Wacholder
(Juniperus L.), Gattung aus der Familie der Kupressineen, harzreiche Bäume und Sträucher, letztere bisweilen auf den Boden hingestreckt, mit sehr hartem Holz, [* 2] meist unregelmäßig gestellten Ästen, Blättern in alternierenden, dreigliederigen Wirteln oder dekussiert, frei, abstehend, nadelförmig stehend oder schuppenförmig den Zweigen angewachsen, nur an der Spitze frei, diözischen, bisweilen auch monözischen Blüten, von denen die männlichen meist am Ende sehr kurzer Zweige, die weiblichen Zapfen [* 3] im Winkel [* 4] der Blätter oder an kurzen Zweigen endständig sich finden.
An den
Zapfen sind nur die 3, selten 4-6 oder 9 obersten
Deckblätter fruchtbar und verwachsen zu einer fleischig werdenden,
nicht aufspringenden und erst im nächsten Jahre reifenden
Beere. 27
Arten in den gemäßigten und kältern
Gebieten der nördlichen
Halbkugel. I. Untergattung, Oxycedrus
Spach, stets nur mit
Nadeln,
[* 5] meist ohne
Drüsen auf dem
Rücken
derselben, Fruchtteller zu 3, 6 oder 9 zu einer
Beere verwachsen.
Gemeiner Wacholder
(Knirk,
Weckholder,
Kranatbaum, Kranwet,
Kronawettbaum,
Kaddig-,
Feuer-,
Machandelbaum, Sachhandelbaum, J. communis
L.), ein 1-10 m hoher
Strauch von pyramidalem
Wuchs mit aufsteigenden
Zweigen, als
Baum bis 15 m hoch mit häufig bis fast zur
Erde herabreichender pyramidaler
Krone, schmal
linienlanzettförmigen, zugespitzten, oberseits seichtrinnigen, hellgrünen
Nadeln mit breitem, bläulich-weißem Mittelstreifen,
die zu dreien geordnet sind, diözischen
Blüten und rundlichen, im zweiten Jahre reifenden, schließlich
schwarzbraunen, blau bereiften Zapfenbeeren mit drei nicht immer deutlichen Erhabenheiten am
Scheitel und drei harten,
oben
scharf dreikantigen
Samen.
[* 6] Er wächst in ganz
Europa
[* 7] und
Sibirien bis
Kamtschatka, in
Nordamerika,
[* 8]
Grönland, im kaspischen Gebiet
und in Nordafrika, in den mittel- und süddeutschen
Gebirgen steigt er bis in die subalpine
Region; er
gedeiht auf ärmlichstem
Boden und erreicht ein
Alter von 600-800
Jahren. Man benutzt das
Holz zu feinen Drechslerwaren, Spazierstöcken
und Peitschenstielen. Die
Beeren
(Quackelbeeren) riechen aromatisch, schmecken gewürzhaft süßlich-bitterlich, enthalten
ätherisches
Öl und reichlich
Zucker
[* 9] und dienen als Küchengewürz, zur
Darstellung des
Wacholderbranntweins
(Genever), als diuretisches
Mittel (auch
¶
mehr
in Form eines Muses) und, wie die trocknen Zweige, zum Räuchern. Auch wird aus den Beeren wie aus dem Holz ätherisches Öl gewonnen.
Ein aus dem Holz gewonnener Teer ist als Volksheilmittel berühmt. Man pflanzt den Wacholder
in mehreren Varietäten als Zierstrauch
und benutzt ihn auch zu Hecken. Wacholder
reisig gebrauchten die alten Germanen zu ihren Opfern und beim
Verbrennen der Toten. Der Rauch verbrannter Zweige schützt nach dem Volksglauben vor Ansteckung und vertreibt Schlangen
[* 11] und böse Geister.
Der Zwergwacholder
(J. nana Willd., J. sibirica Burgsd.),
ein auf dem Boden liegender Strauch mit kurzen, lineal-lanzettlichen, einwärts gekrümmten, sich fast dachziegelig deckenden
Nadeln und rundlichen, blauschwarzen Zapfenbeeren ohne deutliche Erhabenheiten am Scheitel, wächst auf hohen Gebirgen Europas,
vorzüglich auf den Kalkalpen, auf dem Kaukasus, in Armenien, Sibirien und Nordamerika. Der spanische Wacholder
(spanische, griechische
Zeder, Zedernwacholder
, J oxycedrus L.), ein bis 4 m hoher Strauch vom Habitus des vorigen, aber mit kantig
scharfen Ästen, oberseits zweifurchigen und in den Furchen bläulichweißen, unterseits mit scharfem Mittelnerv versehenen
Blättern und rostroten, zuletzt rotbraunen Zapfenbeeren, meist mit drei Erhabenheiten am Scheitel, wächst in ganz Südeuropa,
Nordafrika, Transkaukasien und Syrien; aus dem widerstandsfähigen Holz schnitzten die Alten Götterbilder, jetzt ist es als
weißes Zedernholz im Handel. Auch wird daraus empyreumatisches Öl gewonnen. Der Bermudawacholder
(Bermudazeder,
J. bermudiana L.), bis 18 m hoher Baum mit länglicher Krone, auf dem konvexen Rücken der Blätter mit einer langen, linienförmigen
Drüse und rötlichblauen, aus 6 oder 8 Deckblättern entstandenen, rundlichen Beeren, wächst im südlichsten Florida, auf
den Bahama- und Bermudainseln. Das Holz ist als rotes Zedernholz im Handel.
