Bezirkshauptort und aus mehreren
Orten bestehende
Gemeinde im schweizer. Kanton Zürich,
[* 3] am Aabach und an der Bahnlinie
Zürich-Sargans,
hat ein
Schloß mit schöner Aussicht, große Baumwollspinnereien und
Webereien, Seidenspinnerei, Seidenstofffabrikation,
Eisengießerei,
[* 4] Maschinenfabrikation und (1888) 7042 meist evang. Einwohner.
Deutsch sprechen 18171, französisch 85, italienisch 412 und romanisch 7 Ew. Auf 1 km2 kommen 168 Ew.
Da 1888 die Zahl der Bewohner 17592 betrug, ergibt sich bis 1900 eine Zunahme von bloss 6,2% (im Kanton dagegen 27,8%). Zugenommen
haben nämlich nur die industriellen Gemeinden Uster, Dübendorf und Wangen, während die rein landwirtschaftlichen Gemeinden
an Einwohnerzahl zurückgegangen sind. Der Bezirk nimmt die volle Breite des Glattthales (7-8 km) ein
und reicht nach W. bis auf den Pfannenstiel (853 m), nach O. bis auf die Egg (581 m) bei Gutenswil. In der Thalsohle liegt der
Greifensee (439 m) mit einer Fläche von 8,48 km2.
Seine Zuflüsse sind:
1) die Pfäffiker Aa aus dem Pfäffikersee, welche in die Glazialschotter von Wetzikon bis Uster eine enge
Schlucht eingeschnitten hat;
2) die MönchaltorferAa. Aus dem See fliesst nach NW. die Glatt. Der Boden besteht in der Tiefe überall aus den horizontalen
Schichten der obern Süsswassermolasse. Diese ist meist mit glazialen Ablagerungen bedeckt. Besonders
mächtig sind die Glazialschotter in der Schlucht des Aathales, ferner die Moränen auf der östl. Thalseite. Früher war die
Thalsohle oberhalb und unterhalb des Greifensees vielfach versumpft, welcher Zustand sich durch die Korrektion der Glatt grossenteils
gebessert hat. Landwirtschaftlich wird der Boden folgendermassen benutzt:
Gegenüber dem Ackerbau tritt der Wiesenbau stark in den Vordergrund; dem entspricht eine bedeutende Viehzucht, wie folgende
Resultate der eidg. Viehzählungen zeigen:
1886
1896
1909
Rindvieh
8217
9298
10180
Pferde
264
425
639
Schweine
1868
1961
1650
Schafe
8
15
18
Ziegen
982
824
838
Bienenstöcke
1905
2187
-
Die starke Zunahme des Rindviehs erklärt sich durch den leichten Absatz für Milch- und Milchprodukte in der Stadt Zürich.
Neben der Landwirtschaft spielt die Industrie eine grosse Rolle in den Gemeinden Uster, Dübendorf (Baumwolle, mechanische
Werkstätten etc.) und Wangen (Schuhfabrik, Seide etc. in Brüttisellen). Den Bezirk durchzieht als Hauptverkehrslinie
der Länge nach die Bahn von Zürich
über Uster und Wetzikon nach Rapperswil; bedeutende Querlinien fehlen. Seit Anfang 1909 ist Uster
durch eine elektrische Strassenbahn mit Oetwil am See verbunden. Die Gemeinnützige Gesellschaft des Bezirks hat eine Sparkasse
gegründet, unterstützt tüchtige Jünglinge durch Stipendien und unterhält das Krankenasyl Uster (45
Betten).
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(Kt. Zürich,
Bez. Uster). Gem. und grosses Pfarrdorf, Brücke über die Aa 465 m, Burg 497 m. Hauptort des Bezirkes Uster,
an der Aa und 2 km ö. vom Greifensee. Station der Linie Zürich-Uster-Rapperswil. Station der Dampfschiffahrt auf dem Greifensee.
Elektrische Strassenbahn Uster-Oetwilam See. Postbureau, Telegraph, Telephon; Postwagen nach Egg, Meilen,
Mönchaltorf und Esslingen. Die politische Gemeinde Uster zerfällt in folgende 11 Zivilgemeinden:
11) Winikon mit Gschwader und Dorf Winikon. Zusammen: 1090 Häuser, 7623 Ew. (wovon 6539 Reformierte, 1067 Katholiken und 12 Israeliten);
Dorf Uster (Kirchuster) 391 Häuser, 3114 Ew. (1888: 2603 Ew., also Zunahme um 19,7%).
Im Dorf Uster sind
ausser vielen stattlichen Privathäusern hervorzuheben die reformierte und die katholische Pfarrkirche, das Primar- und Sekundarschulhaus,
sowie die «Burg» (Schloss) auf einem die Gegend beherrschenden Hügel (497 m) mit prächtiger Aussicht auf die Alpen.
