Vereinathal
(Kt. Graubünden,
Bez. Ober
Landquart). 2130-1360 m. Linksseitiges Nebenthal des
Prätigaues, zu dem
es sich in der Alp
Novai (1368 m) 5,5 km hinter
Klosters mit einer kleinen
Ebene öffnet. Der es entwässernde
Vereinabach ist
bei seiner Mündung in die junge
Landquart länger als diese. Das Thal steigt nach SO. an und reicht bis zur Felsenschwelle
vor dem kurzen, öden und wilden Jörithal. 6,5 km lang; 12% Gefälle. Begrenzt wird das Vereinathal
(in der Richtung S.-N. gezählt): links oder westwärts vom
Gorihorn (2989 m),
Pischahorn (2982 m),
Mückenthälispitz und
Lauenzughorn
(2472 m);
rechts oder ostwärts vom Kirchlein (2767 m), den W.-Spitzen des Ungeheuerhorns, dem Mittelgrat (2629 m), Roggenhorn (2893 m), Weisshorn (2833 m) und Canardhorn (2611 m).
Nebenäste sind das in der Alp Vereina (1940 m) von O. her mündende Vernelathal, das in der Alp Fremdvereina (1962 m) von SO. her mündende Süserthal und das ganz kurze Eisenthal, das sich in der gleichen Alp von W. her öffnet. Vereina ist gleich hinter der Bachebene von Novai ein enges Felsenthal, dessen Wildbach in tiefen, wilden Schluchten dahineilt. Auf der linken Seite fallen mehrere starke Wasserfälle über ¶
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die glatten Felswände herab. Prächtig erheben sich darüber die schneebedeckten Gipfel des Pischastockes. Das Thal enthält
die Klosterser Alpen Novai (1368 m), Ober Novai (1936 m), Stutzalp (1877 m) mit winzigem Seebecken, Vereina (1970 m) und Fremdvereina
(1962 m). Die letztgenannte wurde einst der Gemeinde Süs abgekauft. Die Vereinahütte des S. A. C. an
der Mündung des Vernelathälchens ist im Sommer bewirtschaftet. Von Klosters gelangt man am rechten Ufer der Landquart auf
einem Fahrsträsschen über Monbiel zur 1½ Stunden entfernten Alp Novai; von hier geht ein Saumpfad rechts ab und im Vereinathal
steil hinan, an der Stutzalp vorbei zur Vereinahütte, die in 2 Stunden erreicht wird. In einer weitern
Viertelstunde ist man in der Alp Fremdvereina und kann nun von hier durch das Süserthal über den Valtorta- oder Vereinapass
(2600 m) nach Süs oder Lavin im Engadin oder auch über den Flesspass (2452 m) durch Valtorta und Val Fless ins
Susascathal auf die Flüelastrasse hinabsteigen.
Ein dritter Uebergang ist der Jöriflesspass (2567 m), der südl. durch das Jörithal und an den Jöriseen vorbei ebenfalls ins Flessthal und nach Süs leitet. Am Ausgang von Vernela lagern am N.-Hang über der Alp Vereina gewaltige Gneisblöcke, unter denen sich kleine «Schupfen» oder «Balmen» bildeten. Deren bedeutendste ist die Barettabalme, die laut einer Alpensage nach einem geheimnisvollen Fremden, Alfonso di Baretta, Vater der Jungfrauen Silvretta und Vereina, benannt ist.
Eine andere Alpensage berichtet vom Totenvolk, das nächtlicherweile aus dem düstern, melancholischen Thalgrund der Alp Novai hinunter in die Dörfer wallt (vergl. Theobald: Naturbilder aus den Rät. Alpen. 3. Aufl. Chur 1893). Der Thalgrund von Vereina besteht zur Hauptsache aus Gneis (Flüelagneis, Augengneis) mit Zwischenlagen von Glimmer- und Hornblendeschiefern. Glimmerschiefer treten besonders in der Gegend der Alp Vereina, Hornblendeschiefer (Amphibolite) in grössern Komplexen zu beiden Seiten des Eingangs bei Novai, in der Gegend der Stutzalp, zwischen den Alpen Vereina und Fremdvereina und an der thalabschliessenden Schwelle vor dem Jörithälchen auf.