3) Gebiet der eigentlichen Veveyse von der Vereinigung der Quellbäche unter
Fruencebis EnGilamont an der
Spitze des Mündungskegels
mit 14 km2 Fläche;
4) Mündungsgebiet mit dem grossen Schuttkegel zwischen
Gilamont und dem
See, 1 km2 Fläche'. Fläche des gesamten Einzugsgebietes
somit 66 km2. Die
Veveyse de Châtel mit ihrem Einzugsgebiet bildet den einzigen Abschnitt des Kantons Freiburg,
der sich zum Gebiet der
Rhone entwässert. Während das Gebiet der
Veveyse de Châtel vollständig dem Kanton Freiburg
angehört, verteilt sich
dasjenige der
Veveyse de Feygire halb und halb auf Freiburg
und die Waadt.
Die ersten drei der angeführten
Zonen gehören dem Gebiet der
Voralpen
an und zeigen alle Charaktere von mitten im Stadium tätiger Erosion befindlichen Gebirgsthälchen. An der
Veveyse de Châtel bestehen von Verbauungs- und Korrektionsarbeiten einzig zwei Thalsperren und eine Vorsperre ö.
Châtel Saint Denis.
Dagegen ist ein vollständiger Verbauungsplan zur Regularisierung des Wasserlaufes samt Uferschutz vorhanden, dessen Ausführungskosten
auf Fr. 270000 veranschlagt sind. Am
Wildbach von
Feygire und an der eigentlichen Veveyse bis zur
Brücke von
Gilamont hinunter
hat man zur Verhütung von
Tiefen- und Seitenerosion 28 Thalsperren samt Uferschutzarbeiten errichtet,
deren Kosten sich auf Fr. 192000 belaufen haben. Die vierte Zone ist zwar die an Fläche weitaus kleinste, dafür aber auch
mit Bezug auf Besiedelung und Anbau weitaus wichtigste. Der Mündungskegel der Veveyse breitet sich auf einer Fläche von 77 ha 45 a
aus und war einst ganz der Willkür des unberechenbaren Wildwassers überlassen. Erst nach und nach verstanden es die immer
zahlreicher werdenden Ansiedler am Seeufer und um die Mündung der Veveyse, von den weiten
Kies- und Grusflächen Besitz zu
nehmen. Die unter dem Namen des
Éperon du Fort bekannten ersten Schutzbauten reichen ins 13. Jahrhundert
zurück.
¶
mehr
Die Chroniken erzählen uns von häufigen, verheerenden Hochwassern der Veveyse, von denen wir die der Jahre 1711, 1726,
1846, 1858, 1864, 1866 und 1873 hervorheben. Am furchtbarsten war das Hochwasser von 1726, das die 2 m mächtige Umfassungsmauer
von Vevey mit sich riss und den Marktplatz sieben Fuss tief unter Wasser setzte. Zur Zeit der Berner Hoheit
wurden zwei grosse gemauerte Deiche aufgeführt, von denen heute noch die den Namen «Mur des Bernois» tragenden Ueberreste
sichtbar sind.
Sie lassen einen Raum von 50-70 m Breite zwischen sich, innerhalb welchem die Veveyse nach Belieben hin- und herpendeln konnte.
Doch endigten diese Deichbauten kurz oberhalb der Aussenquartiere von Vevey, sodass bis zur Brücke von
Gilamont hinauf noch ein weites Gebiet ohne Schutz blieb. Messungen haben ergeben, dass die Wasserführung der Veveyse von
0,300 m3 bis 450 m3 (Hochwasser von 1846) in der Sekunde schwanken kann. 1846 verfrachtete das Wildwasser sogar einen 27 m3
messenden Felsblock auf eine Strecke von 300 m Länge.
Das Hochwasser verwüstete unterhalb Corsier einen Landstrich, der heute noch brach liegt und den Dornen und Gestrüpp überlassen
ist. Infolge dieser Verheerungen tauchte nun der Plan auf, das Wasser der Veveyse in ein engeres und geradlinig gezogenes Bett
einzuschliessen. Doch zogen sich die Verhandlungen in die Länge und blieb die Sache unerledigt, bis
dann ein neues mächtiges Hochwasser im Juli 1873 die Quaimauern von Vevey auf eine Länge von 45 m wegriss. Nun beschloss
der Waadtländer Grosse Rat 1874 die Verbauung der untersten Veveyse, welche Arbeiten aber erst 1880 nach
endgiltig festgelegtem Plan an Hand genommen wurden.
