Vokālmusik,
die mittels der menschlichen
Stimme unter
Beihilfe der
Sprache
[* 2] hervorgebrachte
Musik,
der
Gesang. Wenn sie ohne
Begleitung von
Instrumenten stattfindet, heißt sie reine Vokalmusik
, sonst begleitete. (S.
Musik.) Aus den
für die Vokalmusik
gewonnenen Formen ist die reine
Instrumentalmusik (s. d.) erwachsen; man muß daher von diesen beiden Hauptmitteln
der Musikerzeugung die Vokalmusik
als das älteste ansehen. Der
Gesang war eine der frühesten Künste des Menschengeschlechts,
der beständige Begleiter und die Seele aller
Dichtungen des
Altertums; was wir jetzt Rhythmus und Versmaß nennen, war ursprünglich
nichts als der meist mit Tanz verbundene
Gesang, der den Worten eine künstlerische Form verlieh.
Außer dem musikalischen Vortrage von Dichtungen bedeutet Gesang auch das Vorgetragene, also das musikalische Werk. Hiernach sind Gesänge Kompositionen für menschliche Stimmen; Sologesänge solche, welche von einzelnen, Chorgesänge solche, welche von mehrern Stimmen oder Massen ausgeführt werden. Die Tonwerke für Gesang bilden die Hauptabteilung der musikalischen Komposition und haben von jeher vor den Werken der Instrumentalmusik den Vorrang gehabt, in der Vereinigung mit diesen jedoch erst ihre eigentliche Vollendung erreicht. Wenn der Gesang schön sein soll, bedarf das Organ der sorglichsten Ausbildung; daher die vielen Schulen, Institute, Vereine, die sich mit der Gesangskunst befassen. Ein wesentlicher, obwohl namentlich in Deutschland [* 3] noch viel zu wenig beachteter Unterschied besteht für den Unterricht darin, ob die Ausbildung für Solo- oder für Chorgesang gelten soll.
Der Kunstgesang wurde im Mittelalter bis zum Beginn des 17. Jahrh. fast ausschließlich von der Kirche gepflegt, und zwar waren die ital. Sängerschulen, die bereits im 5. Jahrh. erwähnt werden, für alle andern vorbildlich. Nach röm. Muster ließ Karl d. Gr. Sängerschulen in Deutschland einrichten und berief bekannte Gesanglehrer aus Italien [* 4] auf Empfehlung des Papstes. – Von neuern Schulwerken für Gesang sind zu nennen die von M. Garcia, F. Schmitt, Nehrlich, Concone, Ferd. Sieber, J. Stockhausen, Fr. Hauser, J. Hey, Müller-Brunow, A. Iffert, H. Goldschmidt.