Ventil
[* 2] (vom lat. ventus, d. i. Wind, also eigentlich «Windklappe» oder «Luftklappe»),
an
Maschinen (Motoren, Pumpen)
[* 3] und
Apparaten eine Vorrichtung, welche den Durchgang eines flüssigen oder
gasförmigen Körpers in bestimmter
Richtung und zu bestimmter Zelt ermöglicht oder unterbricht. Die
Bewegung des Ventil
wird
entweder allein durch den Druck der Flüssigkeit (oder des
Gases) gegen das Ventil
(selbstthätiges Ventil
) oder von außen her durch
einen besondern Mechanismus, durch Stellvorrichtungen oder
Steuerungen (gesteuertes Ventil
) bewirkt. Von den
Hähnen (s. d.) und Schiebern (s. d.)
sind die Ventil
dadurch verschieden, daß sie sich von der zu verschließenden Öffnung abheben, während jene sich
in der Dichtungsfläche verschieben, um den Durchgang zu gestatten. Je nach der
Bewegung unterscheidet man
Klappenventile und
geradlinig gehobene Ventil
, unter diesen wieder einsitzige, doppelsitzige und mehrsitzige Ventil.
Der
Ventilsitz
ist die
Fläche, auf welcher der Ventil
körper bei geschlossenem Ventil ruht.
Der wasser- oder luftdichte Verschluß der Ventil
wird durch
Gummi- oder Lederplatten oder auch durch Metallflächen, die in der
Regel auf den Ventilsitz
aufgeschliffen sind, erreicht.
Bei den
Klappenventilen (s. Fig. 1. eine Doppelklappe
für Schachtpumpen darstellend) legen sich die auf einer Seite auf dem Ventil
sitze gehaltenen Lederklappen, welche, um ihre
Steifigkeit und ihr Gewicht zu vermehren, zwischen zwei Metallscheiden eingepreßt sind, derartig auf den Sitz, daß
sie bei einem Druck von unten her aufgeklappt, dagegen bei Druck von oben fest auf den Ventilsitz
gedrückt
werden.
Solche Ventil
findet man hauptsächlich bei Pumpen. Je nachdem sich die Pumpenventile
beim Ansaugen oder beim Empordrücken
der zu fördernden Flüssigkeit öffnen, werden sie
Saugventile oder Druckventile
genannt. Die
Saugventile heißen, wenn sie
im Fuß der Pumpen liegen, auch Bodenventile. Tellerventile sind
Klappenventile von größerm Durchmesser
(s. Fig. 2,
Saugventil eines
Kondensators), bei denen die
Klappe von einer nicht besonders armierten kreisförmigen Kautschukplatte
A besteht; dieselbe ist in der Mitte des flach tellerförmigen, gerippten Ventilsitzes befestigt und schlägt, geöffnet,
gegen eine schalenförmige, den Hub begrenzende Metallfläche. Das am meisten angewendete unter den geradlinig
gehobenen Ventil ist das
Kegelventil
[* 1]
(Fig. 3), das einen metallenen Ventilkörper V mit den Führungsstegen f besitzt,
welcher sich mit seiner flach kegelförmigen
Auf-
0212a ¶
0212b ¶
mehr
lagerfläche auf die entsprechende konische Ringfläche des Ventilsitzes S setzt. Der Hub des Ventil wird durch einen Anschlag a begrenzt. Beispiele von Kegelventilen s. Dampfkessel, [* 7] Fig. 4, 5, 6. Die Doppelsitzventile, welche hauptsächlich als Steuerungsventile dienen, können als kombinierte Kegelventile angesehen werden. Sie werden als Glockenventile und Rohrventile unterschieden, je nachdem der Ventilkörper sich außerhalb oder innerhalb der ringförmigen Ventilsitze befindet.
Eine Darstellung des Rohrventils findet sich unter Dampfmaschine, [* 8] Fig. 10; die Einrichtung des Glockenventils ist aus [* 6] Fig. 4 ersichtlich. Geradlinig gehobene Ventil sind auch die Kugelventile [* 6] (Fig. 5). Bei diesen bildet eine Vollkugel den wasserdichten Verschluß, und der Ventilsitz ist dem entsprechend geformt. Da die Kugel beim Zurückfallen den Ventilraum sicher abschließt, bedarf sie keiner besondern Führung; als Anschlag dient meist ein kreuzweise übergreifender Doppelbügel, der von oben her gegen den Ventilsitz gepreßt wird, wodurch letzterer gleichzeitig festgehalten wird.
Stufen- oder Pyramidenventile sind kombinierte Klappen-, Kegel- oder Kugelventile, die in konzentrischen Kreisen übereinander angeordnet sind. Werden bei derartigen Ventil ringförmige Klappen angewendet, so nennt man sie Ringventile. Ein derartiges Ventil stellt [* 6] Fig. 6 dar. Es sind hierbei drei Ventilsitze a übereinander angeordnet, welche durch die Druckschraube b aufeinander gepreßt und im Ventilgehäuse festgehalten werden. Die drei ringförmigen Ventilkörper c sind mit Lederdichtung versehen und finden ihre senkrechte Führung und ihre Hubbegrenzung durch Nasen d, welche an den über den Ringen befindlichen Ventilsitzen angegossen sind.
Diese Ventilanordnung, wie auch die Abänderung derselben, daß man die Ringflächen in einer Ebene konzentrisch nebeneinandersetzt, findet ausgedehnte Anwendung an Wasserwerkspumpen. Zu den Ventil, welche durch einen besondern, meist außerhalb des Ventilgehäuses gelegenen Mechanismus bewegt, werden, gehören einesteils die Steuerventile von Dampfmaschinen [* 9] und Pumpenanlagen, dann aber auch die Absperr- oder Durchgangsventile. Es sind dies Kegelventile, welche, ähnlich den Hähnen, den Durchfluß eines Gases oder einer Flüssigkeit regulieren. Die Einstellung solcher Ventil geschieht meist von außen mittels eines Handrades, welches an der mit Gewinde versehenen Ventilspindel sitzt. Hierüber und über Rückschlagventile s. Dampfkessel. Entlüftungsventile dienen zum Auslassen der Luft an Wasserpumpen, wo dieselbe, eingeschlossen, nachteilig für den Gang [* 10] der Pumpe [* 11] sein würde.
Bei Musikinstrumenten ist das Ventil (Piston) eine mechan. Vorrichtung zur Regulierung von Zufuhr und Absperrung eines Luftstroms, z. B. die Klappen an Orgelpfeifen, die sich beim Einströmen des Windes öffnen. Bei Trompeten, Hörnern und andern Blechblasinstrumenten neuerer Konstruktion bezwecken sie Veränderung der Länge der Röhre behufs Erzeugung verschiedener Töne, welche außerhalb der Naturtonreihe liegen, indem ein und dasselbe Ventil vermöge Federkraft innerhalb des Rohres eine Umdrehung macht, sobald der Finger auf seinen Hebel [* 12] drückt und somit dem Luftstrom eine neue Bahn eröffnet, indem es ihm die alte verschließt. (S. Blasinstrumente.)