Verzierungen
(Manieren,
Ornamente,
[* 3] franz.
Agréments,
Broderies; engl.
Graces; ital. Fiorette,
Fioriture),
in der
Musik gemeinsamer
Name für die durch besondere Zeichen oder kleinere
Noten angedeuteten Ausschmückungen einer
Melodie.
Früher war es selbstverständlich, daß der
Sänger oder
Spieler eine einfache
Melodie nach eignem Gutdünken und
Geschmack
auszierte, die
Komponisten schrieben daher deren wenige vor; doch war z. B. schon
J. S.
Bach kein
Freund von dieser Art der Aufbesserung der
Kompositionen und zog es vor, selbst den Ausführenden vorzuschreiben,
wo sie Verzierungen
anzubringen haben, und was für welche. In gewissem
Grad blieb jedoch und ist noch heute die Ausführung der vorgeschriebenen
Verzierungen
Sache des
Geschmacks und künstlerischen Verständnisses.
Dasselbe Zeichen fordert je nach dem
Tempo, der Taktart und dem sonstigen
[* 1]
Figurenwerk des
Stücks eine verschiedenartige Ausführung,
welche sich durch
Regeln ohne Umständlichkeit nicht hinreichend bestimmen läßt. Darum hat es
Beethoven vielfach vorgezogen,
die in genau bestimmten Notenwerten auszuschreiben, besonders in den Klavierkonzerten. Die wichtigsten und noch
heute üblichen, durch Zeichen angedeuteten Verzierungen
sind:
1) der Triller, heute stets durch ^[img] oder tr oder t über der Note gefordert, früher durch ^[img] oder ^[img], auch durch + über der Note und, wenn er mit Vorschleife von oben oder unten oder mit Nachschleife ausgeführt werden sollte, durch ^[img] oder ^[img] oder ^[img], auch wohl ^[img].
2) Der Pralltriller oder Schneller, gefordert durch ^[img] oder ^[img].
3) Der Mordent oder Beißer ^[img] oder ^[img], früher auch ' (Pincé), auch als langer Mordent ^[img] vorkommend.
4) Der Doppelschlag ^[img], früher auch als umgekehrter Doppelschlag ^[img] und ^[img] sowie in Gesellschaft des Pralltrillers ^[img], in welchem Fall zuerst der Pralltriller ausgeführt wurde. Gänzlich veraltet sind:
5) die Bebung (Balancement), ein nur auf dem Klavichord möglicher Effekt, angedeutet durch ^[img] über der Note.
6) Der Vorschlag, Accent (Chute, Port de voix), angedeutet durch ^[img] oder ^[img].
7) Der Schleifer (Coulé), angedeutet durch dieselben Zeichen vor zwei übereinander stehenden Noten.
8) Das Martellement ^[img], doppelt ^[img], dreifach ^[img], identisch mit Mordent und verlängertem Mordent.
9) Die Aspiration ^[img] (von
oben) oder ^[img] (von unten); das Zeichen steht
vor der
Note in den
Linien und bedeutet den vom
Werte der vorausgehenden
Note abgezogenen
Vorschlag
(Nachschlag) der
Ober-, resp. Untersekunde. Von den durch
kleine, in der Takteinteilung nicht in Rechnung gezogene
Noten angedeuteten Verzierungen
sind die wichtigsten:
10) der einfache Vorschlag (Appoggiatura), welcher entweder ein langer (Vorhalt) ist, oder ein durchaus kurzer.
11) Der Doppelvorschlag, auch Anschlag genannt, bestehend aus dem Vorschlag einer tiefern und einer höhern Note.
12) Der Schleifer (vgl. 7), bestehend aus zwei oder mehreren höhern oder tiefern Noten in Sekundfolge, früher auch verlangt durch ^[img].
13) Das Battement (der Triller mit der Untersekunde), mit der Hilfsnote beginnend.
14) Der Zusammenschlag
(Acciaccatura), eine
Abart des
Vorschlags, die
nur für Tastinstrumente möglich ist.
Über die Ausführung der einzelnen Verzierungen
vgl. die Spezialartikel. Natürlich
sind noch zahllose andre Verzierungen
möglich, die durch kleine
Noten angedeutet werden, aber keinen besondern
Namen haben. Für deren
Ausführung gelten die
Grundsätze, welche für die hier namhaft gemachten Verzierungen
entwickelt sind. Zu großer Bedeutung haben
sich in der neuern
Musik 15) die
Nachschläge entwickelt, d. h. Verzierungen
, welche der Hauptnote folgen und daher
ihre Dauer verkürzen, während die nächstfolgende Hauptnote von ihrem Wert nichts verliert.