Viti
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s. Fidschiinseln. ^[= (Viti, engl. Fiji Islands), große, seit 1875 in britischem Besitz befindliche Inselgruppe Ozeaniens ...] [* 3]
Viti
3 Wörter, 24 Zeichen
Viti,
s. Fidschiinseln. ^[= (Viti, engl. Fiji Islands), große, seit 1875 in britischem Besitz befindliche Inselgruppe Ozeaniens ...] [* 3]
[* 3] (Viti, engl. Fiji Islands), große, seit 1875 in britischem Besitz befindliche Inselgruppe Ozeaniens, zwischen 15 bis 22° südl. Br. und 177° westl. bis 175° östl. L. v. Gr. (s. Kärtchen), vermittelt nach Natur und Bewohnern den Übergang von Polynesien zu Melanesien und wird daher von den einen zu diesem, von den andern zu jenem gerechnet. Der Archipel besteht aus 255 Inseln und Inselchen, von denen aber nur 80 bewohnt sind, die übrigen kaum den Meeresspiegel überragen, mit einem Gesamtareal von 20,807 qkm (377,9 QM.). Davon kommen auf die Hauptinseln Viti Levu (s. d.) 11,600 qkm (210,7 QM.) und Vanua Levu 6406 qkm (116,3 QM.), auf die Inseln zweiten Ranges: Taviuni (Vuna) 553, Kandavu 535, Ngau 149, Ovalau 125 qkm. Die ganze Gruppe ist von Korallenriffen umgeben, was die Annäherung an dieselbe sehr erschwert; auch sind die zahlreichen kleinen und niedrigen Inseln ausschließlich korallinischen Ursprungs.
Die meisten Inseln aber werden von hohen Bergspitzen (bis 1200 m) gebildet, welche unvermittelt aus dem Meer steigen, als ob sie die Überbleibsel eines versunkenen Kontinents wären. Diese Ansicht wird unterstützt durch die geognostische Zusammensetzung der Gruppe; denn obschon die Gesteine [* 5] hauptsächlich vulkanischer Natur sind, so haben Seemann, Gräfe und Horne doch auch ältere Formationen (Sandstein, eisen- und kupferhaltige Gesteine, Gold, [* 6] Feuerstein, Graphit, Kalkstein mit Versteinerungen und Pflanzenabdrücken) gefunden.
Alte erloschene Krater [* 7] sind am deutlichsten auf Taviuni erkennbar; heute zeigen nur noch Erdstöße und zahlreiche heiße Quellen (an der Savu Savu- und der Natevabai auf Vanua Levu, auf Viti Levu, Kandavu u. a. O.) die fortdauernde Wirksamkeit unterirdischer Kräfte an. Flüsse [* 8] gibt es nur auf Viti Levu, wo der wasserreiche Rewa in seinem Unterlauf mit Schiffen von 15 Ton. Gehalt und die Singa Toka ebenfalls eine kurze Strecke befahren werden können. Die Verteilung der Niederschläge ist eine sehr unregelmäßige; im O. sind sie bedeutender als im W., im allgemeinen aber reichlich.
Das Klima [* 9] ist mild (Maximum 29°, Minimum 17, Mittel 21,3° C.). Daher ist auch die Vegetation eine außerordentlich üppige. Die Flora der Fidschiinseln ist namentlich durch den Engländer Horne erforscht worden. An einheimischen Gewächsen sind bisher 1086 Phanerogamen und 245 Farne [* 10] und Kryptogamen bekannt, wovon 620, bez. 15 dem Archipel endemisch sind. Die Waldungen, mit deren Niederlegung in jüngster Zeit so schnell vorgegangen wurde, daß die Kolonialregierung durch besondere Erlasse die Erhaltung und Anpflanzung von Bäumen anordnete, sind reich an wertvollen Bauhölzern; das kostbare Sandelholz ist aber vor der Annexion zur Ausfuhr nach China [* 11] fast ganz ausgerottet. Dagegen kommen Kautschukpflanzen in den Wäldern noch in großer Menge vor. Ganz besonders reich sind die Inseln an Nährpflanzen, die von den Eingebornen von jeher angebaut wurden. Yams kom-
[* 3] ^[Abb.: Fidschiinseln.] ¶
men in 20 verschiedenen Arten, Taro in 18, Zuckerrohr in 24 Arten wild vor; andre Früchte sind: Brotfrucht, Bananen, Kokosnüsse, Bataten, Sago. Hauptprodukte und Hauptausfuhrartikel sind: Zucker [* 13] (1884: 218,224 Pfd. Sterl.) und Kopra (69,642 Pfd. Sterl.). Der Anbau von Zuckerrohr nimmt immer großartigere Dimensionen an, besonders nachdem durch den Import von Maschinen die Verarbeitung des Rohrs ermöglicht wurde, und drängt den Anbau von Baumwolle [* 14] und Mais, die früher wichtigsten Eportartikel ^[richtig: Exportartikel], mehr und mehr zurück.
