Viola
Tourn.
(Veilchen),
Gattung aus der
Familie der
Violarieen, ein- oder zweijährige oder perennierende
Kräuter, selten
Halbsträucher, häufig mit verkürzter
Achse, bisweilen
Ausläufer treibend, mit zerstreut stehenden, einfachen
Blättern, meist einzeln achselständigen, langgestielten
Blüten mit fünf
Blumenblättern, von denen das untere unpaarige
an der
Basis gespornt ist, und dreiklappiger, vielsamiger
Kapsel. Von den etwa 100, besonders in den gemäßigten
Ländern der nördlichen
Halbkugel heimischen
Arten (etwa 30 in den Gebirgsregionen
Südamerikas) wächst Viola
odorata L. (Märzveilchen,
wohlriechendes
Veilchen) in fast ganz
Europa
[* 2] und einem großen Teil
Asiens.
Wurzeln und Wurzelstock enthalten Violin (Veilchenemetin), welches brechenerregend wirkt; die Blüten dienen zur Bereitung von Veilchensirup, Cremes, Gelee, Gefrornem, feinem Backwerk, Limonaden etc., auch werden sie überzuckert (pralinierte V) und in der Parfümerie benutzt. Man kultiviert mehrere Varietäten als Zierpflanzen, und die Treiberei reich- und großblühender Sorten (Monats-, italienisches, russisches Veilchen, Zar, Belle de Chatenay, Victoria [* 3] Regina) bildet einen einträglichen Zweig der Handelsgärtnerei.
Den alten Griechen war das
Veilchen
Symbol der jährlich wieder auflebenden
Erde und der
Jungfrauschaft.
Die Tochter des
Atlas
[* 4] wurde, als sie sich vor dem
Apollon
[* 5] verbarg, in ein
Veilchen verwandelt. Aber auch die Bakchantinnen schmückten
die Thyrsosstäbe mit
Veilchen, und ebenso wurden die
Bilder der
Hausgötter mit
Veilchen geziert.
Homer erwähnt das
Veilchen
oft, doch nur in Bezug auf die dunkle
Farbe der
Blüten, nicht auf ihren
Duft.
Später unterschied man schwarze,
helle und farbige
Veilchen und verstand unter letztern den
Goldlack und die
Levkoje. Im ganzen
Mittelalter blieb das
Veilchen
eine beliebte
Zierpflanze,
Mönche kultivierten es in den Klostergärten und verwendeten es zu
Spezereien und wohlriechenden
Wässern. Viola
tricolor L.
(Dreifaltigkeitsblume,
Freisamkraut,
Stiefmütterchen,
Ackerveilchen,
Jelängerjelieber, franz.
Pensée),
ein- oder zweijährig, 10-20
cm hoch, mit eirunden bis herzeiförmigen, grob und flach gekerbten Blättern, leierförmig fiederspaltigen
Nebenblättern und mannigfach variierenden
Blüten, bei denen alle oder nur die obern
Blätter violett oder blaßblau und die
übrigen oder alle gelb sind (die dreifarbigen: Dreifaltig
keitsblümchen, die rein gelben:
Stiefmütterchen),
findet sich in ganz
Europa, Nordafrika,
Kleinasien,
Sibirien und
Nordamerika.
[* 6]
Das
Kraut ist offizinell (es enthält
Salicylsäure) und wird seit dem 16. Jahrh. gegen
Hautkrankheiten
[* 7] benutzt. Man kultiviert
gegenwärtig sehr großblütige
Varietäten und
Bastarde mit Viola
altaica
Pall und Viola
lutea L. als beliebte
Gartenpflanzen und unterscheidet einfarbige (weiße, gelbe, blaue, schwarze) und bunte (marginata mit weißem oder gelbem
Saum;
Odier, bei denen alle fünf
Blumenblätter gefleckt sind, und oculata, mit weißem oder gelbem
Saum). Das
Stiefmütterchen
spielt in
England und
Frankreich dieselbe
Rolle wie das
Vergißmeinnicht in
Deutschland
[* 8] und dient auch zum
Schmuck der
Gräber. Viola
canina L. (Hundsveilchen), in
Weiden, auf
Wiesen und
Triften, hat blaue, geruchlose
Blüten. Viola
cornuta
L., in den
Pyrenäen und
Alpen,
[* 9] von gedrungenem Wuchs, mit kleinen, länglichen Blättern und großen, hellvioletten
Blüten,
wird in mehreren
Varietäten kultiviert.