einer der berühmtesten
Gnostiker, stammte aus
Alexandria, kam frühstens 141 nach
Rom,
[* 2] wo er bis 160 wirksam
war.
SeinSystem, dem die gewöhnlich geltend gemachten
Namen und Charakterzüge der
Gnosis entlehnt sind, kennzeichnet sich
vornehmlich dadurch, daß die selige Geisterwelt oder dasPleroma in 15
Syzygien oder Äonenpaare zerfällt,
von denen jedes aus einem
Leben gebenden und einem
Leben empfangenden
Äon besteht. Dadurch, daß der letzte unter den weiblichen
Äonen,
Sophia, einen Teil seines
Wesens an das
Chaos verlor, kam es zur
Bildung einer beseelten Körperwelt, aus welcher die
Menschenseelen infolge einer aus dem
Pleroma erfolgenden
Offenbarung erlöst werden. Dieser Grundgedanke
wurde in der sehr verbreiteten
Schule des Valentinus mehrfach modifiziert und in ebenso geistreicher wie phantastischer
Weise ausgesponnen.
ein Gnostiker (s. Gnosis), stammte aus Ägvpten, trat in Alexandria oder Cypern
[* 3] zuerst mit seiner Lehre
[* 4] hervor, ging um 140 nach Rom und starb um 160. Unter allen gnostischen Systemen ist das von ihm aufgestellte
das tiefsinnigste. Es sucht unter Einwirkung platonischer Gedanken eine auf die Erlösung in Christo ausmündende mythische
Entwicklungsgeschichte alles Geisteslebens zu entwerfen. An der Spitze der geistigen Welt steht der im ewigen Schweigen
verborgene Urgrund mit seiner Genossin, der heiligen Stille des ewigen Gedankens; aus diesem unaussprechlichen Sein gehen paarweise
Geisterreihen hervor, zuerst der Vater und die Wahrheit, die mit dem Urgrund und der Stille die oberste Vierzahl bilden, danach
das Wort und das Leben, der Urmensch und die Kirche, als zweite Vierzahl.
Auf diese oberste «Acht» folgt eine Zehnzahl und eine Zwölfzahl untergeordneter Geister, zusammen 30 Äonen oder ewige Geister,
die Fülle der idealen Welt oder das Pleroma. Der 30. Geist oder die «Mutter», auch Achamoth oder die Weisheit genannt, das
Urbild der nach Erkenntnis des Unendlichen begierigen, ihre Schranken verkennenden endlichen Vernunft,
trennt sich von ihrem männlichen Genossen, um die unmittelbare Gemeinschaft des Urgrundes zu suchen, und wird zur Strafe
ausgeschieden vom Geisterreich, worauf sie am Orte der Mitte in ihrer Sehnsucht den Christus gebiert, aber zugleich mit ihm
dessen geistlosen Schatten.
[* 5]
Christus eilt als männlicher Geist in die obere Welt zurück; dagegen geht aus dem Schatten ein Rechtes
und ein Linkes, der psychische, d. h. geistlose, aber nicht böse Bildner der irdischen Welt
(der Demiurg) und sein finsteres Widerspiel, der böse Weltherrscher oder der Teufel, hervor. Beiden entspringt ein doppeltes
Menschengeschlecht, das eine psychisch, das andere materiell, unter denen die aus der Mutter geborenen,
rein geistigen (pneumatischen) Menschenseelen ein bedrängtes Dasein führen, bis aus der obern Welt der ErlöserJesus, die
gemeinsame Frucht aller 30 Äonen, und von ihnen allen mit ihren Gaben ausgestattet, in einem Scheinleibe auf die Erde herabgeschickt
wird, die pneumat.
Seelen zur Erkenntnis ihres Ursprungs und der obern Welt bringt und samt der Mutter ins Geisterreich zurückbringt.
Der Demiurg rückt, nachdem er seine Schranken erkannt hat, mit den psychischen Wesen in den Ort der Mitte ein, der Teufel,
die materiellen Menschen und die materielle Welt fallen der Vernichtung anheim. Die Gruppierung der Geister in Paare (grch.
Syzygien), oder die Scheidung in ein Rechtes und ein Linkes, Männliches und Weibliches gehört ebenso
wie die Gliederung nach heiligen Zahlen (Tetras, Ogdoas, Dekas, Dodekas) und wie ein Teil der mytholog.
[* 6]
Figuren (die Achamoth,
der Demiurg u. s. w.) schon der ältern ophitischen Gnosis an. (S. Ophiten.) -
Vgl. Heinrici, Die Valentinianische Gnosis
(Berl. 1871);
Lipsius,
¶
mehr
Valentinus und seine Schule (in den «Jahrbüchern für prot. Theologie», 1887).
Name verschiedener Heiliger. - Valentinus, ein röm. Presbyter, starb nach der Legende 14. Febr. 269 als
Märtyrer; ferner ein Bischof von Interamna in Umbrien, der ebenfalls an einem 14. Febr., wahrscheinlich des 3. Jahrh., den Märtyrertod
erlitten haben soll, nachdem er vorher noch einen Krüppel geheilt (daher er als St. Velten im Mittelalter
als Nothelfer gegen Epilepsie [St.
Valtins Krankheit, St. Veltins Siechtag, Veltenstanz] galt); endlich ein Bischof, angeblich von Passau,
[* 8] der in der ersten Hälfte
des 5. Jahrh. in Rhätien das Christentum verkündete. Die Gebräuche des Valentinstags (s. d.) stehen
mit keinem dieser Heiligen in nachweisbarem Zusammenhang und sind wahrscheinlich altheidn. Ursprungs. -