Titel
Verbrennung
,
chemischer Prozeß, s.
Sauerstoff, S. 344. In der
Heilkunde versteht man unter Verbrennung
die krankhafte Veränderung,
welche ein Körperteil unter Einwirkung hoher
Temperatur erleidet. Bis auf gewisse
Grade erhitzte
Körper oder die
Flamme
[* 3] selbst
bedingen nämlich bei direkter Einwirkung auf den unbedeckten
Körper eine Zerstörung der
Gewebe,
[* 4] die
je nach dem Hitzegrad, der
Dicke des einwirkenden heißen
Körpers etc. eine verschiedene ist. Danach unterscheidet man im
wesentlichen drei
Grade der Verbrennung:
1) einfache Rötung, nur bedingt durch ganz oberflächliche Vertrocknung der
Epidermis,
[* 5] gefolgt
von sofortiger Rötung der
Haut;
[* 6] im Verlauf der
Heilung stoßen sich schneller als gewöhnlich die obersten
Epidermisschichten ab. 2) Verbrennung
mit Blasenbildung: die
Epidermis wird durch ein sofort erfolgendes
Exsudat in kleinern, manchmal
flächenhaft sich ausbreitenden
Blasen abgehoben; die
Blasen trocknen weiterhin entweder ein, oder lösen sich ab, und die
gerötete, lebhaft entzündete
Haut liegt vor.
3) Zerstörung der Haut in ihrer ganzen Dicke mit den unterliegenden Teilen (Unterhaut, Muskeln, [* 7] Knochen) [* 8] oder ohne dieselben. Dabei findet entweder nur eine totale Austrocknung oder ein wirkliches Verkohlen der Teile statt. Je intensiver die Hitze einwirkt, um so vollständiger das Absterben der betroffenen Gewebe, welche sich dabei ganz wie brandige Teile verhalten, durch eine demarkierende Eiterung ausgelöst werden und auf dem Weg der Vernarbung heilen (s. Brand).
Brandnarben zeichnen sich meist durch ganz ungewöhnliche, zu Entstellungen führende Schrumpfungen und strahlige
Einziehungen
aus, die oft Gegenstand operativer Behandlung werden müssen. Verbrennungen
sind meist sehr schmerzhaft; sind sie sehr ausgedehnt
oder tief gehend, so können sie unter Umständen direkt lebensgefährlich werden. Wird durch die Verbrennung
ein
sehr großer Teil der Körperoberfläche getroffen, etwa zwei Dritteile, so erfolgt der
Tod regelmäßig, selbst wenn die
Intensität nirgends über den zweiten
Grad hinausgegangen ist.
Verbänderung - Verbann

* 9
Verband.
Bei der Behandlung ist für die leichtern Verbrennungen
die Bekämpfung des
Schmerzes die Hauptsache. Verbrennungen
ersten
Grades behandelt man am besten mit kühlen Bleiwasserumschlägen, oder man bepinselt den betreffenden
Teil mit
Kollodium. Verbrennungen
zweiten
Grades werden mit feinem
Provenceröl bestrichen oder beträufelt und mit
Watte schonend
bedeckt; nach einigen
Tagen wird, wenn die
Eiterung sich einstellt, der
Verband
[* 9] im lauen
Wasserbad abgeweicht und mit einer milden
Zink- oder
Bleisalbe die Wundfläche verbunden. Verbrennungen
dritten
Grades werden nach den
Regeln der
Chirurgie
behandelt. Über
Selbstverbrennung s. d.
Vgl.
Sonnenburg, Verbrennungen
und
Erfrierungen (in der
»Deutschen
Chirurgie«, Stuttg.
1879);
Schjerning, Über den
Tod infolge von Verbrennung
und Verbrühung
(»Eulenbergs Vierteljahrsschrift« 1885).