Visperterminen
oder Visperterbinen (Kt. Wallis,
Bez. Visp).
1340 m. Gem. und Pfarrdorf am rechtsseitigen Steilgehänge des
Visperthales
im engern Sinn, zwischen
Staldenried und
Visp und 5 km sö. der Station
Visp der Simplonbahn. Postablage,
Telegraph, Telephon. Gemeinde, mit
Niederhäusern,
Stalden und zerstreuten Wohnstätten: 73
Häuser, 630 kathol. Ew.; Dorf: 58
Häuser, 567 Ew.
Der ständig bewohnte und angebaute Abschnitt der Gemeinde liegt am prachtvoll exponierten, stark gestuften, von kleinen
Wildbächen angerissenen und ausser dem Dorf mit zahlreichen kleinen Häusergruppen,
Häusern,
Hütten und
Stadeln besäten
Gehänge über der untersten
Visp. Im vordern Gemeindeabschnitt befindet sich, nur 2 km hinter dem
Flecken
Visp und vom Flussufer
bis über 1200 m hinanreichend, der berühmte
Weinberg der sog. Heidenreben mit einer Fläche von 9,5 ha. Das im mittlern
Abschnitt gut bewaldete Gehänge leidet immer noch unter Wassermangel, trotzdem sich die Bewohner seit
den ältesten Zeiten alle Mühe geben, das befruchtende Element von weit her zu führen und die
Wildbäche zu speisen, die
sonst während zwei Dritteln des Jahres trocken liegen würden. Solcher ins Gehänge eingebetteten und der
Visp zufliessenden
Wildbäche sind drei vorhanden: der einen Teil der Heidenreben berührende
Staldenbach, der 300 m n. vom
Dorf vorbeiziehende
Riedbach und der
Breiterbach im S., der die Gemeinden Visperterminen
und
Staldenried trennt. F. G. Stebler
stellt in seiner sehr interessanten Studie
Ob den Heidenreben (Zürich
1901) fest, dass auf Gemeindegebiet von Visperterminen
fünfzehn
Bewässerungskanäle im Betrieb stehen.
Deren bedeutendster und zugleich ältester ist der sog. Heido, der an der Zunge eines der kleinen Eisfelder hinten im Nanzthal in 2500 m Höhe beginnt, dem linken Thalgehänge folgt, den Rücken von Gebidem (oder Gebüdem) überschreitet und zum Teil den Riedbach speist, der nun das lebenspendende Wasser seinerseits wieder an die verschiedenen Terrassen des Gehänges abgibt. Ein zweiter Bewässerungskanal, der in 1740 m Höhe von der Gamsa abzweigt, geht um den Bergsporn über dem Rhonethal herum und zieht sich ob Eiholz ins Visperthal hinein, um hier die mittlern Gehängepartien zu befruchten. Da aber die an Eiholz zu bezahlenden Entschädigungen eine grosse Last bedeuten und sogar ein Teil des von der Leitung durchzogenen Landes hat angekauft werden müssen, hat man beschlossen, durch den Berg einen Stollen zu führen, der seit 1896 im Bau, aber trotz Bundessubventionen immer noch nicht vollendet ist.
Visperthal - Vissoye

* 2
Seite 46.423.
Die Gemeinde reicht bis ins
Nanzthal hinüber, wo sie schöne Alpweiden besitzt. Der 2200 m hoch gelegene
Gebidem- oder Terminensee, der zur Gewinnung von Wasserkraft für die Ventilation des eben genannten
Stollens aufgestaut worden
war, hat im Frühjahr 1907 die Dämme durchbrochen und seine
Wasser durch den
Riedbach in ungeheurem Schwall zur
Visp (680 m)
hinunter stürzen lassen. Dadurch wurde die Bahnlinie
Visp-Zermatt unterbrochen und mit
Schutt und Felsblöcken
überführt und ausserdem die
Visp zu einem nahezu 1 km
langen See zurückgestaut. Im Dorf Visperterminen
ist die modern gebaute
Pfarrkirche sehenswert, die einen der alten Altäre aus geschnitztem
Holz besitzt, wie sie im Oberwallis so häufig sich finden.
Sie stand ursprünglich unter der Mutterkirche zu
Visp, von welcher sie seit 1256 abgetrennt ist. Die 20 Minuten
¶
mehr

ob dem Dorf im Schatten eines Lärchenwäldchens stehende ehemalige Wallfahrtskapelle «St.
Maria im Wald» ist seit der Mitte des 18. Jahrhunderts durch einen Neubau ersetzt. Die Leute von Visperterminen
pflegen
auch das Theater, indem sie von Zeit zu Zeit etwa ein Mysterium, wie «die Flucht
nach Aegypten» oder «das Leben des h. Alexis»,
aufführen. Schützenverein, der alljährlich sein Stiftungsfest mit grossem Pomp und eigenartigen Gebräuchen feiert. Gemeindekeller,
aus dem bei bestimmten Anlässen Freiwein verabfolgt wird. In Visperterminen
ist 1788 der Ingenieur und Vater der modernen
Gletschertheorien Ignaz Venetz geboren, der als waadtländischer Kantonsingenieur die Verbauung der Baye de Clarens und
nachher als Kantonsingenieur des Wallis
anlässlich der Ueberschwemmung im Bagnesthal 1818 den Durchstich der vom Giétrozgletscher
niedergebrochenen Eisbarre leitete. Urkundliche Namensformen: 1131 Termenum;
1259 de Termignon;
1315 Terminon;
1533 Terbinen.
Zur Unterscheidung von Thermen bei Brig erhielt dann später der Ort die genauere Bezeichnung «Visperterm
inen», d. h. Terminen
bei Visp. In Oberstalden sind Gräber mit Skeletten aus der Eisenzeit aufgedeckt worden.