Vautier
(spr. wohtjeh) Benjamin, Maler, geb. zu Morges am Genfer See, begann seine Kunststudien in Genf, [* 2] war dann zwei Jahre als Emailmaler für Schmucksachen [* 3] thätig und ging 1849 in das Atelier des Historienmalers Lugardon daselbst. 1850 begab er sich nach Düsseldorf, [* 4] wo er im Atelier von R. Jordan ein Jahr lang arbeitete und dann durch das Beispiel von Knaus bestimmt wurde, sich der Schilderung des Bauernlebens zu widmen, welches er in den folgenden Jahren im Berner Oberland studierte. 1856 begab er sich nach Paris, [* 5] kehrte aber bald wieder nach Düsseldorf zurück, wo als erstes seiner Bilder aus dem Volksleben das Innere einer schweizerischen Dorfkirche mit Andächtigen entstand. Zu den zunächst folgenden Bildern nahm er noch seine Motive aus der Schweiz, [* 6] versenkte sich aber dann mit Vorliebe in das Studium des Lebens der schwäbischen, besonders der Schwarzwälder, Bauern und schuf in rascher Folge eine Reihe von fesselnden Bildern ¶
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durch welche er sich die Stellung eines der ersten deutschen Genremaler erwarb. Seine Werke sind durch Sicherheit der Zeichnung,
eine Charakteristik von größter Mannigfaltigkeit, Tiefe und Feinheit, eine durchweg edle, vornehme Auffassung, ein stimmungsvolles
Kolorit, welches sich der Komposition unterordnet, durch Tiefe und Wahrheit der Empfindung und, wo es der
Stoff mit sich bringt, durch liebenswürdigen Humor ausgezeichnet. Die hervorragendsten und volkstümlichsten derselben sind:
kartenspielende Bauern, von ihren Frauen überrascht (1862, im Museum zu Leipzig),
[* 8] der Sonntag in Schwaben, der Leichenschmaus
(1865, Museum zu Köln),
[* 9] die erste Tanzstunde (1868, Nationalgalerie in Berlin),
[* 10] Bauer und Makler, Toast auf die Braut (1870,
in der Kunsthalle zu Hamburg),
[* 11] ein Zweckessen (1871), das Begräbnis (1872), Abfahrt zur Hochzeitsreise (1875), Gemeinderatsversammlung
(1876), auf dem Standesamt (1877), die Tanzpause (1878, Galerie zu Dresden),
[* 12] die Verhaftung (1879), Schwarzer Peter (1883), das
entflohene Modell (1886), die bange Stunde (1887) und das neue Gemeindemitglied (1888). Vautier
ist
auch als Illustrator (Immermanns »Oberhof«, Auerbachs »Barfüßele« u. a. m.)
thätig gewesen. Er lebt als königlicher Professor in Düsseldorf.