Vietsbohne
,
Vits- oder Stangenbohne, s. Bohne.
Vietsbohne
14 Wörter, 100 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Vietsbohne,
Vits- oder Stangenbohne, s. Bohne.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Vietsbohne
, soviel wie Veitsbobne, s. Gartenbohne .
(Fasohle, Fisole, Phaseolus L.), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, hoch windende oder niedergestreckte oder kleine, aufrechte Kräuter mit meist dreizählig gefiederten Blättern, in zusammengesetzten, axillaren Trauben stehenden Blüten, linealischen oder sichelförmigen, im grünen Zustand dickschaligen, zwischen den Samen [* 4] durch schwammige Wände unvollkommen querfächerigen Hülsen und oblongen oder nierenförmigen Samen. 60 Arten in allen wärmern Klimaten, von denen viele der eßbaren unreifen Hülsen und der Samen halber wichtige Kulturpflanzen sind.
Gemeine Stangenbohne (Garten-, Schmink-, Schneide-, Veits-, Vits-, Schwertbohne, P. vulgaris L.), angeblich aus Ostindien [* 5] (Wittmack fand Samen von P. vulgaris in peruanischen Gräbern) stammend, einjährig, zerstreut behaart, mit eiförmigen, lang zugespitzten Fiedern, wenigblütigen Trauben, die kürzer sind als das Blatt, [* 6] hängenden, ziemlich geraden, glatten Hülsen und meist weißen Blüten und Samen. Man kultiviert ungemein zahlreiche Varietäten, welche nach Martens in folgende Gruppen zerfallen.
Gemeine Veitsbohnen, mit schwach säbelförmigen Hülsen und nierenförmig-länglichen, etwas zusammengedrückten Samen;
Schwert- oder Speckbohnen, mit großen, langen, breiten, fleischigen Hülsen und breiten, nierenförmigen, stark zusammengedrückten Samen;
Eck- oder Salatbohnen, mit etwas gekrümmten, perlschnurförmigen Hülsen und kleinen, rundlich-eckigen, etwas zusammengedrückten Samen;
Kielbohnen, mit säbelförmigen, runzeligen Hülsen und schlanken, walzigen, gekielten Samen;
Dattelbohnen, mit geraden, walzenförmigen, glatten Hülsen und schlanken, walzigen, nicht gekielten Samen;
Eierbohnen, mit geraden, perlschnurförmigen Hülsen und eirunden Samen;
Kugel- oder Perlbohnen, mit geraden, perlschnurförmigen Hülsen und kugelrunden Samen. Je nachdem die Pflanzen hoch werden oder niedrig bleiben, ranken oder nicht, unterscheidet man Stangenbohnen und Krup- oder Zwergbohnen.
Die Feuerbohne (türkische, arabische, Blumen- oder Speckbohne, Mutterbohne, Prahlbohne, P. multiflorus Lam.), aus Südamerika, [* 7] einjährig, bis 4 m hoch, stets windend, zerstreut behaart, mit eiförmigen, zugespitzten Fiedern, vielblütigen Trauben, die länger sind als das Blatt, und hängenden, etwas sichelförmigen, rauhen Hülsen. Ihre minder zahlreichen Sorten haben entweder einfarbige oder bunte Samen. Zu den einfarbigen gehören die schwarze Blumenbohne, mit scharlachroten Blüten, braunrot geflammten Hülsen und schwarzen Samen, und die weiße Blumenbohne, mit weißen Blüten und Samen; zu den buntsamigen die gemeine Feuerbohne, mit scharlachroten Blüten, gelbgrauen Hülsen und lilafarbenen oder rosenroten, schwarz gefleckten Samen, und die zweifarbige Feuerbohne, mit rot und weiß gescheckten Blüten und heller gefleckten Samen.
