Vogel
von
Falckenstein,
Eduard, preuß.
General, geb. zu
Breslau,
[* 2] wurde erst für den katholischen
Priesterstand
vorbereitet, trat 1813 in ein westpreußisches Grenadierbataillon, machte bei der schlesischen
Armee den
Krieg mit und erwarb
sich bei
Montmirail, wo er, nachdem alle andern
Offiziere seines
Bataillons kampfunfähig geworden, das
Kommando desselben
übernahm, das
Eiserne Kreuz.
In den folgenden Friedensjahren ward er beim topographischen Bureau beschäftigt und auch mehrfach
zum
Dienst im
Generalstab herbeigezogen; auch widmete er sich der
Kunst der
Glasmalerei
[* 3] und richtete im Auftrag
Friedrich
Wilhelms
IV. das königliche
Institut für
Glasmalerei in
Berlin
[* 4] ein.
Zum Major im Kaiser Franz-Grenadierregiment befördert, kommandierte er sein Bataillon im Straßenkampf zu Berlin und ward an der Spitze desselben verwundet. Nach dem dänischen Feldzug erhielt er das Kommando über das Gardeschützenbataillon, ward 1850 Generalstabschef des 3. Korps, 1851 Oberst, 1855 Generalmajor und Kommandeur der 2. Gardeinfanteriebrigade, 1858 Generalleutnant und Kommandeur der 5., dann der 2. Gardeinfanteriedivision. Beim Ausbruch des Kriegs gegen Dänemark [* 5] zu Anfang 1864 ward er zum Chef des Generalstabs der verbündeten Armee, im April zum Befehlshaber der in Jütland einrückenden Truppen ernannt und drang bis über den Limfjord vor.
Zum
Gouverneur von
Jütland ernannt, erhielt
er den
Orden
[* 6]
pour le mérite und nach dem
Abschluß des
Friedens
mit
Dänemark den Oberbefehl über das 7.
Armeekorps. 1866 erhielt er die Leitung der preußischen
Operationen gegen die Bundestruppen.
Nachdem er rasch das
Königreich
Hannover
[* 7] in
Besitz genommen und die hannöversche
Armee 28. Juni bei
Langensalza
[* 8] kapituliert hatte,
rückte Vogel von Falckenstein
mit der Mainarmee gegen
Fulda
[* 9] vor, traf 4. Juli bei
Dermbach und
Hünfeld auf das 7. und 8. Bundesarmeekorps,
überstieg das Rhöngebirge, lieferte 10. Juli den
Bauern die blutigen
Gefechte bei
Hammelburg,
Kissingen
[* 10] und Waldaschach und besetzte,
nachdem die
Division
Goeben 13. Juli das 8.
Korps bei
Laufach und am 14. bei
Aschaffenburg
[* 11] geschlagen, schon
am 16.
Frankfurt
[* 12] a. M. Obwohl Vogel von Falckenstein
hierbei bedeutende Erfolge errungen,
welche ihm eine große
Popularität und später einen
Anteil an der
Dotation verschafften, hatte er doch im
Widerspruch mit den
Absichten des großen
Hauptquartiers bei seinen
Operationen sowohl
bei
Langensalza als namentlich gegen die
Bayern
[* 13] gehandelt.
Deshalb ward er vom Oberkommando der Mainarmee 19. Juli abberufen und zum Kommandierenden in
Böhmen
[* 14] ernannt.
Im
Herbst 1866 erhielt er das 1.
Armeekorps und wohnte im April 1867 dem konstituierenden
Reichstag des Norddeutschen
Bundes
als
Abgeordneter für
Königsberg
[* 15] bei. 1868 plötzlich seines
Kommandos enthoben, wurde er im Juli 1870 zum
Generalgouverneur
der deutschen Küstenprovinzen ernannt und mit deren
Schutz betraut, kam jedoch nicht zu kriegerischer
Aktion, ward dann
Gouverneur
von
Königsberg und 1873 zur
Disposition gestellt. Er starb auf seinem
Gute
Dolzig in
Schlesien.
[* 16] 1889 wurde das 56.
Regiment
nach ihm genannt.
Vgl.
v. d. Wengen,
General Vogel von Falckenstein
und der hannöversche
Feldzug 1866 (Gotha
[* 17] 1886).