Verbum
(lat.), auch Zeitwort, in der
Grammatik jedes Wort, das eine Abwandlung durch die verschiedenen
Personen (ich,
du, er, wir u. s. w.) hat, während das Nomen
(Substantiv,
Adjektiv) und
Pronomen nur
Casus hat (dekliniert wird). Die Abwandlung
des Verbum
geschah ursprünglich zum
Teil wenigstens dadurch, daß am Ende des Verbalstammes das betreffende
Pronomen angefügt wurde, so ist z. B. im deutschen «ist»
das t wahrscheinlich das
Pronomen der dritten
Person des
Singulars, bedeutete also ursprünglich «er».
Außer dieser Abwandlung
vermag das Verbum
durch bestimmte
Veränderungen noch zu unterscheiden:
Arten der Handlung (dauernde, eintretende, vollendete),
Zeit oder
Tempus (s. d.),
Modus (s. d.) und die sog.
genera verbi, Activum,
Medium, Passivum. Die bisher genannten
Bildungen machen zusammen die Konjugation (s. d.) des Verbum
aus.
Nicht zu dieser gehören die vom
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Verbum
abgeleiteten deklinierbaren Formen, wie Partizipien und Infinitive (s. d.),
doch rechnet man sie der Bequemlichkeit wegen in der Regel dazu und unterscheidet die eigentlichen Konjugationsformen als
verbum
finitum. Auf die Bedeutung des Stammes selbst geht auch die Unterscheidung der Verbum
in transitiva und intransitiva (neutra).
Jene erfordern ein Objekt (s. d.), z. B.
«die Pflanze treibt Blüten»; diese geben ohne solches einen abgeschlossenen Sinn, z. B. «die Pflanze blüht».
Die Bildung der Verbum
geschieht entweder unmittelbar aus der Wurzel
[* 3] (verba primitiva) oder aus einem bereits aus der Wurzel gebildeten,
sei es Verbal-, sei es Nominalstamm (verba derivativa, z. B. «lachen»,
«lächeln», «heilig»,
«heiligen»); die von Nominalstämmen abgeleiteten Verbum
pflegt
man denominativa, die von Verbalstämmen herkommenden deverbativa zu nennen. Die abgeleiteten Verbum
drücken mannigfaltige
Bedeutungsfärbungen des ursprünglichen Begriffs aus, z. B. das Verursachen einer Handlung (verba causativa, auch factitiva
genannt, z. B. «fällen» = fallen machen),
die Wiederholung (verba frequentativa oder iterativa), Verstärkung
[* 4] (verba intensiva), Anfang oder Werden
einer Handlung (verba inchoativa), Verlangen nach der Handlung (verba desiderativa), Verkleinerung (verba deminutiva).
Die Grammatik, namentlich die ältere, hat noch weitere Kunstausdrücke für Eigentümlichkeiten der Form und Bedeutung von
Verbum
, z. B. verbum
defectivum (s. Defektivum), verbum
impersonale,
das kein bestimmtes Subjekt hat, z. B. «es regnet», verbum
auxiliare (s. Hilfszeitwörter),
verbum
substantivum, Bezeichnung des Verbum «sein» als des allgemeinsten
verbalen Ausdrucks.