II. Untergattung, Sabina Spach, sämtliche oder fast sämtliche Blätter einander gegenüberstehend und schuppenförmig, mit einer Drüse auf dem Rücken, selten durchaus nadelförmig. Der gemeine Sadebaum (Sagebaum, J. Sabina L.), ein mehr oder weniger liegender Strauch von sehr gedrängtem Wuchs, mit aufrechten Nebenästen, gegenständig und vierreihig gestellten, schuppenförmigen, etwas zugespitzten Blättern, die gegenständigen am Grund verwachsen, mit breitlänglicher Öldrüse auf dem Rücken, blauschwarzen, überhängenden Zapfenbeeren, wächst in der obern Berg- und subalpinen Region der Gebirge Zentral- und Südeuropas, im Kaukasus, in Nordasien und Nordamerika, an trocknen, felsigen, sonnigen Orten, manchmal reine Bestände bildend oder als Unterholz lichter Nadelwälder, wird auch als Zierstrauch kultiviert.
Zweigspitzen und Früchte enthalten ein widrig betäubend riechendes, ätherisches Öl, welchem sie ihre giftigen Eigenschaften verdanken. Sie wirken besonders heftig auf das Uterinsystem, führen bei vorhandener Schwangerschaft fast immer Abortus herbei und in großen Dosen den Tod. Äußerlich wirken sie, namentlich das ätherische Öl, wie Senf. Man benutzt sie jetzt nur noch selten, am meisten äußerlich gegen spitze Kondylome. Um Mißbrauch zu vermeiden, wird der Strauch hier und da im Freien nicht geduldet. J. phoenicea L., ein Baum mit breitlänglichen, meist sechsreihig stehenden Blättern mit großer, länglicher Öldrüse und runden, rostroten, zuletzt dunklern Beeren, wächst in Südeuropa und Nordafrika, auf Morea und den Inseln des Archipelagus.
Die Beeren werden im Haushalt und in der Medizin benutzt, das Holz wurde vielleicht in Palästina [* 12] zu Särgen verbraucht. J. excelsa Bieb., ein cypressenähnlicher Baum mit rundlich rautenförmigen Blättern, langer, sehr schmaler Öldrüse auf deren Rücken und zuletzt blauschwarzen, meist aus vier Deckblättern entstandenen Zapfenbeeren, ist im Orient sehr verbreitet und lieferte den Alten das Zedernholz zu feinen Arbeiten und Särgen. Ebenso J. religiosa L., ein sehr hoher Baum mit vierreihig stehenden, an alten Bäumen rautenförmigen, an jüngern länglich-lanzettförmigen Blättern mit länglicher Drüse und ziemlich großen, blauschwarzen, meist aus sechs Deckblättern entstandenen Zapfenbeeren, wächst auf dem Himalaja und wird als heiliger Baum bei den Tempeln angepflanzt, in welchen man Äste und Zweige als Räucherwerk verbrennt.
Die virginische, rote Zeder (J. virginiana L.), ein 15 m hoher Baum mit pyramidaler, tief hinabreichender Krone, Blättern an den primären Ästen und Zweigen in alternierenden, dreigliederigen Wirteln, nur im obern Teil freien, fast abstehend zugespitzten, an den sekundären Zweigen dekussiert vierteilig, schuppenförmig angedrückt, eiförmig rhombisch oder eilanzettlich, fast stachelspitzig, mit kleinen, meist unregelmäßigen, schwarzblauen Zapfenbeeren, wächst in Nordamerika südlich bis Florida und Neumexiko, wird bei uns (seit 1664) in mehreren Varietäten als Zierstrauch kultiviert, liefert das rote Zedernholz, welches vielfach zu Schiffsplanken, Zigarrenkisten und namentlich zu Bleistiften benutzt wird. Die Zweigspitzen werden in Amerika [* 13] wie bei uns die des Sadebaums benutzt. Eine Varietät ist die Barbadoszeder.