Urticeen
(Urtikaceen, Nesselpflanzen), dikotyle Familie aus der Ordnung der Urticinen, Kräuter und Holzpflanzen mit gegen- oder wechselständigen, einfachen, gestielten, ganzen, gezahnten oder gesägten, selten handförmig gelappten, mit meist stehen bleibenden Nebenblättern versehenen Blättern, welche bei manchen Arten mit Brennhaaren bekleidet sind, und meist durch Fehlschlagen eingeschlechtigen, ein- oder zweihäusigen, bisweilen polygamen Blüten, welche in Ähren, Köpfchen oder Rispen, bisweilen auf einem fleischigen, von einem mehrblätterigen Involukrum umgebenen Rezeptakulum stehen.
Die männlichen Blüten haben ein kelchartiges Perigon, welches aus vier oder fünf freien oder verwachsenen, gleichen, in der Knospe dachziegelig liegenden Blättern besteht. Die Staubgefäße [* 2] sind im Grunde des Perigons vor den Blättern desselben in der nämlichen Anzahl inseriert. Die weiblichen Blüten haben ein zwei-, vier- oder fünfblätteriges Perigon, dessen Blätter oft in eine Röhre mit gezahntem oder gelapptem Saum verwachsen sind. Der oberständige Fruchtknoten ist einfächerig, enthält eine einzige aufrechte oder hängende Samenknospe und hat einen einfachen, oft sehr kurzen Griffel mit kopfiger oder pinselförmiger oder zerschlitzter, vielteiliger Narbe.
Die Frucht ist ein Nüßchen, nackt oder von dem häutig trocknen oder beerenartig erweichenden Perigon umgeben. Der einzige Same hat eine sehr dünnhäutige Schale, ein fleischiges Endosperm und in der Achse desselben einen geraden Keimling mit flachen Kotyledonen und nach oben gekehrten Würzelchen.
Vgl.
Weddell,
Monographie der Urticeen
, in
De
Candolles »Prodromus«.
Bd. 16. Die
Familie, mit etwa 1500
Arten, welche hauptsächlich in den tropischen und subtropischen
Zonen, besonders im wärmern
Asien,
[* 3] nur in geringer Zahl in der gemäßigten und kältern
Zone der nördlichen
Halbkugel vorkommen, zerfällt in die Untergruppen:
Urticeen
mit freien
Nebenblättern, aufrechter
Samenknospe, nicht milchsaftführend;
Moreen mit freien
Nebenblättern,
hängender
Samenknospe, bisweilen mit
Milchsaft;
Artokarpeen mit tütenartig verwachsenen
Nebenblättern, in der
Knospe geraden
Staubfäden, stets mit
Milchsaft, und
Kannabineen mit freien
Nebenblättern, hängender
Samenknospe, in der
Knospe geraden Staubfäden,
nicht milchsaftführend. Zahlreiche
Arten aus den
Gruppen der
Moreen und
Artokarpeen, besonders die
Gattungen
Ficus
Tourn.,
Morus
Tourn.,
Artocarpus L. u. a., kommen fossil in
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Tertiärschichten vor. Von mehreren Arten sind die Früchte genießbar, andre liefern Kautschuk, Farbstoffe, Öl, Bitterstoffe.
Die Bastfasern mancher Urticeen
werden zu Geweben und auch zur Papierbereitung benutzt.