Val
Tellīna, s. Veltlin.
Val Tellina
9 Wörter, 55 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Val
Tellīna, s. Veltlin.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Val
Tellina
, La, s. Veltlin. ^[= (ital. Val Tellina oder Teglino), im weitern Sinne das obere Thal der Adda in der ital. Provinz ...]
(Val Tellina), das Thal [* 4] der obern Adda bis zu deren Einfluß in den Comersee, im weitern Sinn die ganze Landschaft der Lombardei zwischen den Bernina- und Bergamasker Alpen [* 5] mit Einschluß von Chiavenna und Bormio umfassend und der gegenwärtigen italienischen Provinz Sondrio (s. d.) entsprechend, hat üppige Vegetation, ausgezeichneten Weinbau, Seiden- und Viehzucht, [* 6] ist aber im untern Teil der Versumpfung ausgesetzt. Die Bewohner, 120,000 Seelen, sprechen einen eigentümlichen, dem Romanischen verwandten italienischen Dialekt. - Die drei Landschaften Chiavenna, Val Tellina und Bormio machten im Mittelalter einen Teil der Lombardei aus und fielen dann unter die Herrschaft der Herzöge von Mailand. [* 7] 1512 wurden sie von Graubünden erobert und vom Herzog Maximilian Sforza an dieses abgetreten, das sie als Unterthanenland verwaltete. Zu Anfang des 17. Jahrh. nahmen die Spanier und Franzosen das Land abwechselnd in Besitz.
Das Streben der Veltliner, dem Kanton Graubünden [* 8] völlig einverleibt zu werden und so mit ihm gleiche Rechte zu gewinnen, ward von diesem beharrlich zurückgewiesen, so daß endlich 1620 die Veltliner den Graubündnern den Gehorsam aufkündigten, 19. Juni die Evangelischen ermordeten (Veltliner Mord) und eine eigne Regierung errichteten, was zu einem der blutigsten innern Kriege Veranlassung gab (Veltliner Krieg). Graubünden behielt 1627 die Oberhand, und 1630 ward dasselbe durch den Vertrag von Regensburg [* 9] von Frankreich und Österreich [* 10] im Besitz des Veltlin anerkannt. Die Graubündner setzten tyrannische Vögte ein, die das Land zwei Jahrhunderte hindurch völlig knechteten und demoralisierten. 1797 schickten die Veltliner Gesandte an Bonaparte, der nun das Land der Cisalpinischen Republik einverleibte. Seit 1804 bildete es als Departement Adda einen Teil des Königreichs Italien, [* 11] seit 1814 aber als Delegation Sondrio einen Teil des Lombardisch-Venezianischen Königreichs. ¶
1859 fiel es mit der Lombardei an das Königreich Sardinien [* 13] und bildet jetzt die italienische Provinz Sondrio.
Vgl. Leonhardi, Das Veltlin (Leipz. 1860);
Romegialli, Storia della Val
tellina
(Sondrio 1834);
Zwiedineck-Südenhorst, Die Politik der Republik Venedig, [* 14] Bd. 2: »Die Befreiung des Veltlin« (Stuttg. 1885);