Sie umfassen ausser den bereits genannten Thalsperren an der Veveyse de Feygire und im Oberlauf der vereinigten Veveyse einen 10 m
breiten gemauerten Abflusskanal von der Brücke von Gilamont bis zum See mit 7 Thalsperren und einer Reihe von Schwellen. Damit
hat man endlich erreicht, dass alles Geschiebe jederzeit in den See hinausgeschwemmt wird und das anliegende
Gelände vor allen Verheerungen vollständig gesichert erscheint. Die Kosten dieser Schutzbauten beliefen sich auf Fr. 418000.
Ueber die Veveyse führen eine Reihe von Brücken. So z. B. der prachtvolle Viadukt von Fenil über eine enge und
tiefe Schlucht zwischen La Veyre d'Enhaut und Le
Fenil, dessen Fahrbahn 80 m hoch über dem Flussbett liegt und der Strasse
und elektrischen Bahn Vevey-Saint Légier Châtel Saint Denis dient. Dann zählen wir unterhalb Gilamont noch weitere drei Brücken,
wovon eine für die Strasse Vevey-Lausanne.
Mit seinen beiden Quellarmen von Châtel und Feygire zieht der Lauf des Wildbaches von der Kette der Dent de Lys
quer durch die Voralpen bis zum miozänen Mittelland hinaus. Die Konfluenz findet in einem Tobel statt, das tief in die Terrassen
der Molasse (Nagelfluh und rote Molasse) eingeschnitten ist. Dann folgt das Erosionsthal bis Gilamont
hinunter der Formationsgrenze zwischen der Nagelfluhmasse des Mont Vuarat (oder Mont deCorsier) rechts und der roten (aquitanischen)
Molasse links vom Flussbett. Es ist dies eine Dislokationslinie, die zugleich mit einer Erosionsfurche zusammenfällt. Von
Gilamont bis zum See endlich hat sich die Veveyse in ihren eigenen Schuttkegel eingeschnitten. Urkundliche Namensformen
für den Fluss: 1257 Vivesia; 1668 Vivaise.
Bezirk des Kantons Freiburg.
Grenzt im W. und S. an den Kanton Waadt,
im NW. und N. an den Bezirk Glâne,
im NO. und O. an den Bezirk Greierz.
In physischer Beziehung gehört der Bezirk zwei verschiedenen Gebieten an: Voralpen und Mittelland.
Das Voralpenland
umfasst das Gebiet der Veveyse de Châtel im N. und der Veveyse de Feygire im S. Beide Arme entspringen der W.-Flanke der Kalkkette
Moléson-Dent de Lys, die den Bezirk Veveyse vom Greierz trennt, und vereinigen sich am Fuss des VieuxChâtel an der äussersten
Grenze gegen das Waadtland.
Sie durchbrechen in tiefen Schluchten die vom Thalboden von Bulle bis Montreux ziehende Flyschkette, die so in drei Massen zerlegt
wird: Les Alpettes-Niremont (1416 und 1517 m), La Corbette (1403 m) und Les Pléiades (1364 m). Grosse und schöne Waldungen
bedecken dieses Gebiet bis in eine Höhe von 1200 m hinauf. Eine am Rand der Kette aus dem Flysch hervorstechende
Kalkplatte bildet eine lange und sehr malerische Steilstufe, die vom Gipfel des Dat ob Semsales bis Les Chevalleyres ob Blonay
reicht. In diesem Kalkfels sind die Zementsteinbrüche von Châtel angelegt. Die hintern Partien der Becken der beiden Veveyse
bilden das vielbesuchte Exkursionsgebiet von Châtel Saint Denis, von wo aus die Cape au Moine (1946 m)
¶
mehr
der Vanil des Artzes (2004 m), die Dent de Lys (2017 m) und die Spitze von Trémettaz (1913 m) in je einem Tag bequem erstiegen
werden können. Das Molasseland mit den Quellen der Broye erscheint als welliges Hügelland (mit aquitanischen Schieferkohlen)
bei Saint Martin und als vertorftes Moos bei Semsales; im S. steigt es zum Mont Vuarat (987 m) an, einem
Ueberbleibsel des von der Genfersee-Furche senkrecht angeschnittenen miozänen Deltas von Rhone-Broye. Die wasserscheidende
Linie zwischen der zum Mittelmeer abfliessenden Veveyse und der der Nordsee tributären Broye zieht über Châtel Saint Denis.
Mit Bezug auf die Benutzung des Bodens verteilt sich die Fläche des Bezirkes wie folgt:
Der Bezirk umfasst 16 Gemeinden: Attalens, Besencens, Bossonnens, Bouloz, Châtel Saint Denis (Bezirkshauptort), Le Crêt, Fiaugères,
Granges, Grattavache, Pont, Porsel, Progens, Remaufens, La Rougève, Saint Martin und Semsales. Er zählt 1744 Haushaltungen
in 1296 Häusern. 8102 Ew., wovon 100 deutscher und 121 italienischer Zunge; 99 Reformierte und 1 Israelit. 62 Ew. auf 1 km2.