Sie enthält die Räume für die Bezirksbehörden (Statthalter, Bezirksrat, Bezirksgericht) und dient auch als Bezirksgefängnis.
Ursache des Wachstums ist die starke Entwicklung der Industrie.
Die ganze Gemeinde zählt 25 Fabriken, darunter 7 Baumwollspinnereien mit zusammen 82000 Spindeln, 6 mechanische Werkstätten, 3 Maschinenfabriken, 1 Automobilfabrik, 1 Velofabrik, 2 Ziegeleien, 2 Buchdruckereien
etc. Die Bankinstitute - Sparkasse des Bezirkes Uster (gegründet 1836), Filiale der Zürcher Kantonalbank,
Kreisbank der Schweizerischen Volksbank - zeigen durch ihre wachsenden Umsätze die Bedeutung Usters. Durch den Bahnhof gehen
im Tag 27 Züge; im Jahr 1906 wurden 155328 Fahrkarten gelöst; 23248 Tonnen Waren kamen an und 12094 Tonnen gingen
ab.
Das geistige Leben ist sehr rege. In den drei Dörfern (Kirchuster, Niederuster und Oberuster) finden wir ausser 2 Kleinkinderschulen, 16 Primarlehrern
und 5 Sekundarlehrern noch eine gewerbliche Fortbildungsschule (8 Lehrer und 141 Schüler), 1 Handelsschule des kaufmännischen
Vereins
(7 Lehrer und 32 Schüler), 5 Gesangvereine, ein Dilettantenorchester etc. Zwei Zeitungen erscheinen
wöchentlich dreimal.
Von öffentlichen Werken finden wir: seit 1880 eine Quellwasserversorgung aus dem Aathal mit 1300-1400 Minutenlitern Wasser;
seit 1897 ein Elektrizitätswerk;
seit 1908 ein Gaswerk.
Die Gemeinnützige Gesellschaft errichtete 1889 ein Krankenasyl,
das jetzt 45 Betten zählt. Für ein Altersasyl ist ein Fonds von 100000 Fr. vorhanden. 1904 wurde in Uster
durch die gemeinnützigen Gesellschaften des Bezirks und Kantons die zürcherische Anstalt für bildungsunfähige geistesschwache
Kinder gegründet (mit 65 Betten).
In Riedikon am Greifensee Pfahlbauten aus der Steinzeit. Daneben weist Uster auch Einzelfunde aus dieser Zeit auf. Im «Chaibehölzli»
bei Nänikon und bei Oberuster mehrere Grabhügel aus der Hallstattperiode. Römische Ansiedelungen bei
Riedikon, auf dem Bühl bei Nänikon und im Buchwald ob Oberuster; am Schlossberg römische Gräber; da und dort Einzelfunde
aus römischer Zeit. Alemannische Ansiedelung. 775: Ustra, 952: Ustera (ustra villa = gastfreundliches Haus, Fremdenherberge).
In Nossikon, Nänikon, Wermatswil und Oberuster alemannische Gräber.
Das Chorherrenstift Grossmünster hatte frühe Besitzungen zu Niederuster. Seit 1402 gehörte Uster als Bestandteil der Landvogtei
Greifensee zu Zürich.
Es hatte auch seine Edlen, die nach der wenig zuverlässigen Historia Welforum gleich den Herren von Rapperswil
einer unächten Linie der Welfen angehören sollen. Die Kirche soll um 1099 durch einen Heinrich von
Rapperswil gestiftet worden sein, dessen auch das Jahrzeitbuch von Uster gedenkt. Der Kirchensatz von Uster gelangte 1300 mit
der gesamten HerrschaftGreifensee durch Verkauf von den Grafen von Rapperswil an die Landenberg, mit Ausnahme der Burg und eines
grossen Teils der Gemeinde.
Der Freisitz kam um die Mitte des 13. Jahrhunderts erbweise an die Freiherren von Bonstetten, die freilich
erst 1320 ausdrücklich als Besitzer der Burg genannt werden; sie hatten diese inne von 1320-1524. Die dazugehörige Vogtei
gelangte 1564 an die Stadt Zürich, während die Burg den Besitzer oft wechselte. 1492 brannte der Turm ab; 1526 ging auch
das daneben stehende Wohnhaus in Flammen auf, worauf 1529 der Turm als Wohnung neu hergestellt wurde. 1752 umgab man ihn mit
einem Wohnhaus, und in der Mitte des 19.
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mehr
Jahrhunderts baute man die ganze Anlage in unschöner Weise um. Der Turm wurde zum Bezirksgefängnis, die Wohnung aber zu
einer Wirtschaft eingerichtet. Im untern Teil des Turmes fand man die Reste zweier Ritterrüstungen aus der Zeit der Burgunderkriege.
