Vietri
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Vietri
Provinz in der ital. Landschaft Campania, entspricht der ehemaligen neapolitanischen Provinz Principato citeriore, grenzt südwestlich an das Tyrrhenische Meer, westlich an die Provinz Neapel, [* 3] nördlich an Caserta und Avellino und östlich an Potenza und hat einen Flächenraum von 5506, nach Strelbitsky 5071 qkm (92,1 QM.). Das Land ist größtenteils gebirgig und von den Verzweigungen der Apenninen erfüllt; eben ist nur der Küstenstrich längs des Meers, doch finden sich hier auch ungesunde sumpfige Strecken.
Von Flüssen enthält die Provinz den Sele mit dem Calore, den Tusciano, Alento und zahlreiche kleinere Flüsse. [* 4] Die Zahl der Einwohner beträgt (1881) 550,157. Produkte sind: Weizen (1886: 1,173,000 hl), Mais (436,100 hl), Wein (513,800 hl, besonders im Landstrich Cilento), Flachs, Hanf, Baumwolle, [* 5] Hülsenfrüchte, Oliven, Feigen und andres Obst, dann Holz. [* 6] Außerdem hat die Provinz viel Schafe [* 7] und Ziegen, weniger Rindvieh (auch Büffel), großen Fischreichtum an den Küsten und mehrere Mineralquellen.
Handel und Industrie sind ziemlich lebhaft. Insbesondere hat die Baumwollspinnerei sowie die -Weberei und -Druckerei (zu Nocera, Angri, Scafati, Sarno, Cava und Bietri) bedeutenden Aufschwung genommen. Außerdem enthält die Provinz Fabriken für Hüte, Glas, [* 8] Papier, Leder, Eisen- und Kupfergußwaren und Seidenfilanden. An Verkehrswegen besitzt die Provinz die Eisenbahnlinie von Neapel über Salerno und Metaponto nach Reggio mit Abzweigung Battipaglia-Agropoli. Administrativ zerfällt sie in die vier Kreise [* 9] Campagna, Sala Consilina, S. und Vallo della Lucania.
Die gleichnamige Hauptstadt liegt am Nordende des nach ihr benannten reizenden Golfs des Mittelländischen Meers, welcher durch die Landspitze Campanella im NW. von dem Golf von Neapel getrennt wird, und an der oben genannten Eisenbahn. Die schönste Straße ist der Corso Garibaldi am Gestade, mit dem Denkmal des Carlo Pisacana (Opfer der Freiheitsbestrebungen 1857), das hervorragendste Gebäude die Kathedrale San Matteo (von Robert Guiscard 1076 begonnen, 1084 eingeweiht) mit großem Vorhof, drei Portalen (das mittlere mit interessanter Erzthür), im Innern mit zwei schönen Ambonen, alten Mosaiken, einer wertvollen Elfenbeintafel, den Grabmälern von Gregor VII., Margarete von Durazzo (Gemahlin König Karls III. von Neapel) u. a. Außerdem sind bemerkenswert: die Kirche San Domenico, das erzbischöfliche Stallgebäude, der Palazzo Sanseverini, das hübsche Theater, [* 10] die 1320 erbaute großartige Wasserleitung [* 11] und die Ruinen des hoch gelegenen alten Kastells. S. zählt (1881) 22,328 Einw., welche bedeutende Baumwollindustrie und lebhaften Handel betreiben. Im Hafen von S., welcher der Versandung ausgesetzt ist, sind 1886: 264 Schiffe [* 12] mit 38,963 Ton. eingelaufen; der Warenimport belief sich auf 46,171 T. Die 1150 gestiftete, 1817 aber aufgehobene Universität von S., im Mittelalter namentlich wegen ihrer medizinischen Lehranstalt (Schola Salernitana) hochberühmt, ist als Pflanzschule aller medizinischen Fakultäten zu betrachten, verlor aber schon im 14. Jahrh. viel von ihrem Ruhm und wurde dann allmählich durch die medizinischen Schulen von Bologna und Paris [* 13] vollständig verdunkelt. S. hat ein Lycealgymnasium mit Nationalkonvikt, eine Bibliothek, technische Schule, ein Seminar, zahlreiche Wohlthätigkeitsanstalten und Stiftungen und eine Filiale der Nationalbank. Es ist Sitz des Präfekten, eines Erzbischofs, einer Handelskammer und mehrerer Konsulate fremder Staaten. - S., im Altertum Salernum am Sinus Paestanus, befand sich noch während des zweiten Samniterkriegs in den Händen der Samniter, wurde dann römische Kolonie, kam nach dem Sturz des römischen Reichs unter die Herrschaft der langobardischen Herzöge von Benevent und ward 848 zu einem eignen Fürstentum erhoben, das als Lehen vom deutschen Kaiser abhing, aber zuzeiten, durch die Sarazenen bedrängt, sich auch unter den Schutz der griechischen Kaiser begab. Der letzte der langobardischen Fürsten von S. war Gisulf, der von seinem Schwager, dem Normannenfürsten Robert Guiscard, der Herrschaft beraubt ward, wodurch S. in den Besitz der normännischen Fürsten kam.