Titel
Voit
,
1)
August von,
Architekt, geb. zu
Wassertrüdingen, bezog 1822 die
Akademie in
München,
[* 2] bildete
sich in
Italien
[* 3] und
Frankreich weiter und ward 1841 an seines
Lehrers
Gärtner
Stelle
Professor an der
Akademie und 1847 Oberbaurat.
Er wendete in seinen Bauten mit Vorliebe den romanischen
Stil an, den er nordgermanischen und italienischen
Mustern nachbildete.
Er baute das
Rathaus zu
Annweiler in der
Pfalz, die
Neue
Pinakothek und den Industrieausstellungspalast in
München, letztern ganz aus
Eisen
[* 4] und
Glas.
[* 5] Voit
starb in
München.
2) Karl von, Physiolog, Sohn des vorigen, geb. zu Amberg [* 6] in Bayern, [* 7] studierte seit 1848 zu München und Würzburg [* 8] Medizin, arbeitete, nach München zurückgekehrt, in Pettenkofers Laboratorium, [* 9] machte 1854 das Staatsexamen und beschloß nun, sich der Physiologie zu widmen. Er ging 1855 nach Göttingen, [* 10] machte sich in Wöhlers Laboratorium mit den Methoden der organischen Chemie vertraut und kehrte 1856 als Assistent Bischoffs nach München zurück. Er habilitierte sich 1857 an der dortigen Universität, ward 1860 außerordentlicher und 1863 ordentlicher Professor der Physiologie und Konservator der physiologischen Sammlung. 1885 wurde er zum Obermedizinalrat ernannt.
Seine Arbeiten beziehen sich hauptsächlich auf den Stoffumsatz im Körper und die Ernährung. In der Cholerazeit 1854 wies er das Vorkommen großer Quantitäten von Harnstoff in den Geweben, den Muskeln, [* 11] dem Gehirn [* 12] etc. nach; auf Bischoffs Anregung wiederholte er dessen Arbeiten über die Ausscheidung des Harnstoffs bei Hunden und schrieb darüber seine Dissertation »Beiträge zum Kreislauf des [* 13] Stickstoffs im tierischen Organismus«. Diese Arbeit gab die Veranlassung zum Studium der Eiweißzersetzung im tierischen Körper, deren wichtige Resultate er mit Bischoff in: »Die Gesetze der Ernährung des Fleischfressers« (Leipz. 1860) veröffentlichte. Hierdurch sowie durch das Werk »Über die Wirkung des Kochsalzes, des Kaffees und der Muskelbewegung auf den Stoffwechsel« (Münch. 1860) erlitten die Vorstellungen über den Ernährungsprozeß und über den Stoffverbrauch bei der Arbeit eine völlige Umwandlung.
Weitere experimentale
Arbeiten über den Eiweißumsatz, die
Respiration und den gesamten
Stoffwechsel führten
zu wichtigen
Resultaten für den
Arzt und Landwirt, indem die
Bedingungen des
Ansatzes und der
Abgabe von
Eiweiß unter verschiedenen
Umständen festgestellt wurden. Ebenso wurden die Zersetzungsprodukte der
Kohlehydrate und des
Fettes der
Nahrung studiert.
Zur Ausführung dieser
Arbeiten diente der von
Pettenkofer erbaute, zur Untersuchung am
Menschen bestimmte
große
Respirationsapparat,
[* 14] dessen Benutzung beide
Forscher seit 1861 zu gemeinschaftlicher Thätigkeit verband. Eine Übersicht
seiner Forschungsresultate gibt die Festrede: Ȇber die
Theorie der
Ernährung«
(Münch. 1868). In der letzten Zeit leitete
Voit
umfassende Untersuchungen über die
Kost in öffentlichen Anstalten ein und ermittelte
Normen, welche für die
Ernährung
größerer Menschenmengen von höchster Bedeutung sind. Hierauf beziehen sich seine
Schriften: Ȇber die
Kost in öffentlichen
Anstalten«
(Münch. 1876) und »Untersuchung der
Kost in einigen öffentlichen Anstalten« (das. 1877). Mit
Buhl und
Pettenkofer
begründete
er 1865 die noch jetzt von ihm (mit
Kühne) herausgegebene
»Zeitschrift für
Biologie«, in welcher er
die meisten seiner
Arbeiten publizierte. Außerdem schrieb er: »Über die
Entwickelung der
Erkenntnis«
(Münch. 1879);
»Physiologie des allgemeinen Stoffwechsels und der Ernährung« (Bd. 6, 1. Abteilung von Hermanns »Handbuch der Physiologie«, Leipz. 1881).