Vouvry
(Kt. Wallis, Bez. Monthey). Dorfplatz 391 m, Kirche 427 m. Gem. und grosses Pfarrdorf in der Rhoneebene nahe dem linken Ufer des Flusses, 11 km nnw. Monthey. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen Villeneuve-Vionnaz. Station der Linie Saint Maurice-Le Bouveret. Die Gemeinde bildet von der Dent du Velan (2056 m) bis zum höchsten Punkt der Rochers de Savalenaz (2099 m) auf eine Länge von 7 km die Landesgrenze zwischen der Schweiz und Frankreich (Vallée d'Abondance im Chablais).
Die beiden Gebiete verkehren miteinander hauptsächlich über den Col (oder
Pas) de
Vernaz (1820 m) hinten über dem vom
Wildbach
Le Fossaux durchzogenen Thal. Gemeinde, mit
Miex, Chamosin,
Flond und
Port du
Sex: 152
Häuser, 1295 kathol. Ew.; Dorf: 114
Häuser, 1085 Ew. 1816 zählte
man bloss 840 Ew., 1850 deren 963 und 1870 deren 1347. Dass trotz einer starken Auswanderung nach Südamerika, wo 200-300
Bürger von Vouvry
leben, die Einwohnerzahl im steten Wachsen begriffen ist, darf wohl dem regen Kleingewerbe und der Industrie
zugeschrieben werden.
Blühende Papierfabrik. Ehedem ziemlich bedeutende Mühlen, die aber seit einigen Jahren ihre Tätigkeit eingestellt haben. Sägereien. 1901 erstelltes Elektrizitätswerk, das sein Wasser aus dem Lac de Tanay bezieht und über ein Gefälle von 950 m (das höchste benutzte Gefälle auf der Welt) verfügt, was ihm die Erzeugung einer Kraft von 10000 PS gestattet. Kastanienwaldungen. Weinbau. Bei der Porte du Sex tritt eine eisenhaltige Quelle zutage, die aus dem Thälchen von Tanay kommen soll.
Des Dorf Vouvry
wurde in der Nacht vom 23./24. November 1805 zum grössten Teil ein Raub der Flammen. Ein neues Brandunglück
vom und dann besonders die Anlage der Eisenbahnstation haben eine Verschiebung des geschäftlichen
Schwerpunktes des Dorfes zur Folge gehabt. Vouvry
bildete einen Teil der vom König Sigismund von Burgund der Abtei
Saint Maurice
geschenkten Ländereien und wurde im Namen des
Klosters von Vitztumen (vicedomini) verwaltet,
welches Amt namentlich in den
Händen der Geschlechter Sostionis aus
Saint Maurice, d'Allinges und Boquis lag, bis es zu Beginn des 17. Jahrhunderts
an die
Herren de
Fay aus
Monthey kam.
Deren erster, Guillaume de
Fay, erwarb sich dazu noch das den Chorherren auf dem Grossen
St. Bernhard eigene
Lehen
Tanay. Ein
Teil der heutigen Gemeinde gehörte lange Zeit den
Grafen von Savoyen, die hier zur Zeit der Reformation
die hohe und niedere Gerichtsbarkeit durch die Tavelli ausüben liessen. Hundert Jahre später gehörte diese
Herrschaft den
Herren von Quartéry, die bis zu Ende des 18. Jahrhunderts in deren Besitz verblieben. Die Ueberlieferung will wissen,
Karl der Grosse habe auf seinem Kriegszug gegen die Longobarden in Vouvry
eine Nacht zugebracht. Gräber
aus der Eisenzeit. Urkundliche Namensformen: 921 Wovreia;
1017 Vobreium;
1272 Vuvrier;
1720 Vuvry.