Verwitterung
,
diejenige durch die
Atmosphärilien verursachte
Zersetzung der
Gesteine,
[* 2] bei welcher mit allmählichem
Verlust von
Bestandteilen kein andrer
Ersatz als die
Aufnahme von
Sauerstoff,
Kohlensäure und
Wasser, zugleich
aber ein Verlust der
Konsistenz und selbst der Form verbunden ist. Die Verwitterung
beginnt in der
Regel an der Oberfläche und greift,
von derselben ausgehend, in der obern
Schicht des Gesteins weiter um sich. Diese zerfällt dadurch zu
Pulver, welches vom Regenwasser fortgespült wird, um andre noch unzersetzte Teile dem Verwitteru
ngsprozeß auszusetzen.
Letzterer greift aber auch tiefer ein, wird auf Klüften und Fugen weit fortgeleitet und erscheint in den ersten Stadien als eine bloße Verfärbung oder Bleichung des Gesteins, welche häufig nur einige Linien, bisweilen aber auch viele Fuß tief eingedrungen ist. Dunkle, durch organische Substanzen gefärbte Gesteine werden weiß oder hellgrau; grüne, eisenoxydulhaltige werden rot, indem sich Oxyd bildet; gelbliche Kalksteine werden braun, indem ihr Eisenoxyd im freien Zustand bloßgelegt wird.
Glasige Gesteine werden blind, undurchsichtig und schillernd wie alte Fensterscheiben. In manchen Fällen bilden sich auflösliche Salze, die als Effloreszenzen auftreten, oder es werden Metalloxyde in der Form von Dendriten [* 3] abgelagert. Granite, Syenite, Gneise und Felsitporphyre lockern sich auf und zerfallen, so daß sie oft große Schuttmassen liefern, die das Material zur Neubildung der feldspatreichen Sandsteine geliefert haben. Weit wichtiger sind aber die tiefer eingreifenden Zerstörungen, welche viele Gesteine dadurch erleiden, daß gewisse ihrer vorwaltenden Bestandteile im Lauf der Zeit einer totalen chemischen Zersetzung unterworfen sind.
Das
Kaolin und die
Thone sind nichts andres als die
Produkte solcher Zersetzungsprozesse. Die in
Säuren löslichen
Gesteine verwittern
bedeutend schneller als die darin unlöslichen,
Magnesium- und Calciumsilikate schneller als Alkalisilitate,
Natriumsilikate wieder schneller und vollständiger als Kaliumsilikate.
Kein
Gestein aber vermag der Verwitterung
vollkommen zu widerstehen.
Wie verschieden die
Neigung der
Mineralien ist, in Verwitterung
überzugehen, zeigt am besten der
Granit, dessen
Feldspat schon vollständig
in
Kaolin verwandelt sein kann, während der
Quarz gar nicht, der
Glimmer nur wenig durch
Ausscheidung seines
Eisengehalts als
Oxyd angegriffen ist.
Vgl. die Werke von K. G. Bischof (s. d.);
ferner
Suckow, Die Verwitterung
im Mineralreich (Leipz.
1848);
Nies,
Studien über den Verwitteru
ngsprozeß der
Gesteine (Stuttg. 1875);
Heim, Über Verwitterung
im
Gebirge (Basel
[* 4] 1879).
S. auch Kristallwasser (im Artikel »Kristallisation«, S. 236).