Vivy
oder Viviers (Grand und Petit), deutsch Gross Vivers und Klein Vivers (Kt. Freiburg, Bez. See, Gem. Barberêche). 584 und 565 m. Zwei Häusergruppen und Schlösser auf den Steilufern links über der Saane, an der Strasse Freiburg-Laupen und 3,3 km nw. der Station Düdingen der Linie Bern-Freiburg, von woher man auf einem Fussweg nach Bad Bonn und dann über einen Fussgängersteg nach den beiden Schlössern gelangt. Zusammen 6 Häuser, 53 kathol. Ew. Kirchgemeinde Barberêche.
Schloss Gross Vivers stammt in seiner heutigen Gestalt aus dem 17. Jahrhundert und steht an der Stelle einer alten Befestigung, von der schon im 13. Jahrhundert bloss noch Burghügel und Graben erhalten waren. Schloss Klein Vivers gilt dagegen als gut erhaltenes Muster einer mittelalterlichen Festungsanlage. Während die senkrecht zur Saane abbrechenden Felswände auf der einen Seite einen festen natürlichen Schutz boten, erscheint die Burg auf den übrigen Seiten von einem halbkreisförmigen Graben und sehr mächtigen Wall umgeben.
Der viereckige Bergfried ist 21,6 m hoch und hat eine Seitenlänge von 10,5 m. Seine aus Geschieben der Saane gefügten Mauern sind nach aussen mit schönen Tuffblöcken und nach innen mit Tuff und Molassesandsteinen verkleidet. Ihre Mächtigkeit beträgt an der Basis 3,55 m und in der Höhe des dritten Stockwerkes 3,20 m. In diesem Turm waren neben einem Kellergeschoss 5 Stockwerke in Zimmerwerk eingebaut. Vom dritten Stock aus öffnete sich eine Türe gegen den Wall. Heute ist das Innere des Turmes zerfallen. Neben dem Turm befinden sich innerhalb des Walles ein Wohnhaus aus dem 16. Jahrhundert, eine in Trümmern liegende Kapelle und verschiedene Oekonomiegebäude.
Gross Vivers soll seit dem 9. Jahrhundert als feste Burg bestanden haben. 1131 erscheint zum erstenmal ein Udelhard de Viviers als Gründer des Klosters Frienisberg. Dieser Udelhard, comes dictus de Sedorf, Sogren et de Viviers, soll aus dem Geschlecht der Grafen von Thierstein stammen. Aus spätern Urkunden geht dann in der Tat hervor, dass beide Schlösser Vivers zu den Besitzungen der Thierstein gehörten. Mai de Diesbach glaubt, die Herren von Vivers seien Dienstleute der Grafen von Neuenburg gewesen.
Sie werden als Wohltäter der Klöster Hauterive, in der Magerau (Maigrauge) und Hautcrêt genannt, lieferten der Stadt Freiburg 1270 einen Schultheissen und erloschen gegen Ende des 13. Jahrhunderts, worauf ihre Güter den Herren von Pont zufielen. In einer Urkunde von 1293 wird Alt oder Gross Vivers als podium de veteri Vivier und Neu oder Klein Vivers als de castro de Vivier et de turne erwähnt. Der erstere Ausdruck weist darauf hin, dass vom ältern Schloss nur noch die (in andern Urkunden wohl auch motta oder berg genannte) Burgstelle vorhanden war. 1363 erklärten sich die Herren von Pont bezüglich Gross und Klein Vivers als Lehensleute der Thierstein, worauf dann die Stadt Freiburg im 15. Jahrhundert die Lehenshoheit sich erwarb.
Alt oder Gross Vivers kam nun der Reihe nach an die Freiburger Patriziergeschlechter der Oguey, Praroman und Féguely und gehört heute der Familie Maillardoz. Neu oder Klein Vivers ging im 14. Jahrhundert von den Herren von Pont an diejenigen von Treyvaux über, deren einer die Burg zu einem wirklichen Raubnest machte, und kam dann an die Vuippens, die den Freiburger Truppen in den zahlreichen Fehden der Stadt stets gastliche Unterkunft gewährten. Endlich gelangte die Burg durch Heirat an die üppige Familie der Rych, auf deren später herrenlos gewordene Güter sowohl Freiburger als Berner Patrizier Ansprüche machten.
Diese Bewerbung gab Anlass zu einem heftigen Streit zwischen den ohnehin schon durch politische Rivalität gegeneinander erbitterten beiden Städten. Bern ergriff die Gelegenheit zur Kriegserklärung an Freiburg und zum Beitritt in die vom Herzog von Savoyen gegen diese Stadt gebildete Liga. Der Friedensvertrag von Murten vom sprach dann die Güter der Familie Rych und damit auch die Burgherrschaft Klein Vivers den Bernern zu. Später kam das Schloss durch Kauf an Freiburg zurück, worauf es während eines Jahrhunderts Eigentum der Praroman war und nachher allerlei Ungemach erlebte. Vergl. den von Max de Diesbach in den Étrennes fribourgeoises für 1907 veröffentlichten Artikel über die beiden Schlösser Vivers.