Titel
Valladolīd
(spr. wallja-), 1) span. Provinz im Königreich Altkastilien, grenzt im N. an die Provinzen Leon und Valencia, im O. an Burgos, im S. an Segovia, Avila und Salamanca, im W. an Zamora und hat einen Flächenraum von 7569 qkm (137,5 QM.). Das Land enthält bloß Ebenen u. Hügelgelände und wird vom Duero mit seinen zahlreichen Nebenflüssen (Pisuerga, Duraton, Ceja, Adaja etc.) bewässert. Die Bevölkerung belief sich 1878 auf 247,458 Einw. (Ende 1886 auf 261,000 geschätzt), welche Getreidebau (Valladolid ist eine Kornkammer von Spanien und exportiert namentlich Weizenmehl über Santander), Weinbau, Viehzucht, Baumwollindustrie, Fabrikation von Mehl, Likör und Handschuhen, Gerberei etc. betreiben. Die spanische Nordbahn Madrid-Irun durchzieht nebst den von Medina auslaufenden Flügelbahnen (nach Zamora, Salamanca und Segovia) die Provinz. Dieselbe umfaßt neun Gerichtsbezirke (darunter Medina del Campo, Medina de Rioseco, Peñafiel). - Die Hauptstadt in einer schönen Ebene am Pisuerga und am Kanal von Kastilien gelegen, Station der Nordbahn, hat 6 Thore, viele öffentliche Plätze (darunter die Plaza mayor, ein von gleichmäßig gebauten, auf einem Säulenportikus ruhenden palastartigen Häusern umschlossenes Viereck; das dreieckige Campo grande und El Ochavo, ein achteckiger Platz, von dem 6 Straßen strahlenförmig auslaufen), 15 Pfarrkirchen (darunter die 1585 von Philipp II. gegründete Kathedrale), 9 Kapellen, ein königliches Schloß, ein schönes Theater, mehrere Hospitäler und sehr schöne Promenaden.
Von den 39 ehemaligen Klöstern, von denen seit 1835 viele zerstört und verschwunden sind, dienen das vom Kardinal-Großinquisitor Torquemada im 15. Jahrh. erbaute Dominikanerkloster mit prachtvollem gotischen Portal jetzt als Zuchthaus und das Benediktinerkloster als Kaserne. Die Zahl der Einwohner betrug 1878: 52,206 (1886 nur 49,877). Handel und Industrie haben sich in neuerer Zeit, namentlich seit Eröffnung der Eisenbahn, sehr gehoben; die Stadt hat bedeutende Eisengießerei und Baumwollweberei, Fabriken für Papier, Tuch, Flanell, Hüte, Leder, Handschuhe, Knöpfe, Thonwaren, Chemikalien, Klaviere, Mehl etc. und Brauereien. Am 20. Sept. wird jährlich eine große Messe gehalten.
Außer der 1346 gegründeten Universität mit zwei Fakultäten besitzt Valladolid noch ein Instituto, eine Akademie der schönen Künste, eine Notariats-, eine Kunstschule, eine Kavallerieakademie, 6 Colegios, 5 Seminare, ein Kunstmuseum (Colegio mayor de Santa Cruz) mit wertvollen Gemälden und Skulpturen und einer Bibliothek von 14,000 Bänden sowie mehrere gelehrte Gesellschaften. Valladolid gilt als Festung und ist Sitz des Generalkapitäns von Altkastilien, eines Gouverneurs, eines Erzbischofs und eines Obergerichts. - Valladolid (mittellat. Vallisoletum) wurde wahrscheinlich 625 von den Goten auf den Ruinen der Römerstadt Pintia erbaut, hatte im 8. und 9. Jahrh. unter den Mauren viel zu leiden und kam im 10. Jahrh. unter Leon. Wegen der angenehmen Lage der Stadt wählten sie die kastilischen und später die spanischen Könige zu ihrer Residenz, bis Karl Valladolid Madrid dazu erhob; doch kehrte die Residenz 1599 auf kurze Zeit nach Valladolid zurück. 1561 brannte die Stadt großenteils ab, wurde aber unter Philipp II. schöner und regelmäßiger wieder aufgebaut. Philipp II. u. Anna von Österreich sind hier geboren, Kolumbus starb hier -
2) Stadt im mexikan. Staat Yucatan, im Innern der Provinz Choáca und im bestangebauten Teil des Landes, schon 1543 gegründet, hat 7 Kirchen, die Ruinen eines Jesuitenklosters, eine höhere Schule (Instituto) und etwa 3500 (1880 mit Gebiet 18,472) Einw. Südlich davon die altindianischen Ruinen von Chichen, westlich die von Tinum. -
3) Stadt, s. Morelia.