Als Markt- und Bezirkshauptort ist Châtel Saint Denis Sitz des Regierungsstatthalters, des Bezirksgerichtes, einer Filiale
der Kantonalbank und einer Agentur der Staatsbank. Haupterwerbszweige der Bewohner sind Viehzucht und
Milchwirtschaft. Die eidg. Viehzählungen haben folgende Resultate ergeben:
1886
1896
1906
Rindvieh
5515
6266
7685
Pferde
567
568
629
Schweine
1635
2635
2378
Schafe
866
1057
1014
Ziegen
1586
1928
1719
Bienenstöcke
714
1175
-
Strohflechterei als Hausindustrie in etwa 100 Familien. Von Wichtigkeit sind die Kalksteinbrüche von
Châtel Saint Denis, deren Produkte von den Fabriken zu Châtel Saint Denis und Vouvry zu Portlandzement und hydraulischem Kalk
verarbeitet werden. Sandsteinbrüche von Attalens, Bossonnens und Semsales;
In landwirtschaftlicher Beziehung bildet der Kleingrundbesitz von weniger als 5 ha die verbreitetste Art der Betriebe (48%);
der mittelgrosse Besitz von 5-20 ha erreicht 44%, während der eigentliche Grossgrundbesitz nur mit 8%
aller landwirtschaftlichen Betriebe vertreten erscheint. Zwei Drittel von Grund und Boden werden vom Eigentümer selbst angebaut.
Die jährliche Milchproduktion beläuft sich auf etwa 80000 hl. Der Bezirk Veveyse repräsentiert einen Grundwert von Fr. 14400000
und einen Gebäudeschatzungswert von Fr. 14200000. Vermögens- und Einkommensteuer ergibt pro Kopf des Steuerpflichtigen
im Durchschnitt Fr. 16, die Handels- und Gewerbesteuer dagegen Fr. 17. Auf jeden Bewohner trifft es Fr. 4,88 Beitrag an die
öffentlichen Armenlasten.
Der Bezirk verfügt über eine Sparkasse und zwei Krankenhäuser. Er bildet die beiden Friedensgerichtskreise Châtel Saint Denis
und Semsales. In den Kantonsrat (Grand Conseil) sendet er 7 Abgeordnete. Als 6. kantonaler Schulkreis besitzt
der Bezirk Veveyse eine Sekundarschule in Châtel Saint Denis, eine Bezirksschule (Regionalschule) in Attalens, 36 Primarschulen
und 3 Kleinkinderschulen. In kirchlicher Hinsicht zerfällt
er in die 8 Pfarreien Châtel Saint Denis, Attalens, Saint Martin,
Semsales, Le Crêt, Porsel, Remaufens und Progens, denen auch die acht Zivilstandskreise entsprechen.
Den W.-Abschnitt des heutigen Bezirkes Veveyse durchzog die Römerstrasse vom Mons Jovis (St. Bernhardin) nach Aventicum (Avenches),
die von Vevey an über Attalens, Bossonnens, Oron und Promasens sich wandte. Reste von Römersiedelungen hat man südl. Attalens
und in Bossonnens gefunden. Steinplattengräber aus nach-römischer Zeit in Granges. Die Ortsnamen auf
-ens weisen auf burgundische Ansiedler hin. In seinen Études de toponymie romande führt Stadelmann die Entstehung von Semsales(septem salae) auf die Zeit der Germaneneinfälle zurück.
Burgundergräber in Attalens und Saint Martin. Im frühen Mittelalter trug das ganze Gebiet zwischen dem Moléson, den beiden
Veveyse, dem Mont Vuarat und der Broye den Namen des «Thales von Fruence», welches nach Max de Diesbach(Fondationde la ville deChâtel Saint Denis) einen Teil des Reichslandes Oron bildete, das König Sigismund 517 der Abtei Saint Maurice
vergabt hatte. Die in den Urkunden des 11. Jahrhunderts zum erstenmal auftretende Burg Fruence, von der
noch einige Ueberreste sichtbar sind, erhob sich auf dem Bergsporn zwischen der Vereinigung der beiden Veveyse.
Die bis ins 13. Jahrhundert unabhängigen Burgherren von Fruence kamen nun unter die Oberhoheit der Grafen von Savoyen, die
Châtel Saint Denis zur Stadt erhoben und es mit allen Rechten und Freiheiten einer solchen ausrüsteten.
Nachdem dann die HerrschaftChâtel mehrfach den Besitzer gewechselt, kam sie 1513 durch Kauf an die Stadt Freiburg, die 1615 auch
die HerrschaftenAttalens und Bossonnens erwarb. Die Oberhoheit war schon zur Zeit der Eroberung des Waadtlandes durch Bern
von
Savoyen an Freiburg
übergegangen.