Vagánten
im
allgemeinen s. v. w.
»fahrende Leute« (s. d.), insbesondere die fahrenden
Schüler (vagi scholares) des
Mittelalters (mit
Anspielung auf ihre Zechlust auch
Bacchanten, Bacchusbrüder, genannt), die, gleichsam ein besonderer
Stand von charakteristischem
Gepräge, bis ins Reformationszeitalter hinein erschienen, namentlich aber in der geistigen
Bewegung des 12. und 13. Jahrh.
eine scharf bestimmte
Richtung vertraten.
Zeuge dessen ist die wertvolle Sammlung ihrer frischen, in lateinischen, meist gereimten
Versen abgefaßten
Lieder
(»Carmina burana«, s. d.), welche eine auf klassischer
Bildung beruhende, üppige Lebensheiterkeit
atmen und zugleich die
Gebrechen der Berufsstände, besonders der
Geistlichkeit, mit scharfer
Satire geißeln. In
Frankreich
gaben sich seit dem 12. Jahrh. die Vagánten
den
Namen
Goliarden, der verschieden erklärt, zumeist aber von einem
vorgeblichen
Haupte des
Bundes Golias
(Goliath) abgeleitet wird.
Vgl.
Giesebrecht, Über die Vagánten
oder
Goliarden und ihre
Lieder
(»Allgemeine Monatschrift« 1853);
Büdinger, Über einige Reste der Vaganten
poesie in
Österreich
[* 2]
(Wien
[* 3] 1854);
Hubatsch, Die
lateinischen Vaganten
lieder des
Mittelalters (Görl. 1870).