Vēnen
(Venae,
Blutadern), im weitern
Sinn schlechtweg gleich
Adern, im engern
Sinn bei den
Wirbeltieren dünnhäutige
Röhren,
[* 2] in welchen das
Blut aus allen Teilen des
Körpers nach dem
Herzen zurückfließt. Sie nehmen ihren Ursprung
aus den Kapillargefäßnetzen der
Organe als kleine Gefäßchen (Venen
wurzeln), die nach und nach zu größern
Zweigen,
Ästen
und
Stämmen zusammenfließen. Da
sie den
Druck des
Herzens nicht mehr unmittelbar, wie die
Arterien, auszuhalten haben, so sind
ihre
Wände dünner, schlaffer und ausdehnbarer als die Arterienwände, im allgemeinen aber von derselben
Zusammensetzung wie diese.
Ihre innere
Haut
[* 3] bildet an vielen
Stellen (meist in
Abständen von 5-8
cm) halbmondförmige, taschenähnliche Falten oder
Klappen,
deren je zwei einander gegenüberstehen und so an der Innenfläche der Venen
angebracht sind, daß sich
das
Blut in ihnen fangen muß, sobald es in rückläufige
Bewegung gerät, während es in der
Richtung nach dem
Herzen zu ungehindert
zwischen ihnen hindurchfließen kann. Sie wirken also wie
Ventile.
In den Venen
fließt das
Blut kontinuierlich, ohne pulsatorische
Bewegung, weit langsamer als in den
Arterien, aber schneller als in den
Kapillaren.
Über ihre
Anordnung und Verteilung im
Körper s.
Blutgefäße (mit Tafel, auf welcher die Venen
mit blauer
Farbe eingedruckt sind).
Erkrankungen der Venen
kommen häufig vor, doch meist nur neben Erkrankungen benachbarter
Gewebe
[* 4] und
Organe. Die häufigste Venen
krankheit
ist die Erweiterung derselben
(Phlebektasie), die namentlich an den untern Extremitäten solcher Leute
sich zeigt, welche anhaltend stehen müssen. Sie ist entweder eine gleichmäßige cylindrische, oder besteht in ungleichmäßigen
buchtigen Erweiterungen des Venen
rohrs
(Varikosität, s.
Krampfadern).
In den erweiterten Venen
, welche übrigens regelmäßig eine verdickte Wand besitzen, kommt es leicht zur Gerinnung
des
Bluts (Thrombose). Solche Blutgerinnsel können nachträglich zu Venen
steinen (phlebolithi) verkalken.
Die
Entzündung der Venenwand
(Phlebitis) tritt meist infolge einer vorausgegangenen
Verletzung ein und geht mit dumpfen oder
lebhaften
Schmerzen einher; die
Haut über der entzündeten
Vene, wenn diese oberflächlich liegt, ist stark gerötet, die
Vene
selbst fühlt sich gespannt und zeigt eine strangartige oder knotige
Härte, die
Haut und das
Unterhautzellgewebe
in der Umgebung sind entzündlich geschwollen. Mit der Venen
entzündung ist stets die
Gefahr einer Eitervergiftung des
Bluts
(Pyämie) verbunden; s.
Embolie.
Vgl.
Braune, Das Venen
system des menschlichen
Körpers (Leipz. 1884 ff.).