Von zunehmender Wichtigkeit ist die Ausfuhr von Südfrüchten nach Australien [* 15] und Neuseeland, unbedeutend dagegen der Export von Melasse, Kaffee, Kokosfasern, Lichtnüssen, Rum. Mit dem Anbau von Tabak, [* 16] Kakao, Vanille, Thee und Reis sind gelungene Versuche gemacht worden. Mit dem Ackerbau hat sich die Viehzucht [* 17] gehoben. Früher gab es von Landtieren nur Ratten, Hunde [* 18] und Schweine; [* 19] die letztern wurden hier, wie auf allen Südseeinseln, von den Eingebornen in großer Menge gezogen.
Anfang 1884 betrug der Viehstand 600 Pferde, [* 20] 5324 Rinder, [* 21] 5992 Angoraziegen, 5373 Schafe [* 22] und 50,000 Schweine. Für Schafzucht eignen sich die Inseln nicht, und die Wollausfuhr ist sehr gering. Die Gesamtausfuhr stieg 1875-84 von 94,266 auf 345,344 Pfd. Sterl., während sich die Einfuhr (Maschinen, Kleider, Eisenwaren, Getränke, Schlachtvieh etc.) von 118,647 auf 434,522 Pfd. Sterl. hob. Der Schiffsverkehr in den Häfen Levuka und Suwa (früher auch Loma Loma) betrug 1875: 17,630 und 1884: 63,246 Ton. (davon britisch 57,330, deutsch 4449 T.).
Mit dieser schnellen Entwickelung stiegen in demselben Zeitraum die Staatseinnahmen von 16,443 auf 68,162 Pfd. Sterl., die Ausgaben von 41,523 auf 98,467 und die öffentliche Schuld auf 254,025 Pfd. Sterl. Die Staatseinnahmen bestehen in der Hauptsache in Zöllen und den in Naturalien, namentlich in Kopra, bestehenden Abgaben der Eingebornen. Sämtliche bewohnte Inseln sind in Distrikte geteilt, aus denen jährlich eine bestimmte Menge von Bodenprodukten durch den Häuptling an die Regierung abgeliefert wird, welche dieselben versteigern läßt.
Die Bevölkerung [* 23] der Fidschiinseln zählte 127,444 Seelen und zwar 3513 Europäer (Engländer, Deutsche) [* 24] und Nordamerikaner, 2409 ostindische Kulis, 5650 importierte Melanesier und 114,891 Fidschianer. Die Eingebornen der Fidschiinseln gehören zur papuanischen Rasse, welche in ihnen die höchste geistige und gesellige Entwickelung erreicht hat, indem sie durch innigen Verkehr mit Tonga sich polynesische Erfindungen und Satzungen aneigneten. Wenn sie sich aber durch zierlichen und dauerhaften Bau ihrer Häuser, in Anfertigung von großen Doppelkähnen, die bis 300 Krieger tragen konnten, von schön gefärbten Zeugen, die um den Leib gewunden wurden und bei den Häuptlingen lang nachschleppten, von Matten, irdenen Gefäßen aus rotem oder blauem Thon u. a. sowie durch ihre mythologischen Dichtungen in gebundener Rede vor ihren Stammesgenossen hoch auszeichneten, so waren sie anderseits die blutgierigsten Kannibalen, Menschenfresser aus reiner Genußsucht.
