Volkspartei
,
Deutsche, [* 2] polit. Partei, die sich namentlich in Württemberg [* 3] als partikularistische Fortpflanzung der demokratischen Bewegung von 1848/49 entwickelte. Ihr Programm stellte sie fest auf der Darmstädter Delegiertenversammlung auf der Frankfurter Volksversammlung vom und dem Stuttgarter Kongreß im Sept. 1868, wo sie sich unter der Führung von Joh. Jacoby, Sonnemann, Haußmann u. a. neu konstituierte. Die Ereignisse von 1870 und 1871 drängten sie zeitweise ganz zurück.
In der württemb. Kammer erzielte sie seit 1876 wieder eine kleine, aber beständig wachsende Minorität,
bis sie aus den
Wahlen von 1895 mit 31 Sitzen als die stärkste Partei hervorging. Im
Reichstage war sie anfangs durch 5 Mitglieder
vertreten; später schwankte ihre Mitgliederzahl, nachdem sie 1887 schon einmal alle ihre Sitze verloren hatte,
zwischen 1 und 11. Bei der Reichstagswahl von 1893 erhielt die Volkspartei
11
Mandate. Auf dem 1895 in
München
[* 4] abgehaltenen Parteitag
wurde ein neues Programm beschlossen, das in folgenden Satzungen gipfelt: a. Die Volkspartei
verlangt
die Durchführung der Selbstregierung des
Volks im
Staate. b. Sie erstrebt den
Ausgleich der socialen Gegensätze
in einer die
Freiheit des Einzelnen verbürgenden Gesellschaftsordnung. c. Sie fordert Einsetzung ständiger internationaler
Schiedsgerichte. d. Sie tritt ein für unverbrüchliche Einheit des deutschen Vaterlandes, wie für die Gleichberechtigung
der deutschen Volksstämme. Führer der Partei sind Payer (s. d.), Haußmann
und in
Bayern
[* 5] Kröber. Die wichtigsten publizistischen Organe der Volkspartei
sind:
«Frankfurter Zeitung»,
«Stuttgarter
Beobachter»,
«Nürnberger Anzeiger», «Badischer Landesbote».
Den
Namen Freisinnige Volkspartei
führt seit 1893 eine aus der Spaltung der
Deutschen freisinnigen Partei (s. d.) hervorgegangene,
unter
Führung von Eugen
Richter (s. d.) stehende Gruppe, die im
Reichstage durch 23, im preuß. Abgeordnetenhause durch 14 Mitglieder
vertreten ist. In
Österreich
[* 6] nahm die
Deutsche Nationalpartei (s. d.) 1896 ebenfalls
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den Namen Deutsche an. Sie errang schon im Herbst 1896 bei den Landtagswahlen, namentlich in Steiermark [* 8] und Kärnten, bedeutende Erfolge und brachte im März 1897 bei den Wahlen zum österr. Abgeordnetenhause 46 Kandidaten durch. Die Sprachenverordnungen des Grafen Badeni bekämpfte sie durch die energischste Obstruktion.