Veredelung
,
Inokulation, Impfung, [* 2] die Übertragung einer Knospe (Auge) [* 3] oder eines Zweigs (Edelreis, s. d.) einer edlern Pflanze auf einen weniger edeln Stamm (Grundstamm, Wildling) dergestalt, daß eine bleibende innige Vereinigung beider miteinander erfolgt.
Dies Ziel wird um so sicherer erreicht, je näher beide
Teile einander verwandt sind, je schneller die
Veredelung
ausgeführt wird, je dichter die
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forlaufend
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Schnittstächen und Ränder des Edelreises denen des Wildlings anliegen.
Alle Veredelung
müssen, um der Luft und den atmosphärischen
Niederschlägen den Zutritt zu entziehen, sorgfältig mit Woll- oder Vastfäden oder mit mit Baumwachs bestrichenen Papierstrei-
fen verbunden werden.
Zweck der Veredelung
ist die Erhal- tung reiner Formen und Varietäten (Spielarten) in ihren
charakteristischen Eigentümlichkeiten, Merk- malen u. s. w., soweit dies vermittelst der Vermeh- rung durch Samen,
[* 5] Ableger,
Stecklinge u. s. w. uicht ermöglicht werden kann, wie z. B.
bei der Anzucht von Hängebäumen und Obstsorten.
Den wissen- schaftlich und praktisch festgestellten Einflusi der Unter-
lage auf das Edelreis und auch umgekehrt benutzt man zur Veredelung
schwachwüchsiger Arten auf starkwüchsige
und verschasst ihnen die Eigenschaft der letztern, so bci1^viHi'udi'",^. auf^68cn1u8 cm-ncl! M/li^.; umgekehrt freilich ist
der Erfolg nicht immer so günstig.
Durch Veredelung
wird auch häufig die Widerstands- fähigkeit einiger zarterer Gehölze und verschiedener
Obstsorten gegen hohe Kältegrade gehoben, während sie bei andern vermindert wird;
beispielsweise sind nach neuern Erfahrungen auf lio^a wxa /Imi. F veredelte Theerosen weniger empfindlich als auf Nc83. canina /^., weil sie, die entsprechende Eigen- schaft der erstern annehmend, ihren Trieb früher beendigen;
so ist auch der Pfirsich auf Mandel ver- edelt
empfindlicher als auf Pflaume u. s. w. Ferner ist man in der Lage, durch sorgfältige Auswadl entsprechender
Unterlagen nur aus fruchtbarem Bo- den gedeihende Geholze auch auf magerm Bodeu mit Erfolg zu kultivieren, während man in der
Obst- baumzucht außer den direkten Veredelung
noch die sog. Zwischenveredelungen
benutzt, um schwach trei- bende, zurStammbilduug sich nicht eignende borten auch hochstämmig veredeln zu
können. Die Veredelung
kann nach Maßgabe der verschiedenen Methoden im allgemeinen zu jeder Zeit vorgenom- men werden;
man unterscheidet:
1) Frühjahrs- vered elung, bei Beginn der Eafteirkulation (März bis Mai);
2) Sommerveredelung
, während des Johannistriebes (Juli und August);
Z) die weniger gebräuchliche Herbstveredelung
, bei der
die auf- gesetzten Edelreiser zu lange Zeit ohne Saftverbin- dung bleiben und demzufolge leichter dem
Verdorren preisgegeben sind;
endlich 4) die in geschlossenen Räumen auszuführende Hand- oder Topf - W inter - Veredelung (Dezember
bis Februar). Die Veredelung
smethoden sind:
1) Okulieren,
[* 6] Okulation oder 'Angeln (s. Tafel: Verede- lungsmethoden,
[* 4]
Fig. 1-6), die denkbar gün- stigste Veredelung
, da
die dem Wildling zugefügte Verletzung eine äußerst geringe ist und die Vernarbuug dersel- ben, selbst wenn die Veredelung
fehlschlägt,
sehr schnell vor sich geht.
