Val
de
Travers (Kt. Neuenburg).
Das Val de Travers
(1049: vallis
transversa) umfasst den
ganzen SW.-Abschnitt
des
Kantons Neuenburg
und erstreckt sich vom industriellen Dorf
Noiraigue bis nach
La Côte aux Fées und nach
Les Verrières mit einer Breite
von 3-4 km und auf eine Länge von 22 km. Vom
Neuenburger
Weinland aus ist das Thal zugänglich auf der
grossen Strasse von Neuenburg
über
Rochefort, die einst den starken Verkehr von und nach Frankreich vermittelte, und sodann auf dem
malerischen Fussweg durch die Gorges de l'Areuse, der von
Boudry aus über die reizend schöne Thalerweiterung des
Champ du Moulin
nach
Noiraigue hinaufführt.
Das Val
de Travers
wird von der
Areuse durchflossen, doch rechnet man deren Unterlauf durch die grossartigen
Gorges de l'Areuse zwischen der
Montagne de Boudry und der
Tourne nicht mehr zum Begriff «Val
de Travers»
, zu welchem dieser
unterste Thalabschnitt weder geschichtlich noch politisch-administrativ jemals in Beziehung gestanden hat. So beschränkt
sich denn die Bezeichnung «Val
de Travers»
nach allgemein
üblichem
Brauch auf den Thalabschnitt von
Noiraigue an aufwärts, der sich mit sehr geringer Steigung bis
Fleurier erstreckt
und hier in die beiden Aeste des
Thales von
Buttes und des Thalzirkus von
Saint Sulpice gabelt.
Val de Travers

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Seite 46.314.Die auffallendste Eigentümlichkeit des Längsthales ist das geringe Gefälle seines fast ebenen Bodens: von Noiraigue (730 m) bis Fleurier (744 m) beträgt der Höhenunterschied auf eine Entfernung von 12 km bloss 14 m oder etwas mehr als 1‰. An die von den Anschwemmungsprodukten eingeebnete breite Thalsohle schliessen sich beidseitig die Thalgehänge an, deren Fuss zunächst aus Molasse besteht und unter mächtigen Haufen von Moränenschutt und fluvioglazialen Schottern begraben ¶
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a, ad, al. Rezente und ältere Alluvionen;
to. Torf;
eb. Sturzschutt;
gl. Glazialschutt;
Mm. Marine Molasse (Helvetische Stufe);
Aq. Süsswassermolasse (Aquitanische Stufe);
Cm. Mittlere Kreide (Cenoman);
U. Urgon;
H. Hauterivien;
V. Val
angien;
Po. Portland und Purbeck;
Km. Kimeridge;
Sq. Sequan;
Arg. Argovien;
Ca. Callovien (Echinodermenbreccie);
Bt. Bathonien;
Bj. Bajocien;
L. Lias;
Val de Travers

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Seite 46.315.Tr. Trias. - ---* Faltenverwerfungen. ¶
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liegt, welche die Entstehung eines sanft gewellten und mässig ansteigenden Hanges veranlassen. Darüber folgen dann steiler
geneigte und stellenweise schroff aufstrebende Gehängepartien, die dichten Tannenwald tragen. Diese Charakteristik trifft
aber nur auf den Thalabschnitt von Travers bis Fleurier vollkommen zu, indem sowohl das Antiklinalthälchen von Noiraigue als
der Thalzirkus von Saint Sulpice sich als aus dem Gewölbekern der das Val
de Travers
im NW. begleitenden
Kette heraus modellierte Hohlformen ganz abweichend verhalten.
Entsprechend dem später zu erörternden geologischen Bau sind die beiden Bergflanken des Val
de Travers
nicht symmetrisch
gestaltet. Während nämlich das Gehänge im NW. bis nahe an die Thalsohle ziemlich steil, stellenweise
sogar schroff erscheint, zeigt die SO.-Flanke auf ihrer ganzen Länge von Le Vanel bis Buttes zunächst einen mit Aeckern und
Wiesen bestandenen, sanft ansteigenden Hang. Darüber folgt dann erst das eigentliche, bewaldete Steilgehänge, über
welchem wiederum als ebene Partie der Wiesenboden von Les Ruillières-Les Planes (1000-1100 m) folgt. An
dem zur Sonne exponierten NW.-Hang findet sich des stärkern Gefälles wegen fast ausschliesslich Wald, ausgenommen an zwei
seitlich ausgeweiteten Stellen: der ob Travers zwischen dem Crêt de l'Anneau und La Jotta bis gegen Vers le Bois (838 m) sich
erstreckenden Combe und der kleinern Combe von Plancemont sw. der Forêt de l'Endroit und der Klus des Sucre.
Mit dem Val
de Travers
vereinigen sich mehrere Seitenthäler, die von Zuflüssen der Areuse entwässert werden. So zunächst
auf der linken Seite das Thälchen des Sucre, das im untersten Abschnitt eine enge Klus darstellt, weiter oben aber sich in
zwei seitliche Comben spaltet, von denen diejenige im SW. von der Chaudrette (oder Bach von Les Sagnettes) und die Combe des
Gouttes im NO. vom eigentlichen Oberlauf des am Trémalmont entspringenden Sucre durchflossen wird.
