Vicia
L. (Wicke), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, durch Blattranken kletternde, selten niedrige und niederliegende oder aufrechte Kräuter mit paarig (die untern Blätter oft unpaarig) gefiederten, in eine oft verzweigte Ranke oder in eine zurückgekrümmte Borste auslaufenden Blättern, großen, achselständigen, einzeln oder in Trauben stehenden Blüten, länglichen, zusammengedrückten, sitzenden oder gestielten, einfächerigen, zweiklappigen Hülsen mit kugeligen, selten zusammengedrückten Samen. [* 2]
Von Vicia
Faba L.
(Ackerbohne,
Buff-, Vieh-,
Feld-,
Saubohne), einjährig, mit starkem, aufrechtem, 0,6-1,25 m hohem
Stengel,
[* 3] ein- bis dreipaarig gefiederten Blättern ohne Wickelranken, mit elliptischen
Fiedern, zwei- bis
vierblütigen
Trauben, schwarz gefleckten
Blüten und dickschaligen, feinflaumigen, zwei- und mehrsamigen
Hülsen, werden bei
uns zahlreiche
Varietäten kultiviert, welche in zwei
Gruppen zerfallen: Die Vicia
Faba minor (gemeine
Feldbohne,
Pferde-,
Eselsbohne),
mit stets mehrsamigen
Hülsen und nicht platt gedrückten
Samen, wird nur auf
Feldern als Viehfutter gebaut;
sie verlangt ein thonhaltiges Land und gedeiht am besten bei gutem
Kalk- und Humusgehalt des
Bodens.
Man säet auf 1
Hektar 237-388 kg breitwürfig oder 158-237 kg gedrillt und erntet 15-58
hl
Samen und 2000-4500 kg
Stroh. Die
Vegetationsperiode beträgt 22-28
Wochen, 1
hl
Samen wiegt 75-85 kg, die Keimfähigkeit dauert 5 Jahre. Die
Bohnen liefern für
Pferde
[* 4] ein sehr nährendes
Futter, dienen auch zur
Mästung der
Schweine
[* 5] und gemahlen für Milchvieh. Auch
die weichen Teile des
Strohs und der Kaff haben großen Futterwert, die harten
Stengel benutzt man gequetscht als Einstreu.
Vicia
Faba major
(Buffbohne) wird selten 120
cm hoch, hat
Hülsen mit 2-5 platt gedrückten
Bohnen und wird in
Norddeutschland in
Gärten, in
Mittel- und Süddeutschland auch auf
Feldern gezogen; die jungen
Bohnen werden in manchen Landstrichen
wie junge
Erbsen gegessen.
Die Ackerbohne stammt wahrscheinlich von den südwestlichen Ufern des Kaspischen Meers und wurde im Altertum allgemein kultiviert, spielte auch in der Mythologie eine große Rolle. Die schwarzen Flecke in der Blüte [* 6] galten als Schriftzeichen des Todes und die Bohne daher auch als Symbol des Todes; bei Trauerfesten wurden vorzüglich Bohnen als Speise aufgetragen. Auf dem heiligen Weg nach Eleusis stand ein dem Bohnengott Kyanetes geweihter Tempel, [* 7] und bei den Bohnenfesten der Athener wurden besonders Bohnen gegessen.
Weiße und schwarze
Bohnen dienten zur
Abstimmung. Bei den Lemurien warf man nachts schwarze
Bohnen über den
Kopf, um sich und
die Seinigen zu lösen, und bei den
Palilien sprang man über ein mit Bohnenstroh entzündetes
Feuer
(vgl.
Bohne). Die einjährige Vicia
narbonensis L. (römische
Wicke, schwarze
Erbse, schwarze
Ackerbohne) wird in
Italien
[* 8] und
Frankreich,
aber auch bei uns in leichtem
Boden als Viehfutter gebaut und gibt in mildem
Klima,
[* 9] namentlich in wärmern
Sommern, eine reichliche
Kornmasse. Vicia
sativa L. (gemeine
Wicke, Futterwicke, Feldwicke) ist eine der ältesten
Kulturpflanzen,
stammt vom Südabhang des
Kaukasus und hat sich in mehreren
Varietäten über die ganze
Erde verbreitet. Beide werden als Grünfutter
und zur Samengewinnung kultiviert, eignen sich besonders für bindigen
Boden und haben neben dem
Klee für die
Wirtschaft große
Bedeutung. Man säet auf 1
Hektar breitwürfig 154-230 kg und erntet 1900-5800 kg
Blätter.
Vicia
villosa
Roth (Sandwicke, zottige
Wicke), welche auf
Äckern und
Wiesen, besonders auch unter der
Saat als Unkraut auftritt, hat
Jordan
auf
Amt Scherman durch vierjährige
Kultur in eine beachtenswerte
Kulturpflanze umgewandelt. Sie wächst wie die
Lupine auf leichtestem
Sandboden, wird 60-150
cm hoch, ist leicht zu ernten und bringt doppelten
Ertrag.
Stroh und Spreu bilden
das schönste Schaffutter gleich den
Linsen, die
Körner aber werden von allem Vieh, selbst von den
Schweinen, mit
Begierde gefressen.
Da sie absolut winterhart ist, wird sie auch zur Herbstaussaat empfohlen, kann dann 14
Tage früher geerntet
werden, gibt einen um ein Drittel höhern
Ertrag. Auf besserm
Boden gibt sie, auch mit
Roggen gemischt, schon Mitte
Mai den ersten
Schnitt zu Grünfutter und wächst gut nach.