Versöhnungstag
(Versöhnung
sfest, im Volksmund
Langer Tag, hebr. Jom ha-Kippurim, auch
Sabbat der
Sabbate
[3. Mos. 23,
32]. genannt), das heiligste aller israelitischen
Feste, wird 10.
Tischri in strengster Sabbatsruhe durch
persönliche
Kasteiung und Enthaltung von allen Sinnengenüssen
(Fasten) gefeiert
(3. Mos. 16, 30. u. 31; 23, 27 u. 28). Der
Versöhnungstag
bezweckt die
Versöhnung des reuigen, Besserung versprechenden Israeliten
mit Gott, wozu noch eine Vorbereitung durch
Gebet
und fromme Werke (Aussöhnung mit den Feinden, Almosengeben etc.) besonders in den
dem Versöhnungstag
vorangehenden, mit dem ersten Neujahrstag beginnenden zehn
Bußtagen tritt.
Von der heute üblichen Feier wich die früherer Zeiten ab. Solange der Opferkultus bestand, versah der Hohepriester, der als Zeichen der Unschuld leinene Gewänder anlegte, selbst den Hauptteil des Gottesdienstes, brachte zu den täglichen Opfern noch das Sündopfer für sich und die Seinigen und nahm die Sprengung des Bluts vor. Dann wurde von zwei Böcken der eine, durch das Los bestimmte geschlachtet und mit dem Blute desselben die Bundeslade besprengt, der andre aber (Asasel), nachdem der Hohepriester die Hände auf ihn gelegt und seine und des Volkes Sünden bekannt hatte (daher der Name Sündenbock), an einen wüsten Ort gebracht und dort losgelassen, in späterer Zeit aber in einen Abgrund gestürzt.
Darauf brachte der Hohepriester für sich und das
Volk zwei
Widder und sieben
Lämmer als
Brandopfer dar und versöhnte so das
Heiligtum, das Stiftszelt, den
Altar
[* 2] und das ganze
Volk. Dieser
Feier in ihren Hauptzügen ähnlich war
die während der Dauer des zweiten
Tempels; im Sündenbekenntnis sprach der Hohepriester den vierbuchstabigen Gottesnamen
(Jahveh) aus, worauf das
Volk betend sich verbeugte und den Spruch des
Priesters: »Ihr sollt rein sein!« empfing. Die
Feier schloß
mit einem
Gebet. Nach je 49
Jahren ward am Versöhnungstag
das
Jubeljahr (s. d.) durch Posaunenschall im ganzen Land
verkündet.