Versprechen
(Besprechen), das Hersagen bestimmter Formeln (Segens- und Bannformeln) unter Beobachtung gewisser Zeremonien, auch das Aufschreiben derselben auf einen Zettel oder auf hölzerne Teller, z. B. »Fieberverschreiben«, um Krankheiten oder Wunden zu heilen, Blutungen zu stillen, Feuersbrünste zu löschen etc. Das Verfahren wurzelt in dem Glauben der Naturvölker, daß alle Krankheiten durch Bezauberung entstehen, wie er bei einzelnen derselben sogar das Eintreten böser Dämonen und Elben aus Krankheitsursache in den Körper selbst voraussetzte.
Der
Glaube an die Macht des »gesprochenen
Worts« über jene drohenden Mächte und
Gefahren ist beinahe allverbreitet; wir begegnen
dem Blutversprechen
in der
Odyssee (XIX, 457) und dem »Runenzauber«
Odins in der
Edda. Das
Christentum konnte diesen
Aberglauben
um so weniger ersticken, als ja die
Heilung der
Besessenen und alles
Exorzisieren, Beschwören und
Bannen
durch kirchlichen
Machtspruch auf demselben
Glauben an die Macht gewisser
Formeln beruht. Die alten
Formeln wurden einfach christianisiert,
indem man an die
Stelle der Anrufungen heidnischer
Dämonen die
Namen
Christi und der
Heiligen setzte.
Die beiden ältesten und merkwürdigsten deutschen Segensformeln aus dem 10. Jahrhundert sind die sogen. Merseburger Zaubersprüche (s. d.). Weitere Sammlungen solcher Segen finden sich z. B. im Anhang zur ersten Ausgabe von J. Grimms »Deutscher Mythologie« (Götting. 1835),
in Wolfs »Zeitschrift für deutsche Mythologie und Sittenkunde« (das. 1853-59) und im Anhang zu Wolfs »Beiträgen zur deutschen Mythologie« (das. 1852). Die in der Provinz Preußen [* 2] gebräuchlichen Formeln hat H. Frischbier (»Hexenspruch und Zauberbann«, Berl. 1870), die russischen L. Maikow (Petersb. 1869) herausgegeben.
Vgl. Beschwörung und Feuerbesprechen.