Ihre Religion war zum großen Teil Ahnendienst, und neben Göttern, welche allgemeinere Verehrung genossen, gab es solche für jedes Dorf, sogar für jedes Haus. Dabei spielten die Priester eine einflußreiche Rolle. Ein einheitliches Reich scheinen sie nie gebildet zu haben, zur Zeit der Entdeckung lebten sie in getrennten kleinen Staaten unter einer Anzahl von Häuptlingen, die einander beständig befehdeten. Die Zahl der Eingebornen soll 1859 gegen 200,000 betragen haben, 1874 aber nur 140,000; 1875 raffte eine von Sydney [* 25] eingeschleppte Masernepidemie 30,000 Menschen weg. S. Tafel »Ozeanische Völker«, [* 26] Fig. 10, 11.
Die Inselgruppe war zwar schon 1643 von Tasman gesehen worden, der sie »Prins Willhems Eilanden« nannte, sie ward aber erst seit 1827 bekannter; 1840 wurde sie von Wilkes und 1857 von Denham kartographisch aufgenommen. Eine Anzahl von Sydney entflohener Sträflinge gelangte 1804 hierher, und seit 1835 suchten wesleyanische Missionäre vergeblich dies wilde Volk für mildere Sitten und das Christentum zu gewinnen. Einen Erfolg hatten sie erst 1854, als der mächtigste Häuptling der Gruppe, Thakombau, zum Christentum übertrat.
Derselbe, der sich im Verkehr mit den schon numerisch nicht unbedeutenden weißen Ansiedlern eine drückende Schuldenlast aufgebürdet hatte, bot 1859 der britischen Regierung sein Land an. Das Anerbieten wurde abgelehnt und 1871 von Thakombau, der inzwischen mit Europäern als Ministern eine Art parlamentarischer Regierung eingeführt hatte, und den übrigen Häuptlingen der Gruppe mit gleichem Mißerfolg wiederholt, aber 1874 angenommen. England verpflichtete sich zur Zahlung eines Jahresgehalts an den König und zur Übernahme seiner Schulden (80,000 Pfd. Sterl.); die Fidschiinseln wurden eine Kronkolonie Englands mit einem Gouverneur, einem Gesetzgebenden Rat und einem großen Stab [* 27] von Beamten, sämtlich Engländern.
Der Sitz der Regierung war früher in Levuka auf Ovalau, wurde aber 1880 nach Suwa an der Südküste von Viti Levu verlegt. Seit der britischen Annexion haben sich Produktion und Handel der Inselgruppe ungemein gehoben. Der Kannibalismus ist gänzlich verschwunden, und mit Ausnahme einiger Stämme im Innern von Viti Levu, welche anfangs Unruhen erregten, die bald unterdrückt wurden, bekennen sich heute alle Einbornen ^[richtig: Eingebornen] zum Christentum. Elementarschulen sind überall, höhere Schulen durch Missionäre an mehreren Orten und neuerdings auch zwei Industrieschulen errichtet worden. Da die Eingebornen wenig ausdauernd als Arbeiter sind und kontraktmäßig nicht länger als einen Monat zur Arbeit verpflichtet werden dürfen, so sind Eingeborne der Salomoninseln, Neuen Hebriden, Gilbertinseln u. a., neuerdings auch Inder, eingeführt worden.
Die vor der britischen Annexion seitens der Häuptlinge erfolgten Landverkäufe wollte die Kolonialregierung zum großen Teil nicht anerkennen, wodurch namentlich deutsche Angehörige schwer geschädigt wurden. Die Ansprüche derselben wurden durch eine aus deutschen und englischen Regierungsbevollmächtigten zusammengesetzte Kommission Anfang 1885 geprüft und englischerseits eine Entschädigungssumme von 10,620 Pfd. Sterl. gezahlt. Seit 1880 bildet die Insel Rotumah eine Dependenz der Fidschiinseln.
Vgl. außer dem Reisebericht von Wilkes (»United States exploring expedition«, 1840) Williams und Calvert, Fiji and the Fijans (Lond. 1858);
Forbes, Two years in Fiji (das. 1875);
Meinicke, Die Inseln des Stillen Ozeans (Leipz. 1876);