Titel
Ustĕri,
1) Johann Martin, schweizer. Dichter, geb. zu Zürich, [* 3] gest. als Ratsherr daselbst. Vorzüglich gelangen ihm Erzählungen und Idylle in der Mundart seiner Heimat, als deren vorzüglichste das Gedicht »Der Vikari« gelten muß; dagegen erheben sich seine hochdeutschen Dichtungen selten über das Gewöhnliche. Sein »Freut euch des Lebens« ward zum Volkslied. Seine hinterlassenen »Dichtungen in Versen und Prosa« gab Heß (Berl. 1831, 3 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1877) heraus; aus seinem Nachlaß ward die Novelle »Liebesabenteuer eines Zürichers vom glückhaften Schiff [* 4] auf dem Freischießen zu Straßburg« [* 5] (Halle [* 6] 1877) veröffentlicht. Man hat auch von ihm eine große Anzahl von Zeichnungen (historische Bilder, Idylle und Humoresken), in zarten Umrissen miniaturartig ausgeführt.
2)
Paulus, schweizer. Staatsmann und Schriftsteller, geb. zu
Zürich,
war der Sohn des um die Verbesserung des
Züricher
Schulwesens verdienten und als theologischer Schriftsteller bekannten
Chorherrn
und
Professors
Leonhard Usteri
(gest. 1789), studierte in
Göttingen
[* 7]
Medizin, ließ sich dann in seiner Vaterstadt
nieder und wurde
Lehrer am medizinisch-chirurgischen
Institut und Aufseher des botanischen
Gartens. Seit 1797 Mitglied des
Großen
Rats, trat er bei dem
Wechsel der Staatsform als
Abgeordneter des Kantons Zürich
in den
Senat der helvetischen
Regierung, ward 1802 von seinem
Kanton
[* 8] zu der Konsulta nach
Paris
[* 9] gesendet und Mitglied ihrer Zehnerkommission für die
Konferenzen mit
Napoleon I. und bekleidete 1803-14 das
Amt eines
Züricher
Staatsrats. In der Restaurationszeit
Führer der liberalen
Opposition,
wurde er 1831 zum ersten
Bürgermeister ernannt, starb aber schon 9. April d. J. Er redigierte mit
Escher von der Linth das Tageblatt
»Der
Schweizer
Republikaner« (1798-1803),
ein reichhaltiges, treues Archiv für die Geschichte der Schweiz, [* 10] und schrieb »Schweizer Staatsrecht« (deutsch u. franz., 3. Aufl., Aarau [* 11] 1815 bis 1821, 2 Bde.).