Verband
[* 3] oder Bandage (Deligatio oder Vinctura), alles, was als Bedeckung oder Umhüllung eines kranken Körperteils rein mechanisch zur Erreichung eines Heilzwecks dient. Dieser Zweck ist besondere Abhaltung äußerer Schädlichkeiten, Applizierung heilkräftiger Stoffe, Reinlichkeit durch Aufsaugung von Absonderungen, Ruhigstellung beweglicher Teile, Befestigung getrennter Teile in ihrer Lage und Ausübung eines Drucks auf kranke Organe sowie eines Zugs auf kranke Gliedmaßen.
Man unterscheidet hiernach
Deck-, Occlusions- oder Occlusivverbände zum Schutz der Wunden, deren hervorragendster
Listers
(s. d.) antiseptischer Verband
ist;
Ruh- oder Immobilisierungsverbände vermittelst Papp- und Holzschienen oder aus erhärtendem Material, Gips, [* 4] Tripolith, Kleister, Wasserglas, Guttapercha, besonders zum Fixieren gebrochener Gliedmaßen;
Druck- oder Kompressionsverbände, vorzugsweise zur Bekämpfung entzündlicher und wassersüchtiger Anschwellungen;
ferner Zug- oder Extensionsverbände, namentlich zur Erzielung einer günstigen Stellung bei Gelenkkrankheiten und Knochenbrüchen.
Man bedient
sich zur Anlegung eines Verband
entweder einfacher leinener oder wollener
Binden, die nach bestimmten Regeln an den einzelnen Körperstellen
angelegt werden (s.
Binde), oder man fügt den
Binden noch Schienen aus
Pappe, Holz,
[* 5]
Blech, Guttapercha
u.
dgl. zu, oder bestreicht sie mit erhärtenden Flüssigkeiten (s.
Gipsverband); mitunter, wenn es darauf ankommt, das kranke oder verletzte
Glied
[* 6] dauernd in einer bestimmten
Lage zu erhalten,
bedient man sich auch wohl komplizierterer
Apparate oder
Maschinen, wie der Holzladen, der Drahthosen,
der Streckapparate, Schweben
u. dgl. Niemals darf ein Verband
zu fest angelegt werden, da sonst leicht
Hinderung der Blutcirkulation, heftige
Schmerzen,
Lähmungen, selbst brandiges
Absterben die Folge sind. Die
Bandagen- oder Verband
lehre
(Desmologie) bildet einen wichtigen
Abschnitt der praktischen
Chirurgie. -
Verband
lehre (8. Aufl., Berl.
1881);
Emmert, Verband
lehre (2. Aufl., Bern
[* 7] 1871);
Heineke, Kompendium der
Operations- und Verband
lehre (3.
Aufl.,
Erlangen
[* 8] 1884-86);
Esmarch, Der erste Verband
auf dem Schlachtfelde (2. Aufl., Kiel
[* 9] 1870);
Fischer, Handbuch der Verband
lehre
(2. Aufl., Stuttg. 1884);
Klaußner, Verband
lehre (2. Aufl.,
Münch. 1896);
Hoffa,
Atlas
[* 10] und Grundriß der Verband
lehre (ebd.
1897).