Die Feuerbohne wird mit Unrecht weniger geschätzt als die gemeine Stangenbohne, sie liefert reichlichere Erträge, und manche ihrer Varietäten sind sehr schmackhaft. Die Wurzel [* 8] der Feuerbohne ist giftig. Die Bohne gedeiht am besten in humusreichem, kalkhaltigem, thonigem Lehm: sie fordert eine warme, geschützte Lage und leidet sehr von Nachtfrösten. Feldbohnen sollen nicht vor Mitte Mai gelegt werden. Die Blüte [* 9] beginnt bei einer mittlern Temperatur von 10-12°, und die Samen erfordern zur Reife 15-19°. Man legt die in schwerem Boden 2,5, in leichtem 5 cm tief, je 4-6 in ein Loch und macht die Löcher 16 cm voneinander entfernt in 45 cm voneinander entfernten Reihen. Bei uns wird die Bohne meist in Garten [* 10] gebaut, in Südeuropa und Nordafrika aber in größerm Maßstab [* 11] auf dem Feld. Man benutzt die Bohne als grünes Gemüse und die Samen gleich den übrigen Hülsenfrüchten. Die grünen Hülsen enthalten:
Mitte Juli | Anfang Oktober | Gelbhülsige Mitte Juli | |
---|---|---|---|
Eiweißartige Körper | 1,728 | 4,288 | 2,243 |
Fett | 0.171 | 0.188 | 0.092 |
Zucker | 0.657 | Spur | 1,234 |
Andre stickstofffreie Substanzen | 3,967 | 9,692 | 5,371 |
Cellulose | 0.882 | 1,571 | 1,130 |
Asche | 0.195 | 0.761 | 0.510 |
Wasser | 92,400 | 83,500 | 89,420 |
Die reifen Samen enthalten im Mittel 23,12 eiweißartige Körper, 53,63 Stärkemehl und Dextrin, 2,28 Fett, 3,84 Cellulose, 3,53 Salze, 13,60 Wasser. Die Bohnen bilden also wie die übrigen Hülsenfrüchte eine sehr nahrhafte Speise; gemahlen mischt man sie wohl auch dem Brotmehl bei; Bohnenmehl (Farina Fabarum) war früher offizinell und wurde zu Breiumschlägen benutzt. Die Bohnen waren schon den Alten bekannt. Über die Bohne, deren Genuß Pythagoras seinen Schülern untersagte, ist viel gestritten worden.
Einige meinen, es sei die Schminkbohne, weil diese Pflanze in Ägypten [* 12] von den Priestern für unrein erklärt und deshalb nur sehr spärlich kultiviert wurde. Andre beziehen das Verbot auf die Saubohne (Vicia Faba). Wahrscheinlich aber handelt es sich hier um die bohnenähnlichen Kerne des Lotos [* 13] (Nelumbium speciosum Willd.), welche anfänglich allgemein als Nahrung dienten, nach Aufnahme der Pflanze in den Kultus von den Priestern aber dem gemeinen Volk zu essen verboten wurden. Schon Karl d. Gr. empfahl seinen Beamten die Kultur der Bohne, während die Pflanze nach England erst im Anfang des 16. Jahrh. aus den Niederlanden eingeführt wurde. Die Feuerbohne kam 1633 nach Europa. [* 14] Die rauhhaarige oder Mungobohne (P. Mungo L.), mit aufrechtem, rauhhaarigem Stengel, [* 15] fast ¶
herz-eiförmigen, spitzigen, schwach ausgeschweiften Blättchen, fast kopfständigen Blüten, wagerechten, rauhhaarigen, etwas aufgetriebenen Hülsen und walzigen, abgestutzten Samen, ist in Ostindien einheimisch, wo sie, wie auch in Afrika, [* 17] häufig angebaut wird, weil ihr Same, besonders wenn der Reis mißrät, ein sehr wichtiges Nahrungsmittel [* 18] ist; sie wird in neuerer Zeit auch in Südeuropa kultiviert. Mehrere Bohnenarten werden auch als Zierpflanzen gezogen, so besonders die Feuerbohne und P. vexillatus L. (großfahnige Bohne, wohlriechende Phaseole), mit großen, wohlriechenden, violetten oder rötlichweißen, kopfförmig beisammenstehenden Blumen. Über die Acker-, Sau- oder Puffbohne s. Vicia, über die Sojabohne s. Soja. Römische, [* 19] indische Bohne, s. Ricinus.
Vgl. v. Martens, Die Gartenbohnen (2. Aufl., Ravensb. 1868).
Alterserkennungszeichen bei Pferden (s. Kern). ^[= # 1) Johann Konrad, schweizer. Staatsmann, geb. 1808 zu Berlingen im Kanton Thurgau, studierte ...]