Man überträgt schildförmig vom Edel- reife getrennte Augen. [* 4] (Fig. 1) auf einen Wildling, indem man diesen mittels des Okuliermessers (s. Ta- fel: Garten [* 7] gerate, [* 4] Fig. 7) mit einem bis auf den Splint gehenden «»-förmigen Einschnitt versieht, nach Lösung der Rinde (s. Tafel: Vcredeluugs- methoden, [* 4] Fig. 2) das Auge so cinschiebt, daß der Querschnitt des Schildchens genau mit dein entsprechenden des Wildlings zusammenpaßt und dann, das Auge frei lassend, verbindet [* 4] (Fig. 3). Das auch angewendete Okulieren in umgekehrter Form, d. h. mit ^.-förmigem Einschnitt [* 4] (Fig. 4) und entsprechend zugeschnittenem Augeuschilde [* 4] (Fig. 5), ist bei allen starkmarkigen Unterlagen (Rosen) weniger empfehlenswert, weil bei etwai- gem Windbruch oder sonstigen widrigen Verhält- nissen das Edelauge mit verloren geht. Zu unter- scheiden ist a. das Okulieren aufs treibende Auge im Frühjahr, weil der Trieb noch in demselben Sommer zur Entwicklnng gelangt;
man wendet es an bei fast allen feinern Gehölzen und Rofen, einerfeits damit deren Triebe noch vor Eintritt des Winters vollständig erstarken, andererseits um Zeit zu gewinnen;
d. das Okuliereu auss schlafende Auge, weil der Trieb sich erst im kommenden Früh- jahr entwickelt;
man benutzt es außer bei vielen Ge- hölzen, wie ^c(;i-, ^68cn1u8,
(^tauelt, (^rat^L^n^. (^löäit^ui^ N08pilu8, 8oi'du8, 8)rin^ u. a., säst ausnahmslos bei
Obstbäumen. In beiden Fällen ist erste Bedingung, daß Wildling und Edelreis gut im Safte sich befinden und daß, sofern
dies nickt der Fall, die Saftcirkulation durch reichliches Wäs- sern vor der Veredelung
thunlichst gefördert
wird.
Löst nur der Wildliug, nicht aber das Edelreis, dann beläßt man den einzusetzenden Augen etwas Holz [* 8] (Fig. 6a u. I)); löst jedoch weder das eine noch das andere, dann wendet man das namentlich zur Ausfüllung etwa am Spalierobst entstandener Lücken gebräuch- liche An angeln an.
Das auch in diesem Falle mit einem dünnen Holzschildchen versehene Auge wird an den Ausschnitt des Wildlings angelegt und sogleich verbunden.
Das Anäugeln kann bei der Frühjahrs- und Sommerveredelung
benntzt werden.
2) Kopulieren, Kopulation
[* 9] oder Schäften, zu Frühjahrs- und Wintcrveredelung
sebr beliebt uud, gleich der vorigen
Methode, nur geringe Ver- letzungen verursachend.
Wildling und Edelreis müssen von thunlichst gleicher Stärke [* 10] sein, niemals aber letzteres stärker als ersterer;
beide schneidet man mit dem Kopuliermesser (s. Tafel: Gartengeräte,
[* 4]
Fig. 8) schräg
zu, so daß die Schnittflächen gleiche Längen erhalten (s. Tafel: Veredelung
smetho- den,
[* 4]
Fig. 7 u. 8), achtet
darauf, daß Rinde auf Rinde, bei geringerer Stärke des Edelreifes wenig- stens auf einer Seite, genau aufeinander paßt
und verbindet sie dann.
'Ahnlich ist das Anschästen [* 4] (Fig. 9 u. 10), auch Anplatten genannt, und das Sattelschäften (einfach und doppelt, [* 4] Fig. 11 -13);
beide Arten werden bei alten zu kopulierenden Stämmen angewandt, die bedeutend stärker als die Edelreiser sind.
Diese werden ebenso wie beim einfachen Kopulieren und nur beim Sattel schuften außerdem noch sattel- oder keilförmig zuge- schnitten, so daß sie ähnlichen Abschnitten an der Unterlage entsprechen.
Das Kopulieren ist bei zu stark vorgeschrittener Vegetation erfolglos und sollte stets beendigt sein, wenn der erste Trieb beginnt.
8) Das Pfropfen [* 11] und zwar zunächst li. in die Rinde (Pelzen) findet man meist in der Gefolg- schaft der Okulation aufs schlafende Auge, in^em alle im Herbst durch Okulation nicht gewachsenen Veredelung nunmehr im kommenden Frühjahr durch Pfropfen in die Rinde noch veredelt werden, wodurch dein Gärtner die Möglichkeit an die Hand [* 12] gegeben ist, die Veredelungsquartiere thunlichst zu vervollftän- digeu, somit einem Ausfall an verkaufsfäbigen Pflanzen innerhalb Jahresfrist vorzubeugen.
Das Pfropfen in die Rinde wird demnach, gleich seinen nachbenanntcn verwandten Methoden, im zeitigen Frübjahr, sobald der Saft sich regt, vorgenommen, hat jedoch vor der Kopulation den Vorzug, selbst l noch bei etwas vorgeschrittener Vegetation ausge- führt werden zu können;
vor allem aber ist das ! Pfropfen in die Rinde weniger zeitraubend als alle ¶