
Valangin
,
deutsch Valendis (Kt. Neuenburg, Bez. Val de Ruz). 651 m. Gem. und Pfarrflecken im tiefsten und am stärksten eingeschnittenen Abschnitt des Val de Ruz, an der Mündung der Sorge in den Seyon und am obern Eingang in die Gorges du Seyon; 4 km nnw. Neuenburg. Elektrische Strassenbahn Neuenburg-Valangin (Fahrzeit 30 Minuten). Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Cernier und Dombresson. Gemeinde, mit Bussy und La Borcarderie: 66 Häuser, 476 reform. Ew.; Flecken: 59 Häuser, 417 Ew. (1908: 497 Ew.). Landwirtschaft. Holzhandel, Sägen und Mühle. Uhrenmacherei. Gasthöfe. Pensionnate.

Gotische Kirche mit dem Grabmal ihres Gründers Claude d'Aarberg († 1518), dessen Geschlecht unter dem Namen
Neuchâtel-Aarberg
heute noch in Belgien fortlebt. Der 1506 geweihten Kirche war ein Chorherrenstift angegliedert, das aber
mit der Reformation schon 1531 wieder aufgehoben wurde. Sie besitzt eine die Jahreszahl 1464 tragende und «la
Madeleine» genannte Glocke und ist 1908 restauriert worden. Unmittelbar südl. über dem
Flecken steht auf hohem
Felsen das
Schloss Valangin
, Eigentum des Staates Neuenburg,
der es in Verbindung mit der kantonalen geschichtsforschenden
Gesellschaft verständnisvoll restaurieren liess. Prachtvolle Schlossterrasse mit interessanter, aber räum lieh sehr beschränkter
Aussicht. Das mehrfach zerstörte und wieder erstellte
Schloss Valangin
steht wie das von Neuenburg
auf einem
Felsen aus mittlerm Neokomkalk.
Die Geschichte des
Fleckens ist zum grossen Teil diejenige der Burg. Bis 1852 hatte Valangin
den
Rang einer
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Valangon - Valarauscha

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Stadt, konnte sich aber seiner ungünstigen Lage wegen nie recht entwickeln. Die Gründung reicht nicht weiter als bis in den
Beginn des 13. Jahrhunderts zurück. Die ersten Freiheiten stammen aus der ersten Hälfte des selben Jahrhunderts und sind 1406 erneuert
und stark erweitert worden. Die Bürgergemeinde (Bourgeoisie) Valangin
hat in der Geschichte des Landes
Neuenburg
eine beträchtliche Rolle gespielt und ist vom 17. bis ins 19. Jahrhundert eine der bedeutendsten Korporationen des Staates
gewesen, wurde dann aber ihrer starrkonservativen Organisation wegen von der republikanischen Regierung 1852 aufgehoben,
nachdem sie sich am 6. Juli des selben Jahres zum letztenmal versammelt hatte (Tag von Valangin:
8000 Republikaner
gegen 2500 Royalisten).
Das Schloss Valangin
war der Sitz der gleichnamigen Herrschaft, deren erste Inhaber als reichsfreie Leute (hommes royés) zunächst
unmittelbar dem Reich und dann im 12. Jahrhundert den Grafen von Neuenburg
als den Reichsvögten unterstanden. Die Herrschaft umfasste
die heutigen Bezirke Val de Ruz (ohne Houdevilliers) und La Chaux de Fonds, sowie die Gemeinden Le Locle
und Les Brenets. Die Herren von Neuenburg-Aarberg, denen die Herrschaft zugefallen war, legten sich seit 1242 den Titel eines
«Herrn» und seit 1372 denjenigen eines «Grafen» von Valangin
bei.
Graf Johann III. machte sich bekannt als Vermittler zwischen dem Dauphin und den Eidgenossen im Jahr 1444,
als Verbündeter Berns gegen die Oesterreicher 1445 und 1468, sowie als Bundesgenosse der Schweizer in den Burgunderkriegen.
Ihm folgte 1497 Claude d'Aarberg, der nach der Rückkehr von einer Wallfahrt ins Heilige Land infolge eines Gelübdes die
Kirche zu Valangin
erbauen liess und 1518 ohne männlichen Nachkommen starb. Die Herrschaft Valangin
fiel
nun an René de Challant, Marschall von Savoyen, den Sohn seiner ältesten Tochter. Als nach dessen Tod 1565 Erbstreitigkeiten
ausbrachen, gliederte Marie de Bourbon die Grafschaft Valangin
endgiltig derjenigen von Neuenburg
an. Um 1143: Vilagium de longitudine;
1242: Valengiz;
1280: Vaulengins;
deutsch 1150: Wallendis.
Der Name ist noch nicht mit Sicherheit erklärt.
Vergl. Matile. La Seigneurie de Valangin.
Neuchâtel 1852. - Vivien, L. La Bourgeoisie de Valangin.
Neuchâtel 1902. - Quinche,
Georges Louis. Promenades autour de Valangin
(Manuskr. Valangin
1812).

Nach ihrer typischen Ausbildung westlich vom Dorf Valangin
ist die untere Stufe des Neokom von Ed. Desor
mit dem Namen Valangien oder Valanginien
belegt worden. Es sind dies im tiefern Abschnitt weisse und gelbliche, höher oben
rostrote limonitische Kalke, die an der Stelle, wo der Seyon seine enge Klus durch die Chaumontkette betritt, zahlreiche Fossilien
liefern. Die heute hinter Valangin in den Seyon mündende Sorge floss ursprünglich sö. am Dorf und Schloss
vorbei, um sich unterhalb dieses letztern mit dem Seyon zu vereinigen. Am Anfang des 16. Jahrhunderts wurde sie dann von Claude
d'Aarberg unter der Pfarrkirche durch abgeleitet.