Villemain
(spr. wilmâng), Abel François, franz. Schriftsteller und Philolog, geb. zu Paris, [* 2] wurde, 20 Jahre alt, Professor der Rhetorik am Lyceum Charlemagne und bald darauf an der Normalschule und erwarb sich hier durch Lobreden auf berühmte Männer, so auf Montaigne und Montesquieu, einen Namen, ward unter Decazes Direktor des Buchhandels und 1819 Staatsrat und Vorstand der Petitionskommission. Seine Vorlesungen von 1827 bis 1830, die einen ungeheuern Zulauf hatten, erschienen als »Cour de littérature française« (1828-30; 2. Aufl. 1864, 6 Bde.),
ein Werk von bleibendem Wert. Auch als
Historiker hat sich Villemain
, besonders durch seine meisterhafte, aus
den
Quellen geschöpfte
»Histoire de
Cromwell« (1819, 2 Bde.;
Deutsch, Leipz. 1830) und durch sein historisches Gemälde: »Lascaris,
ou les
Grecs du XV. siècle« (1825),
Ruhm erworben. Seine ästhetisch kritischen Schriften in den »Mélanges« (1823, neue Ausg. 1860) und den »Nouveaux mélanges« (1827) suchen die Mitte zu halten zwischen den extremen Ansichten des Klassizismus und Romantizismus, der materialistischen Philosophie des 18. Jahrh. und dem Idealismus unsrer Zeit. In der Deputiertenkammer, wo er seit Juli 1829 saß, bis er 1832 zum Pair ernannt wurde, gehörte er zur Opposition. Unter seinen parlamentarischen Leistungen ist außer mehreren glänzenden Reden, z. B. gegen die Septembergesetze 1835, sein »Rapport sur l'instruction secondaire« (1843) zu erwähnen.
In dem Ministerium Soult vom bis war er Minister des öffentlichen Unterrichts. Am wieder mit diesem Portefeuille betraut, betrieb er hauptsächlich 1844 die Ausweisung der Jesuiten. Ende dieses Jahrs befiel ihn eine Geisteskrankheit, doch trat er nach seiner Genesung (1847) wieder mehrfach in der Kammer auf. Durch die Februarrevolution von 1848 vom politischen Schauplatz entfernt, verzichtete er nach der Begründung des neuen Kaiserreichs auf alle Ämter und behielt bloß seinen Sitz in der Akademie, als deren ständiger Sekretär [* 3] er bis an seinen Tod fungierte. Er starb Von seinen Schriften sind noch zu erwähnen: »Souvenirs contemporains d'histoire et de littérature« (1853; neue Ausg. 1864, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1854);
»Choix d'études sur la littérature contemporaine« (1857);
»La tribune moderne« (Bd. 1: Chateaubriand, 1857; Bd. 2, aus dem Nachlaß, 1882);
»Essais sur le génie de Pindare« (1859);
»Études de littérature ancienne et étrangère« (1846, 3. Aufl. 1865);
»Tableau d'éloquence chrétienne au IV. siècle« (1846, neue Ausg. 1870, deutsch, Regensb. 1855);