen, in deren Achse der Docht gelegt wird, gegossen. Zur Herstellung der Formen dient eine Legierung aus 2 Teilen Zinn und 1 Teil Blei; sie werden über Stahlkerne gegossen oder gezogen.
Das erstere Verfahren erfordert außer dem Stahlkern einen Mantel, also eine vollständige Form. Einfacher ist das Ziehen der Kerzenformen, wobei der Stahlkern nur in die flüssige Legierung eingetaucht und herausgezogen wird. Nach dem Erkalten des Metalls wird der Kern aus der Form entfernt. Die so hergestellten Gießformen werden unten durchbohrt, oben mit dem Kopf oder Dopf (einer kleinen Schale mit abwärts gebogenem, in eine Erweiterung der Form passendem Rand und mit durchgehendem Steg) versehen, der die genaue Achsenlage des Dochtes gestattet, aber auch gleichzeitig als Trichter beim Eingießen des Stearins, Wachses u. s. w. dient. Um die erkalteten Kerze aus den Formen herauszunehmen, drückt man mit dem Daumen auf die erstern, wodurch sie locker werden und hebt sie mit den Fingern oder mittels einer Zange aus den Formen heraus.
Größere Fabriken haben Gießmaschinen, bei denen eine große Anzahl auf einmal gegossen und dann durch eine besondere Vorrichtung aus den Formen herausgedrückt werden. Eine große Verbreitung hat die Gießmaschine von R. Wünschmann in Leipzig gefunden. Dieselbe ist durch vorstehende [* 2] Fig. 1 abgebildet. Die in dem Kasten F befindlichen Kerzenformen haben den in [* 2] Fig. 2 dargestellten Querschnitt. Der obere Flansch A liegt abgedichtet in dem Deckel des Kastens F der Maschine, und die obere Öffnung der Form mündet daher zugleich in den Boden des Gießtroges G, der die flüssige Kerzenmasse aufnimmt.
Damit diese nicht unten aus der Form herausfließt, ist der Stempel (Piston) P (Fig. 2), der zum spätern Herausdrücken der Kerze aus der Form dient, durch einen in die Nute a eingedrückten Kautschukring abgedichtet. Die Pistons haben zur Einführung des Dochtes eine Bohrung, die ebenfalls abgedichtet ist und zwar durch einen Kautschukfaden, der in der seitlichen Öffnung o liegt. Die Dochte sind im untersten Teil der Maschine, dem Dochtkasten D, auf Spulen aufgewickelt.
Vor dem ersten Guß werden die Dochte über den später zur Aufnahme der fertigen Kerze bestimmten Öffnungen der Klemmvorrichtung K an Hölzchen centrisch befestigt. Dann wird die flüssige Kerzenmasse in den Gießtrog G eingegossen und so lange gewartet, bis die Masse erstarrt ist. Hierauf führt man, nachdem die Dochte über der Gußdecke mit einer Schere abgeschnitten sind, mit einem Messer auf dem Grunde des Gießtroges hin, wodurch die Dochte am Ende der Kerze abgeschnitten werden. Dann windet man durch
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.]
die Kurbel k die Ausdrückvorrichtung A, auf deren Bodenplatte die Pistons festgeschraubt sind, in die Höhe. Dadurch werden die Kerze durch die Pistons aus den Formen gedrückt, um von der Klemmvorrichtung aufgenommen zu werden. Sind die Kerze, die dabei den Docht nach sich ziehen, zu der erforderlichen Höhe gehoben und festgeklemmt worden, so kann, nachdem die Ausdrückvorrichtung niedergeschraubt ist, sofort ein neuer Guß beginnen. Der Gießtrog wird vor dem Guß mit Dampf vorgewärmt, nach dem Guß mit Wasser gekühlt.
Die Geschichte der Kerzenfabrikation reicht bis in das 2. Jahrh. n. Chr. zurück. Lange, nachdem man angefangen hatte, in den Lampen flüssige Fette, die bei der Verbrennung Licht entwickeln, zu Beleuchtungszwecken zu verwenden, kam man zu der Erkenntnis, daß auch einige häufig vorkommende feste Stoffe, wie Talg und Wachs, diese Eigenschaft besitzen. Gegen Ende des 2. Jahrh. unterschied man bereits zwischen Wachs- und Talgkerzen. Einen bedeutenden Aufschwung nahm die Kerzenbeleuchtung, besonders die mit Wachskerzen, durch den Kultus der kath. Kirche, sowie später durch den vermehrten Luxus der fürstl.
Höfe. Zu Anfang des 18. Jahrh. kamen die durch ihr reines Weiß ausgezeichneten Walratkerzen in Gebrauch, die Verbreitung derselben blieb jedoch ihrer Kostspieligkeit wegen eine beschränkte; heute verwendet man diese Kerze, auch Spermacetikerzen genannt, nur noch bei Lichtmessungen oder als Luxusartikel, namentlich in England. Seit Anfang dieses Jahrhunderts sind zu den erwähnten, in der Natur fertig gebildeten Kerzenmaterialien noch Kunstprodukte, wie Stearin, Paraffin und Ceresin, hinzugetreten.
Nachdem Cambacérès die Anwendung geflochtener und gedrehter Baumwolldochte gezeigt und De Milly 1831 zur Darstellung der Stearinsäure die Fette anstatt mit Alkalien mit Kalk verseifte, gewann die Industrie eine immer größere Ausdehnung. Wesentliche Verbesserungen, die in den folgenden Jahren von De Milly in der Herstellung der nach ihm benannten Kerze (Millykerzen) eingeführt wurden, veranlaßten die Errichtung von Stearinkerzenfabriken in Paris, Wien und Berlin, von welcher Zeit an die Verwendung der Stearinkerzen allgemein geworden ist. Von der zu Anfang ihres Bestehens unweit des Arc de Triomphe de l’Etoile gelegenen Pariser Fabrik haben die Etoile- oder Sternkerzen ihren Namen. – Über die Kerze als Einheit für Lichtstärken s. Normalkerze; über die Jablochkoffsche Kerze s. Elektrische Kerze. –
Vgl. Engelhardt, Handbuch der praktischen Kerzenfabrikation (Wien 1887).