Titel
Venĕter
(Veneti), bei den Alten drei Völker verschiedener Abstammung.
1) Die Veneter (Eneti oder Heneti) im nordöstlichsten Teil Italiens, zwischen der Athesis (Etsch) und dem Meer, den Alpen und der Mündung des Padus (Po), werden am wahrscheinlichsten zu dem illyrischen Volksstamm gezählt, zu welchem sie schon Herodot rechnet. Ihr Land, Venetia (s. Karte bei Artikel »Italia«),
das bisweilen noch zu Gallia cisalpina im weitern Sinn gerechnet, gewöhnlich aber davon unterschieden wurde, gehörte später zur zehnten Region Italiens. Die Römer betrachteten das Land schon seit 183 v. Chr. als ihre Provinz und verteidigten es gegen die Gallier, Rätier, Taurisker und Karner. Dann hatte es als gewöhnlicher Durchgangspunkt für die in Italien eindringenden germanischen und hunnischen Völkerschaften viel zu leiden. Die bedeutendsten Städte des Landes waren: Patavium (Padova, Padua), Altinum (Altino) und das erst von den Römern gegründete Aquileja;
außerdem Adria, Ateste (Este), Concordia, Aquä Aponi (Abano), Tarvisium (Treviso), Vicentia (Vicenza), Opitergium (Oderzo), Feltria (Feltre) und Belunum (Belluno).
Vgl. Czoernig, Die alten Völker Oberitaliens (Wien 1885). -
2) Die Veneter (Venetes) an der Westküste von Gallia Lugdunensis in der heutigen Bretagne, die unter allen Galliern des Seewesens am meisten kundig waren und eine Art von Herrschaft auf dem Atlantischen Ozean ausübten. Sie wurden von Cäsar 56 v. Chr. unterworfen. Ihre Hauptstadt Dariorigum, später Veneti, heißt jetzt Vannes. -
3) Die zuerst von Plinius und Tacitus als östliche Nachbarn der Germanen, jenseit der Weichsel, genannten slawischen Veneter (richtiger Veneder), deren Name sich in dem der Wenden (s. d.) erhalten hat.