Wachsbildnerei
(Ceroplastik), die
Kunst, durch
Bossieren (s. d.) oder
Gießen
[* 2] Gegenstände aus
Wachs zu bilden. Am häufigsten
dient die Wachsbildnerei
zur
Darstellung von
Früchten, anatomischen
Präparaten, künstlichen
Perlen, Puppengesichtern und den sogen.
Wachsfiguren.
Bei diesen sind gewöhnlich nur
Gesicht,
[* 3]
Kopf,
Hals,
Hände oder andre nackte Teile von
Wachs, die mit Kleidern
bedeckten Teile des
Körpers dagegen ausgestopft. Sammlungen von
Wachsfiguren bilden ein Wachsfigurenkabinett.
Die Wachsbildnerei
war schon den Alten bekannt. Doch haben sich nur aus der Renaissancezeit, in
welcher die Wachsbildnerei
sehr
beliebt war, kleinere, meist bemalte, größtenteils komische Genrefiguren und Porträtmedaillons aus
Wachs erhalten.
Das
Hauptstück der Wachsbildnerei
der Renaissancezeit ist der naturalistisch bemalte
Kopf eines jungen Mädchens aus dem Anfang des 16. Jahrh.
im
Museum zu
Lille
[* 4] (italienische
Arbeit). Unter den Wachsfigurenkabinetten des 19. Jahrh. sind die berühmtesten die von
Madame Tussaud 1780-1802 in
Paris,
[* 5] dann in
London,
[* 6] und von Gebrüder Castan in
Berlin
[* 7]
(Panoptikum).
Das zu wächsernen Gegenständen benutzte Wachs (Bossierwachs) besteht bei dem eigentlichen Bossieren aus 4 Teilen Wachs, 3 Teilen weißem Terpentin, etwas Baumöl oder Schweinefett und wird gewöhnlich mit Mennige, Zinnober [* 8] oder Bolus rot gefärbt, um ihm die störende Durchsichtigkeit zu benehmen. Bossierwachs zu Wachsabgüssen wird dagegen mit Kolophonium versetzt und erhält, soll es rot werden, etwas Zinnober, soll es weiß bleiben, etwas Mastix und Schieferweiß. Grünes Bossierwachs erhält man durch Zusatz von Grünspan. Für Wachspuppen etc. benutzt man in neuerer Zeit statt des Wachses Paraffin [* 9] und Ceresin. Beim Guß wächsener Gegenstände (Wachsabgüsse) hat man Formen von Holz [* 10] oder Gips. [* 11]