Vorburg,
französ. Vorbourg (Kt. Bern, Amtsbez. und Gem. Delsberg). 524-597 m. Wallfahrtskapelle, Burgruine und 3 Bauernhöfe auf dem Felsgewölbe und Bergrücken von Vorburg links über der Birs, halbwegs zwischen Delsberg und Soyhières und 2,8 km nö. der Station Delsberg der Linie Biel-Sonceboz-Basel. 24 kathol. Ew. Kirchgemeinde Delsberg. Die Vorburg, deren Turmruine weithin in die Lande schaut, beherrscht den N.-Eingang zur Klus von Bellerive und steht auf einem WNW.-OSO. ziehenden Kalkrücken, den sog. Rochers de Beauregard, die schroff zu der 120 m tiefer unten fliessenden Birs abbrechen. Deren hervorspringendste Partien tragen die Reste von mächtigen Mauern mit Türmen, die im frühen Mittelalter als Bollwerk gegen die Barbareneinfälle dienen sollten. Und in der Tat blieb die verheerende Woge der Alemannenflut 2 km nnö. dieser gewaltigen strategischen Position stehen, so dass heute noch die deutsch-französische Sprachgrenze an dieser Stelle durchgeht. Tiefer unten, aber immer noch hoch über der Birs, lehnt sich die wahrscheinlich aus dem 11. Jahrhundert stammende und keinen Anspruch auf architektonischen Wert erhebende Kapelle an einer der landschaftlich schönsten Stellen im ganzen Jura an den künstlich gehauenen und geglätteten Felsen und an alte Mauerflügel an. Es bleibt auf dem nach drei Seiten zur Tiefe breche den Felssporn kaum noch Platz übrig für einen zum Teil als Treppe in das Gestein gehauenen Rundgang mit einigen Ruhebänken, einen kleinen Garten und den Ueberrest eines viereckigen Turms, von dessen mit einem Steinkreuz aus dem Jahr 1866 geschmückter Plattform der Blick ins Thal der Birs, zum Dorf Soyhières und bis zur Burgruine Saugern hinausschweift. Ihren grossen Ruf verdankt die Vorburgkapelle einem wundertätigen Muttergottesbild, zu dem eine grosse Wallfahrt stattfindet. Anlässlich seines Aufenthaltes auf der Vorburg im Jahr 1049 weihte Papst Leo IX. die Kapelle dem h. Immer. Für einen Besuch der Kapelle nimmt man von Delsberg her den nordostwärts zum Restaurant du Mexique führenden Weg, der von da an als von mächtigen Linden beschattete Allee sich fortsetzt und dann in einen ins Gestein gehauenen und gegen den Abgrund hin mit solidem Eisengeländer versehenen Felsenweg von grossem landschaftlichen Reiz übergeht. Die Vorburg ist Eigentum der Bürgergemeinde Delsberg, und der Verschönerungsverein dieses Städtchens wendet ihr seine ganz besondre Sorgfalt zu. Einige Archäologen glauben in den Festungsanlagen der Vorburg die gut charakterisierten Reste von vier verschiedenen Burgen erkennen zu können, die alle als vorgeschobene Posten («Vorburg») über dem wichtigen Eingangstor der Birsschluchten die O.-Front des Burgunderreiches decken sollten.
Hier sassen einst die Kastvögte der Abtei Moutier-Grandval. Das grosse Erdbeben von 1356 legte dann die Burg in Trümmer. Die im 15. Jahrhundert auftretenden sog. «Vorburger», als deren erster 1432 der textor (Weber) Uli genannt wird, sassen niemals auf der Burg, sondern wohnten in einem gewöhnlichen Haus unten im Dorf. Später tauften sie sich in «Herren von Vorburg» um, welcher Titel ihnen 1595 vom Kaiser bestätigt ward. Sie gelangten dann in Deutschland und im Bistum Basel zu hohen Ehren und Würden. Das nördl. der Vorburg gelegene Dorf gleichen Namens hatte im 30jährigen Krieg und unter Pestepidemien derart zu leiden, dass es verschwand. Vergl.
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Raucourt, Abbé A. Histoire de Delémont. Porrentruy 1900. Der Felsen der Vorburg bietet das bemerkenswerte Querprofil eines Gewölbes im Sequan und im Rauracien, der korallogenen Fazies des Argovien (vergl. Greppin, J. B. Description géolog. du Jura Bernois in den Beiträgen zur geolog. Karte der Schweiz. 8, 1870).