Titel
Valparaiso
[* 2] («Paradiesthal»).
1)
Provinz der Republik
Chile,
[* 3] grenzt im N. an
Aconcagua, im O. an dieselbe und an Santiago, im
S. an Santiago und im W. ans
Meer. Sie hat eine Oberfläche von 4297 qkm und (1895) 230 990 E.; eingeteilt wird sie in die vier
Departamentos Valparaiso
, Limache, Quillota und
Casablanca. Die Küstencordillere begrenzt sie im O. - 2) Hauptstadt der
Provinz Valparaiso
, zweite
Stadt des
Staates und der bedeutendste See- und Handelsplatz der Westküste
Südamerikas, liegt unter 33° 2' südl.
Br., an
einer gegen N. offenen, gegen die
Winde
[* 4] aus andern
Richtungen geschützten
Bucht, amphitheatralisch an den
dicht anliegenden, kahlen, bis 520 m hohen
Bergen
[* 5] aufsteigend, von mehrern
Forts verteidigt.
Zwei Fahrstraßen und eine 187 km lange Eisenbahn verbinden Valparaiso
mit der Hauptstadt Santiago. Valparaiso
ist
auch Ausgangspunkt der
Transandinischen
Bahn (im
Bau). Valparaiso
hat 104 952 E., zumeist span.
Abstammung. Im
Handel
spielen Engländer und Deutsche
[* 6] eine wichtige Rolle. (Hierzu ein
Plan: Valparaiso
und Santiago.)
Das Klima ist im Winter mild,
so daß tropische Gewächse im
Freien gedeihen, im
Sommer frischer als das von Santiago, aber der heftige Südwind wird dann
oft lästig. Das Jahresmittel beträgt 13,9° C., die mittlere Regenmenge bei 25
Regentagen jährlich 419
mm.
Die Stadt besteht aus zwei Hauptteilen, dem Puerto (Hafen) mit vielen krummen und steilen Straßen, und dem fast ganz in der Ebene liegenden Almendral mit geraden breiten Straßen. Früher waren beide durch einen bis hart an das Meer reichenden Bergvorsprung getrennt; derselbe ist jetzt abgetragen, der Schutt in das Meer geworfen und so Platz für neue breite Straßen gewonnen. Die Häuser sind meist zwei- und dreistöckig. Unter den öffentlichen Gebäuden sind zu nennen: die Intendanz, das neue Theater, [* 7] die Loge, die Börse mit Kuppel, das Lyceum und unter den Kirchen die Victoriakirche. Es giebt auch drei prot.
Kirchen, darunter eine deutsche. Großartig sind die großen Almacenes fiscales, die Warenspeicher.
Denkmäler von Columbus,
von Wheelright, der die Dampfschiffahrt an der chilen.
Küste sowie
die erste Eisenbahn von
Caldera nach Copiapó ins Leben
rief, vom Seehelden
Thomas Cochrane und ein Monument zu Ehren der chilen. Marine zieren
die Plätze. Valparaiso
leidet noch
immer an
Mangel von gutem Trinkwasser.
Trambahnen durchziehen die
Straßen. Zwei Ascensoren erleichtern
den Verkehr mit den auf den Hügeln gelegenen Stadtteilen.
Gas- und elektrische
Beleuchtung
[* 8] sind durchgeführt.
Valparaiso
besitzt ein Lyceum für
Knaben, mit dem ein naturhistor. Museum verbunden ist, ein solches für Mädchen,
eine
Schiffahrtsschule, eine solche für Marineschüler, ein Seminar für Geistliche und mehrere gute Privatschulen, darunter 2 deutsche.
Unter den
Zeitungen ist eine deutsche und eine englische; wichtig ist der hauptsächlich den Handelsinteressen gewidmete «Mercurio».
Unter den industriellen Anstalten zeichnen sich einige
Maschinen-, Wagen-,
Tabak-und Mineralwasserfabriken aus,
ferner
Zuckerraffinerie,
Brennerei,
Brauerei und die Staatsbahnwerkstätten. Valparaiso
hat bedeutende
Banken und mehrere Versicherungsgesellschaften.
Unter den 5 Hospitälern befinden sich je ein deutsches, englisches und französisches. Der
Hafen ist leicht zugänglich und
mit eisernen
Molen und Docks gut ausgestattet. Mehrere Dampfschiffahrtsgesellschaften vermitteln regelmäßigen Verkehr zwischen
den Häfen der Westküste
Südamerikas und mit Europa,
[* 9] darunter die engl.
Pacific Steam Navigation Company,
die
Hamburger Kosmos- und die
Hamburg-Pacific-Gesellschaft und eine französische.
Chilen. Schiffe
[* 10] dienen vornehmlich dem sehr
bedeutenden Küstenverkehr. 1894 liefen vom
Auslande 562 Schiffe ein, darunter 314
Dampfer. Als Einfuhrhafen besonders für
Santiago steht Valparaiso
noch immer obenan. Baumwollwaren, Wirkwaren,
Tücher senden England und
Deutschland,
[* 11] Modeartikel
Frankreich, Zucker
[* 12]
Deutschland, Eisenwaren,
Maschinen England und die
Union u. s. w. Die Ausfuhr beschränkt sich
auf Salpeter, Getreide
[* 13] (Weizen), Kupfer,
[* 14]
Wolle, Leder und Guano. Valparaiso
ist hier von den Salpeterhäfen überholt. Die Stadt ist
Sitz vieler Konsuln, darunter eines deutschen.
Valparaiso
wurde bereits 1544 als
Hafen von Santiago bezeichnet, blieb aber lange ein elendes Dorf und hatte noch 1820 erst 6000 E.
Sobald aber der
Hafen dem fremden
Handel geöffnet war, wuchs die Stadt. Gegen Ende des 17. Jahrh. wurde Valparaiso
befestigt.