Seit 1438 gehörte die Kollatur dem Kloster Rüti; sie kam 1525 an den Rat von Zürich.
1638 wurde Volketswil und 1767 Gutenswil
kirchlich von Uster abgetrennt. Die Bevölkerung von Uster zeichnete sich frühe durch ihren freiheitlichen Sinn aus.
Die Staatsumwälzung von 1798 wurde von ihr lebhaft begrüsst, und 1804 gab es im Dorf anlässlich der Leistung des Treueides
gegenüber der neuen Regierung störende Auftritte. Die Regeneration der dreissiger Jahre wurde durch
den bekannten «Ustertag» eröffnet: Am strömten in Uster 8000-10000
Mann zusammen, welche auf dem «Zimiker» das berühmte Memorial von Uster
erliessen, eine Erweiterung des Küsnachter Memorials mit der Forderung von Volkssouveränetät, Rechtsgleichheit, direkten
Volkswahlen, Abschaffung des Zensus, Trennung der Gewalten, Oeffentlichkeit der Verwaltung, Petitionsrecht
etc. (Zur Erinnerung daran wird noch heute alljährlich eine «Ustertagfeier»
veranstaltet).
Als aber die Radikalen nach 1830 zu ausschliesslich regierten, zeigten sich bald Spuren von Unzufriedenheit; so zündeten 1832 an
der Feier des Ustertages verbitterte Handwerker aus dem Oberland eine Fabrik in Uster an (Brand von Uster).
Als in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts der Zug
nach Demokratisierung im Kanton Zürich
lebhafter wurde, stand Uster mit Winterthur voran.
Unter den Männern der Opposition befand sich auch Sekundarlehrer (1850-1869) und Redaktor J. C. Sieber von Uster, der spätere
Regierungsrat und Erziehungsdirektor. In Uster wirkte von 1863-1870 als Pfarrer Salomon Vögelin, ein
freisinniger und geistvoller Mann von grosser Bedeutung. Er war später Professor für Kultur- und Kunstgeschichte an der
Universität Zürich.
Seine Arbeiten über Schweizergeschichte, Kunstgeschichte und Epigraphik erwarben ihm einen bedeutenden Namen.
Ausserdem sind von hervorragenden Männern zu erwähnen: Jakob Guyer, genannt «Kleinjogg» oder der «philosophische
Bauer», geboren in Wermatswil;
er machte durch rationelle Verbesserungen den vernachlässigten Katzenrütihof zu einem Musterbetrieb
seiner Zeit und wurde u. a. von Goethe (1775) und von Herzog Eugen Ludwig von Württemberg besucht. - Oberst Heinrich Kunz,
genannt der «Spinnerkönig», der 1823 die erste Baumwollspinnerei gründete.
- Heinrich Grunholzer, 1858-1873 Sekundarlehrer in Uster, später Seminardirektor in Münchenbuchsee.
- Pfarrer J. J. Bär (1838-1907), hervorragender Kanzelredner.
Bibliographie. Zeller-Werdmüller, H. Zürcher Burgen.Zürich
1894/95. - Vögelin, Salomon. Neujahrsblätter von Uster 1866 und 1867. -WinterthurerNeujahrsblatt von 1824. - Funde auf derHeidenburg(Antiqua. I, 61). - Dändliker, K. DerUstertag.Zürich
1881. - Keller, L. Die gewaltsame Brandstiftung von Uster.Zürich
1833. - Egli, G., DerBrandvon Uster. Uster 1889. - Wettstein,
W. Die Regeneration desKantons Zürich.
Zürich
1907. Stüssi, A. Die Sekundarschule Uster 1834-1884. - Führer durch Uster; herausgeg. vom Verschönerungsverein.
1) Bezirk im schweiz. Kanton Zürich,
hat (1888) 17592 E.,
darunter 918 Katholiken, in 10 Gemeinden. –
2) Marktflecken und Hauptort des Bezirks 13 km nordöstlich von Zürich,
[* 7] am Unterlauf der Aa zwischen dem Pfäffikon- und dem Greifensee,
in 466 m Höhe, an der Linie Zürich-Rapperswil der Vereinigten
[* 8] Schweizerbahnen, zerfällt in Kirch-Uster, Ober-Uster,
Nieder-Uster und acht kleinere Gemeinden und hat (1890) 6798 E., darunter 603 Katholiken, Post, Telegraph,
[* 9] Fernsprecheinrichtung,
schöne Pfarrkirche (1823), ein hochgelegenes Schloß, jetzt Bezirksgericht; Baumwollspinnereien und -Webereien, Gerbereien,
Seidenstofffabriken, Maschinenfabriken, mechan. Werkstätten, Fabriken für elektrotechnische
Apparate und chem. Produkte, Färbereien, Mühlen,
[* 10] Sägewerke und Marmorindustrie.