Vauban befestigte die Stadt stärker, da dieselbe einen wichtigen Maasübergang an der Ostseite der schwierigen Argonnenpässe
deckt. Diese Bedeutung trat namentlich in der Revolutionszeit bei dem
Angriff der
Preußen
[* 7] 1792 und dann
wieder 1870 hervor, wo die
Festung, durch Inundationswerke verstärkt, erst nach mehr als 1½ monatlicher Belagerung kapitulierte.
Seit der Abtretung von
Metz ist Verdun für
Frankreich als Kreuzungspunkt der
Straßen und
Eisenbahnen an der Ostgrenze um so wichtiger
geworden und demnach jetzt durch elf
Forts (4 auf dem linken, 7 auf dem rechten Maasufer) zu einer der
stärksten
Festungen umgeschaffen worden. Die
Verbindung mit
Toul
[* 8] sichern fünf
Sperrforts auf dem rechten Maasufer.
Vgl. v.
Hellfeld, Die
Zernierung und Beschießung von Verdun 1870 (Berl. 1875). -
1) Arrondissement im franz. Depart. Meuse in Lothringen,
hat auf 1491,18 qkm (1896) 82585 E., 7 Kantone und 149 Gemeinden. – 2) Verdun-sur-Meuse, lat.
Verodunum, Viridunum, Hauptstadt des ArrondissementsVerdun, zwischen Höhen an der hier in fünf Arme geteilten
Maas, an den Linien Reims-Conflans und Toul-Sedan der Ostbahn, ist Sitz des Kommandos der 79. Infanterie- und der 3. Husarenbrigade,
eines Bischofs, hat israel. Kultus, Gerichtshof erster Instanz, Sparkasse und (1896) 12780, als Gemeinde 22152 E., in Garnison
Teile des 147., 148., 150. Infanterieregiments, des 1. Jägerbataillons, des 3. und 8. Husarenregiments
und das 4. und 5. Fußartilleriebataillon, ferner
ein Großes und Kleines Seminar, Spitäler, Bibliothek (40000 Bände und 400 Handschriften),
Museum und Theater,
[* 9] Kathedrale aus dem 11. und 12. Jahrh., der moderne Bischofspalast mit Garten,
[* 10] Stadthaus (17. Jahrh.), der
Justizpalast, das große neue Collège und die zweitürmige Porte Chaussée zum Teil aus dem 15. Jahrh.
(jetzt Militärgefängnis). Auf dem Platz Ste. Croix steht seit 1855 die Bronzestatue des Generals Fr. de Chevert (gest. 1769)
von Lemaire. Bedeutend ist die Fabrikation von Konfitüren, Dragées
[* 11] und Liqueuren; außerdem giebt es Brauerei, Kunsttischlerei,
Lohgerberei, Mehl- und Ölmühlen, Herstellung von Posamenten und Branntwein und Handel mit Holz,
[* 12] Vieh,
Getreide
[* 13] und Wein sowie Marmorbrüche.
Die mit bastionierter Umwallung (mit Hornwerk
[* 14] St. Victor) und Citadelle versehene Stadt (s. vorstehenden Situationsplan) ist,
ihrer Wichtigkeit als linker Flügelstützpunkt der Linie Verdun-Toul entsprechend, seit 1874 durch eine starke Gürtelfortlinie
zu einem großen Waffenplatz gestaltet. Am linken Maasufer liegen im Halbkreis (etwa 6 km Radius) in
erster Linie 4 Werke: Bois de Chapitre, Valeycourt, Bois de Sartelles, Germonville, im S. auf die Forts Landrecourt und Dugny,
im W. auf Bois-Bourrus, Marre und 2 Flügelposten gestützt;
hinter ihnen in zweiter Linie die Forts Regret und Chaume, die
Werke Chana und Choisel. Am rechten Ufer besteht die innere Linie aus 7 Forts: Belleville, St. Michel, Souville, Tavanne, Belrupt,
Rozellier, Haudainville und einigen Zwischenwerken. Die äußere, an den Ostrand der Côtes vorgeschobene Stellung umfaßt auf 9 km
Länge die FortsVaux, Moulainville, die Werke Hardaumout, Laufée, Eir, Manesel, Chatillon und 11 Batterien;
im N. schließt sie sich mit der StellungFortDouaumont-Côte de Froide (11 Werke) an die Maas au. Der ganze Umfang mißt 48 km.
Den Zwischenraum Verdun-Toul (53 km) schließt die Sperrfortkette Génicourt, Troyon, Les Paroches, Camp des Romains, Liouville,
Gironville, Jouy-sous-les-Côtes.
Im Vertrag zu Verdun (Aug. 843) teilten sich Kaiser Lothar Ⅰ. und seine BrüderLudwig der Deutsche
[* 18] und Karl
der Kahle in das Fränkische Reich. (S. Deutschland [und Deutsches Reich, Geschichte].) Verdun selbst kam an Lothringen, 870 mit
diesem an Ostfranken und gehörte fortan zum DeutschenReich. Das Land Verdun oder Verdunois, früher den Herzögen
von Lothringen gehörig, die es durch eigene Grafen regieren ließen, wurde von Balduin, dem BruderGottfrieds von Bouillon, den
Bischöfen von Verdun käuflich überlassen, die mit der reichsfreien Stadt Verdun unablässige Fehden zu führen hatten. Durch den
KriegHeinrichs Ⅱ. mit Karl Ⅴ. kam die Stadt 1552 an Frankreich, wurde aber nebst ihrem Gebiete erst
im Westfälischen Frieden mit Metz und Toul abgetreten. Vauban befestigte die Stadt. Am wurde Verdun cerniert und seit 13. Okt. belagert,
worauf es 8. Nov. mit 4000 Mann und 136 Geschützen kapitulierte.