Valeriānsäure
(Baldriansäure) C3H10O2 findet sich in der Wurzel [* 2] des Baldrians (Valeriana officinalis), in der Rinde und den reifen Beeren des Schneeballs (Viburnum opulus), im Splinte des Holunders (Sambucus nigra), in den Wurzeln von Angelica, Archangelica und Athamanta Oreoselinum, in den Blüten und im Kraut von Anthemis nobilis, in den Früchten des Hopfens etc., ferner im Delphinöl und Fischthran, im Fußschweiß und in andern tierischen Sekreten, auch im alten Käse.
Sie entsteht bei
Oxydation des
Amylalkohols, beim
Ranzigwerden der
Fette, bei der
Oxydation und
Fäulnis der
eiweißartigen
Körper etc. Zur
Darstellung erhitzt man
Amylalkohol anhaltend mit chromsaurem
Kali und
Schwefelsäure,
[* 3] destilliert,
neutralisiert das Destillat mit
Ätznatron, trennt die wässerige
Flüssigkeit von dem abgeschiedenen Valeriansä
ureamyläther
und Valeraldehyd, verdampft sie zur
Trockne und destilliert den aus valeriansaurem
Natron bestehenden Rückstand mit
Schwefelsäure. Valeriansäure
bildet eine farblose
Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,917, riecht stark nach
Baldrian und faulem
Käse, schmeckt stark sauer, brennend scharf, mischt sich mit
Alkohol und
Äther, löst sich in 30 Teilen
Wasser, erstarrt nicht bei -15°, siedet bei 175°, brennt mit weißer, rußender
Flamme
[* 4] und bildet meist kristallisierbare
Salze
(Valerianate), welche süßlich, hinterher stechend schmecken, im feuchten Zustand baldrianartig
riechen, sich fettig anfühlen, auf
Wasser rotieren und meist darin, zum Teil auch in
Alkohol löslich sind.
Einige, wie das
Wismut-,
Zink-,
Chinin- und Atropinsalz, werden medizinisch benutzt. Das
Wismutsalz wird durch
Digerieren von
basisch salpetersaurem
Wismutoxyd mit einer
Lösung von kohlensaurem
Natron und Valeriansäure
erhalten, ist farblos,
unlöslich in
Wasser und dient gegen
Magenkrampf,
Nervenschmerzen, chronisches
Herzklopfen etc. Das
Zinksalz erhält man durch
Lösen von kohlensaurem
Zinkoxyd in Valeriansäure
und
Verdampfen der
Lösung in mäßiger
Wärme;
[* 5] es bildet luftbeständige Kristallschuppen,
ist ziemlich schwer löslich, kann bei 250° destilliert werden und erstarrt paraffinartig; es dient
gegen Nervenleiden.
Der Valeriansä
ureäthyläther
(Baldrianäther) C5H9O2.C2H5 ^[C5H9O2.C2H5], durch
Destillation
[* 6] von valeriansaurem
Natron mit
Alkohol und
Schwefelsäure erhalten, ist eine farblose, in
Alkohol und
Äther, nicht in
Wasser lösliche
Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,866, riecht obstartig
und siedet bei 133°. Der Amyläther C5H9O2.C3H11 ^[C5H9O2.C3H11] wird analog dem
vorigen oder bei der
Darstellung von als Nebenprodukt erhalten, indem man die von dem mit
¶
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kohlensaurem Natron neutralisierten Destillat abgehobene ölige Flüssigkeit, welche neben dem Äther Amylalkohol und Valeraldehyd enthält, der fraktionierten Destillation unterwirft. Der Äther bildet eine farblose Flüssigkeit, verhält sich wie der Äthyläther, siedet bei 188°, riecht besonders nach Verdünnung mit Alkohol durchdringend nach Äpfeln, kommt als Äpfelöl in den Handel und wird, wie der vorige, zu Fruchtäthern benutzt.