Uromyces pisi
6 Wörter, 46 Zeichen
Uromyces
(Pisum Tourn.), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, einjährige, kahle, niedergestreckte oder kletternde Kräuter mit ein- bis dreipaarig gefiederten, mit einfachen oder geteilten Ranken endenden Blättern, ansehnlichen Blüten in ein- bis wenigblütigen Trauben und zusammengedrückten, zweiklappigen, vielsamigen Hülsen. Zwei Arten. P. sativum L., 30-60 cm hoch, mit zwei- bis dreipaarigen Blättern, wird in vielen Varietäten kultiviert, von denen zwei auch als eigne Arten betrachtet werden.
Man unterscheidet: Die Ackererbse (Stockerbse, wilde P. arvense L.), mit entfernt gezähnelten Fiedern, ein- bis zweiblütigen Trauben, bunten Blüten (Fahne bläulich, Flügel purpurn, Schiffchen weiß) und kantig eingedrückten, nicht rollenden, braun und graugrün gescheckten Samen, [* 3] stammt wohl aus dem mittlern Asien, [* 4] findet sich hier und da unter der Saaterbse auf Feldern und wird hauptsächlich in Ost- und Westpreußen [* 5] kultiviert (graue Danziger, Königsberger, preußische Erbse). Die gemeine Saaterbse (Feld-, Läufer-, Brockel-, Pflück-, Krüllerbse, P. sativum L.) hat ganzrandige Fiedern, zwei- bis mehrblütige Trauben, weiße Blüten und kugelige, rollende, meist hellgelbe Samen.
Als dritte Hauptform wird wohl die Zuckererbse (P. saccharatum hort.) angesehen. Diese hat zweiblütige Blütenstiele und gerade, zusammengedrückte Hülsen mit Einbiegungen durch die weitläufig stehenden, runden Samen, welche gern grün bleiben; die Schalen sind weich, fleischig, genießbar. Die Lupinenerbse (Ecker-, Mark-, Knackerbse, P. quadratum Mill.), mit zweiblütigen Trauben, geraden, breiten, flachen, ungenießbaren Hülsen und großen, sehr nahe aneinander stehenden, viereckigen Samen, gehört zur ersten Varietät. Die Doldenerbse (Trauben-, Büschelerbse, türkische P. umbellatum Bauh.), mit vier- bis fünfblütigen, verlängerten Blütenstielen, geraden, cylindrischen, mit eng aneinander sitzenden, gelbweißen bis braunen Samen gefüllten Hülsen, ¶
wird als Zierpflanze und als Gemüse zum Dürrmachen gebaut.
Die ungemein zahlreichen Erbsensorten unterscheidet man in Schal-, Kneifel-, Pahl-, Kern-, Ausmache- oder Läufererbsen, von denen nur die grünen oder reifen Samen, und in Zuckererbsen, von denen auch die nicht völlig reifen Hülsen gegessen werden. Außerdem unterscheidet man niedrig bleibende Krup- oder Zwergerbsen und Stapel- oder Stiefelerbsen, welche trockner Reiser zur Unterstützung bedürfen. Die Erbse verlangt einen tief lockern, nahrhaften Boden in zweiter oder selbst dritter Gare.
Man säet sie auf 1,25 m breite Beete, am besten in Reihen, welche 25-30 cm Abstand haben, und in welchen die einzelnen Samen 2-3 cm voneinander und 5-6 cm tief gelegt werden. Man rechnet auf 1 Hektar 3-4,3 Neuscheffel spät reifende, große, 4,3-4,75 Neuscheffel mittelfrühe und 4,9-5,4 Neuscheffel frühe, kleine Erbsen, bei breitwürfiger Saat etwas mehr. Die aufgegangenen Pflanzen werden etwas angehäufelt und stets von Unkraut frei gehalten. Die Stapelerbsen werden mit Reisern versehen, sobald sie 12-20 cm hoch sind. Man rechnet im allgemeinen 16-20 Wochen Vegetationsdauer und erntet vom Hektar etwa 25,8-51,6 Neuscheffel Erbsen und 1566-3520 kg Stroh. Die Keimfähigkeit dauert 3-5 Jahre, ein Neuscheffel Erbsen wiegt 40 kg. Der Erbsenbau wird in Südeuropa in bei weitem größerm Maßstab [* 7] betrieben als in Deutschland. [* 8] Die Erbsen haben, wie alle Hülsenfrüchte, hohen Nahrungswert (s. Tafel »Nahrungsmittel«), [* 9]
sind aber schwer verdaulich. Sie enthalten:
grüne Erbsen | reife Erbsen | |
---|---|---|
eiweißartige Körper | 5,647 | 22.63 |
Fett | 0.443 | 1.72 |
Zucker | Spur | - |
sonstige stickstofffreie Substanzen | 12,313 | 53.24 * |
Cellulose | 1,797 | 5.45 |
Asche | 0.600 | 2.65 |
Wasser | 79,200 | 14.31 |
* Stärkemehl und Dextrin.
Auch als Viehfutter sind Erbsen von Wichtigkeit und werden vorteilhaft mit gekochten Kartoffeln, Buchweizen etc. verfüttert. Man benutzt sie aber auch als Grünfutter. Die reifen Erbsen kommen auch geschält (Erbsgraupen) und als Mehl [* 10] in den Handel. Letzteres wird, zu Brei verkocht, bisweilen als Zusatz zum Brot [* 11] und in der Pfefferkuchenbäckerei benutzt. Die grünen Erbsen macht man ein oder trocknet sie, und im letztern Zustand kommen besonders Astrachaner Zuckerschoten auf den Markt. Um die reifen Erbsen leichter verdaulich und für manche Zunge wohlschmeckender zu machen, übergießt man sie mit lauwarmem Wasser, schüttet nach 12-18 Stunden das Wasser ab, läßt sie dann 24 Stunden auf einem Haufen liegen und kocht sie wie gewöhnlich.
Die Erbse stammt sehr wahrscheinlich aus dem mittlern Asien und ist von dort am Pontus vorüber nach Europa [* 12] gelangt; sie war Griechen und Römern bekannt, und die Deutschen scheinen sie noch vor Beginn des mittelalterlichen Kultureinflusses, vielleicht in jener Zeit, als Goten und andre deutsche Völker an der untern Donau unmittelbar mit Völkern griechischer Halbkultur zusammenstießen, erhalten zu haben. In den Kapitularien Karls d. Gr. erscheint die Erbse als Pisus mauriscus.