Vorarlberg
(d. h. Land vor dem
Arlberg), früher selbständiges Ländchen, jetzt ein Teil des österreich.
Kronlandes
Tirol
[* 3] (s.
Karte
»Tirol und
[* 4] Vorarlberg«
),
grenzt gegen O. an
Tirol, gegen
S. an die
Schweiz
[* 5] (Graubünden),
gegen
W. an das
Fürstentum
Liechtenstein
[* 6] und die
Schweiz (St.
Gallen), gegen N. an
Bayern
[* 7] und umfaßt 2602 qkm (47,26 QM.) mit (1880)
107,373 Einw. deutscher Abstammung (Ende 1887 auf 110,655 berechnet). Am
Gestade des
Bodensees, am Rheinufer herauf und im Illthal hinein bis
Bludenz bildet das Land eine fruchtbare, zum Getreidebau
geeignete
Ebene; alles übrige ist Alpenland und wird im nördlichen Teil vom
Bregenzer Wald, im mittlern Teil von den Vorarlberger
Alpen
[* 8]
(Rote Wand 2701 m), im südlichen Teil von den
Rätischen Alpen mit der Silvrettagruppe
(Piz
Buin 3313 m,
Fluchthorn 3389
m) und dem
Rätikon
(Scesaplana 2968 m) nebst deren
Ausläufern erfüllt.
Die bedeutendsten Alpenthäler sind das Montafoner und das Klosterthal, durch welch letzteres die Straßen- und Eisenbahnverbindung über den Arlberg nach Tirol führt. Der Rhein bildet die westliche Grenze und nimmt die aus dem Land kommenden Gewässer Ill und Frutzbach und durch den Bodensee die Dornbirner und Bregenzer Ache sowie die Leibach auf. Dem Gebiet der Donau gehören die Breitach, Iller und der Lech an. Gegen 860 qkm sind mit Waldungen bedeckt, welche nebst der Viehzucht [* 9] den Hauptreichtum des Landes bilden. Der Getreidebau reicht nicht für den Verbrauch hin; dagegen baut man viel Kartoffeln, auch Obst und Wein. Von großer Bedeutung ist die Baumwollindustrie, welche durch zahlreiche Spinnereien (180,000 Spindeln), Webereien (4000 Kraftstühle), Druckereien und Färbereien vertreten ist. Als Hausindustrie wird für Rechnung Schweizer Unternehmer die Weißstickerei sehr stark betrieben. ¶
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Auch die Verfertigung von Holzwaren, Goldschmiedearbeiten (zu Bregenz),
[* 11] Schiff- und Häuserbau (hölzerne Häuser gehen zu Wasser
nach der Schweiz) sowie die Schiffahrt beschäftigen einen Teil der Bewohner. Viele Vorarlberger
wandern im Frühjahr als Maurer
oder Tagelöhner nach der Schweiz aus und kehren im Spätherbst mit dem ersparten Lohn zurück. Weiteres
s. Tirol. Einen Rest von Selbständigkeit genießt Vorarlberg
durch seinen Landtag, der aus dem Generalvikar zu Feldkirch und 19 Abgeordneten
(einer von der Handelskammer, 4 von den Städten und Industrieorten, 14 von den Landgemeinden) zusammengesetzt ist. In politischer
Beziehung zerfällt in folgende Bezirkshauptmannschaften:
Bezirkshauptmannschaften | Areal in | Bevölkerung | |
---|---|---|---|
QKilom. | Qmeilen | 1880 | |
Bregenz | 805 | 14.62 | 38595 |
Bludenz | 1341 | 24.36 | 24028 |
Feldkirch | 456 | 8.28 | 44750 |
Zusammen: | 2602 | 47.26 | 107373 |
Hauptstadt ist Bregenz. - Im Mittelalter war Vorarlberg
, das die Herrschaften Bregenz, Feldkirch, Bludenz und Hohenems umfaßte, im Besitz
der Grafen von Montfort, die es seit dem 14. Jahrh. nach und nach an Österreich
[* 12] verkauften. Es halte seine
Regierung zu Freiburg
[* 13] i. Br. und stand mit Tirol in keiner weitern Verbindung, bis Kaiser Joseph II. das Gebiet, aber unbeschadet seiner
ständischen Verfassung, 1782 mit Tirol vereinigte. Durch den Preßburger Frieden 1805 kam es mit Nordtirol an Bayern, 1814 aber
wieder an Österreich.
Vgl. Weizenegger-Merkle, Vorarlberg
(Innsbr. 1839, 3 Bde.);
Bergmann, Landeskunde von Vorarlberg
(das. 1868) und dessen zahlreiche geschichtliche
Arbeiten über Vorarlberg;
»Spezialortsrepertorium von Tirol und Vorarlberg«
(hrsg. von der statistischen Zentralkommission,
Wien
[* 14] 1885);
Werkowitsch, Das Land Vorarlberg
(Innsbr. 1888);
Mooßmann, Geschichte Vorarlbergs
(2. Aufl., das. 1874);
Höhl, Wanderungen
durch Vorarlberg
(Würzb. 1880);
Meurer, Führer durch Westtirol und Vorarlberg
(Wien 1885);
Waltenberger, Führer durch
Algäu und Vorarlberg
(6. Aufl., Augsb. 1888);