Vorstellung
,
allgemeine Bezeichnung aller Gebilde des Seelenlebens, vorzüglich aber derjenigen, welche
Bilder wirklicher
Gegenstände oder aus solchen Bildern entstanden sind. Nach der ältesten und verbreitetsten
Ansicht sind die Vorstellungen
Bilder und
Abdrücke der äußern Gegenstände, wie der schon bei
Demokrat hervortretende psychologische
Realismus lehrt, der
durch
Locke namentlich bei den französischen
Philosophen des 18. Jahrh. wieder in
Aufnahme gekommen ist.
Dieser
Erklärung, die für diejenigen Vorstellungen
, für welche ein entsprechender Gegenstand in der Sinnenwelt nicht vorhanden
ist, offenbar nicht ausreicht, tritt die
Ansicht entgegen, nach welcher die
Seele die Vorstellungen
ganz aus sich selbst hervorbringen
soll, wie z. B.
Berkeley die einzelnen Vorstellungen
unmittelbar durch Gott hervorgebracht werden läßt,
oder wie
Leibniz die Reihenfolge derselben aus einer ursprünglichen
Tendenz der
Seele ableitet, welcher in jedem
Augenblick
in dem
Wechsel der Vorstellungen
Genüge geschehe, und mit welcher der
Lauf der äußern Begebenheiten ohne ursachlichen Zusammenhang
vermöge der prästabilierten
Harmonie zusammentreffe.
Die
Annahme, daß die
Seele ihre Vorstellungen
von innen her auf gewisse Anreize erzeuge, nicht aber von
außen her als fertige empfange, hat vieles für sich, mag man nun mit dem
Realismus unsre
Erkenntnis der
Außenwelt mit den
Dingen selbst genau übereinstimmen oder mit dem
Idealismus diese Übereinstimmung nur bedingt oder gar
nicht stattfinden lassen. Einen wichtigen
Punkt in der
Lehre
[* 2] vom Vorstellen bilden die dunkeln oder unbewußten Vorstellungen
,
welche in der
Seele vorhanden sind und wirken, ohne zur
Wahrnehmung zu gelangen, wohin z. B. die einem zukünftigen Erinnern
zu
Gebote stehenden Gedächtnisspuren vergangener
Eindrücke gehören sowie die Vorstellungen
, welche beim
Lesen,
Sprechen,
Gehen und bei allen mit Fertigkeit und
Geschick ausgeübten
Künsten unbewußterweise mitwirken, u. dgl.