Als seitliche Ausbuchtung des grossen Längsthales kann der Zirkus von Saint Sulpice betrachtet werden, der mit
ihm durch die Klus von La Roche in Verbindung steht und in dessen Hintergrund die Areuse als schöne und starke Stromquelle (La
Doux genannt; 799 m) entspringt. Mit Rücksicht auf das 140 km2 umfassende Einzugsgebiet der Quelle kann man erklären,
dass sich noch das ganze Hochthal von La Brévine und der schweizerische Abschnitt desjenigen von Les Verrières
zum Val
de Travers
hin entwässern.
Am SO.-Gehänge findet man ausser der Mulde von Buttes, die die direkte Fortsetzung derjenigen des Val
de Travers
darstellt
und die Wasser der Schlucht von Noirvaux und der Côte aux Fées sammelt, zunächst noch den Bied (Bach) von
Môtiers, der sich aus dem Zusammenfluss des Baches der Pouëtta Raisse und desjenigen der Combe von Les Riaux bildet, um dann
durch eine kurze und enge Klus das Hauptthal zu erreichen. Eine weitere seitliche Verzweigung ist bei Les Lacherelles angedeutet,
wo mehrere schwach eingeschnittene Bächlein herabkommen.
Die zum Teil bewaldete Combe endlich, die von Le Vanel nach Les Oeillons hinaufleitet, bildet die natürliche und direkte Fortsetzung der Hauptthalmulde, während der Thalfluss, die Areuse, durch den Engpass des Vanel nach dem halbkreisförmigen Erosionsthal von Noiraigue seitlich abfliesst. Dieses letztere erscheint überall von bewaldeten Steilhängen umschlossen, die stellenweise von eigentlichen Felswänden, wie den das Dorf Noiraigue unmittelbar beherrschenden Mauern der Clusette und der Roches Blanches abgelöst werden.
Die verschiedenartigen landschaftlichen Bilder, die uns das Thal bietet, sind eine Funktion seiner geologischen Strukturverhältnisse.
Der Längsthalabschnitt, das Val
de Travers
im engern Sinn mit seiner obern und untern Verlängerung (Thal von Buttes einerseits
und Combe, des Oeillons andrerseits), bildet eine geologische Mulde oder Synklinale aus Schichten des Tertiär, der mittlern
Kreide (Albien) und der jurassischen Neokomstufe, die zwischen die beiden aus Jurakalken aufgebauten antiklinalen Längsketten
des Creux du Van-Chasseron im SO. und des Solmont-Malmont im NW. eingebettet ist.
Diese beiden Ketten verhalten sich aber voneinander verschieden. Während diejenige des Creux du Van auf ihrer ganzen Länge sich der Synklinalen gleichmässig anschliesst und so den gleichförmigen Habitus dieser Thalflanke bedingt, sehen wir im NW. zunächst die von der Halbklus von Noiraigue angeschnittene Antiklinale des Solmont sich ganz beträchtlich absenken, wodurch die seitliche Neokommulde zwischen Travers und La Jotta zustande kommt. Dann tritt das Gewölbe, dessen Flanke nun die Forêt de l'Endroit trägt, wieder hart an das Muldenthal heran, um nachher von der Klus des Sucre vollständig durchbrochen zu werden und endlich unter das Neokom des Hanges von Plancemont einzutauchen.
Von dieser Stelle an wird der NW.-Rand des Val
de Travers
durch ein neues Gewölbe, den die Sommartelkette
fortsetzenden Malmont gebildet, der weiterhin im Erosionszirkus von Saint Sulpice so prachtvoll aufgeschlossen erscheint. Da
also die den NW.-Rand des Muldenthales von Les Ponts bildende Antiklinale in ihrer Fortsetzung zugleich die W.-Flanke des
Val
de Travers
zwischen Plancemont und La Caroline bei Fleurier darstellt, scheint der Thalabschnitt Couvet-Fleurier
das Resultat einer Verschmelzung von zwei Synklinalen, derjenigen von Travers und der die Verlängerung des Beckens von Les Ponts
bildenden andern der Monts de Couvet zu sein. Damit würde sich auch die beträchtliche Verbreiterung des Thales in dieser Gegend
erklären. Nebenbei sei noch bemerkt, dass das Gewölbe des Malmont zwischen Le Chablais und L'Écrenaz infolge Faltenverwerfung
eine Ueberschiebung zeigt, durch welche das jurassische Portland und Kimeridge auf das Neokom, ob La Caroline sogar aufs Albien
und Tertiär zu liegen kommt.
Der SO.-Rand des Val
de Travers
ist von Les Oeillons bis zur Prise Cosandier ob Buttes seiner ganzen Länge
nach derart überschoben, dass hier das Kimeridge direkt auf die Molasse zu liegen kommt. Aus dieser Dislokation erklärt
sich sowohl der den Tertiärhängen von Les Lacherelles, Les Mossets und bis zur Prise Cosandier hin aufsitzende Steilabfall
als auch die sekundäre Neokommulde, die sich von Les Coeffiers an bis La Robellaz ob Buttes verfolgen
lässt (vergl. die geologischen Profile).
Die Oberflächenformen des Val
de Travers sind ferner beträchtlich beeinflusst durch das Vorhandensein von mächtigen Schuttablagerungen
glazialer Herkunft. Diese
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