Villemain
(spr. wil'mäng), Abel François, franz. Gelehrter, geb. zu Paris, [* 2] wurde Lehrer und gewann 1812 und 1816 akademische Preise durch die «Eloged» auf Montaigne und Montesquieu. Von Royer-Collard zum Professor an der Sorbonne ernannt, hielt er hier unter großem Zulauf 16 Jahre lang von liberaler Gesinnung erfüllte Vorträge, besondere über die Geschichte der franz. Litteratur: «'Tableau de la littérature au moyen âge en France, en Angleterre, en Espagne et en Italie» (2 Tle.) und «Tableau de la littérature au dix-huitième siècle» (5 Tle., 1828; 2. Aufl. beider Werke, 6 Bde., 1804). Schon 1821 wurde er Mitglied der Akademie.
Als er im
Auftrag derselben 1827 die
Bittschrift gegen Wiedereinführung der Censur mit Lacretelle und Châteaubriand
ausgearbeitet
hatte, fiel er in
Ungnade; unter
Ludwig Philipp wurde er dagegen 1831 durch die Pairswürde ausgezeichnet.
Im Ministerium vom übernahm er den öffentlichen Unterricht und hatte das organische Gesetz des Sekundärunterrichts
vorzubereiten. Doch befriedigte er niemand mit seinem, gegen die widerstrebendsten
Zumutungen nachgiebigen Entwurf und trat zurück. Er starb zu Paris. Unter seinen sprachlich eleganten Schriften sind noch zu nennen: «Histoire de Cromwell» (Par. 1819),
«Études de littérature ancienne et étrangère» (ebd. 1846 u. ö.),
«Tableau de l'éloquence chrétienne au 4e siècle» (ebd. 1846 u. d.; deutsch von Köhler, Regensb. 1855),
«Souvenirs contemporains d'histoire et de littérature» (2 Bde., Par. 1853-55 u. ö.),
«Choix d'études sur la littérature contemporaine» (ebd. 1857). Nach seinem Tode erschien «Histoire de Grégoire VII» (1873).