Urner See
25 Wörter, 182 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Urner
Im Geographisches Lexikon der SCHWEIZ, 1902
Urnersee
(Kt. Uri). So heisst der S.-N. gerichtete oberste Abschnitt des Vierwaldstættersees. S. diesen Art.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Urner
See
, s. Vierwaldstätter See.
See, der von den »vier Waldstätten« Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern [* 3] eingerahmte, berühmte schweizer. See, hat eine eigentümlich zerrissene Gestalt, indem sein Kartenbild einem Kreuz [* 4] mit geknicktem Stamm ähnelt. So besteht er eigentlich aus sechs Becken: Urner, Gersauer, Wäggiser, Luzerner, Alpnacher und Küßnachter See, von denen die vier ersten den Stamm, die beiden letzten die Arme des Kreuzes bilden. Das wie abgeknickte Stammstück, als oberster Teil, der Urner See, ganz im Gebiet des ¶
Kantons Uri, ist von hohen, schroff in den See abfallenden Felswänden, die am Axenberg merkwürdige Schichtenbeugungen zeigen und wenig Landungsplätze offen lassen, umgeben. Hier drohen plötzliche und heftige Stürme. Der Urner See verengert sich im N. bis auf 900 m und geht hier in den Gersauer See über, zwischen den Kantonen Schwyz und Unterwalden. Zwei Felszungen, die »Nasen«, trennen ihn vom Wäggiser See, der mit dem Kreuztrichter in die drei letzten Golfe überleitet.
Nach NO. geht der Küßnachter See, am Fuß des Rigi, nach SW. der durch einen bloß 300 m breiten Hals fast ganz abgeschlossene Alpnacher See und nach NW. der Luzerner See, welcher mit dem Ausfluß [* 6] der Reuß [* 7] endet. Von den beiden »Nasen« an wird das nördliche Ufer anmutiger, das südliche dagegen in dem steil abgerissenen Bürgenstock rauher. Einen malerischen Hintergrund bilden die zackigen Felsenhörner des Pilatus, die Pyramiden des Stanser und Buochser Horns, der Bauenstöcke und der Rigi.
Gegen Luzern hin verflachen sich die Ufer zu Hügeln, die mit Landhäusern, Dörfern und Obstbäumen besetzt sind. Die größte Tiefe des Sees beträgt 205 m, der mittlere Wasserspiegel liegt 437 m ü. M. Die Länge beträgt 37,2 km, das Areal 113 qkm. Größere Zuflüsse sind: die Reuß, Muota, Engelberger Aa und Sarner Aa. Die einzige Insel, welche im See liegt, ist Altstad, zwischen dem Luzerner und Küßnachter See. Von Fischen finden sich im V. namentlich Lachse, Forellen, Welse, Ballen und Röteln. Da der See ein Stück der Gotthardroute bildet, so ist der Verkehr auf demselben sehr belebt.
Außer gewöhnlichen Segel- und Ruderschiffen (»Nauen«) wird derselbe von 14 Dampfschiffen befahren, darunter hübsche Salondampfer. Die Gotthardbahn erreicht den See bei Brunnen [* 8] und begleitet das Ostufer des Urner Sees bis Flüelen. Besonders interessant ist der Vierwaldstätter durch seine sagenhaften Erinnerungen (Rütli, Tellsplatte, Tellskapelle, Küßnacht), welche Schiller in seinem »Tell« verewigt hat. Oberhalb der Treib ragt aus dem Vierwaldstätter der Mythenstein hervor, eine Felsklippe, an welcher (1859) »dem Sänger Tells die dankbaren Urkantone« ein Denkmal errichtet haben.
Vgl. Hardmeyer, Der Vierwaldstätter (Zürich [* 9] 1884);
Schleicher, Am Vierwaldstätter (32 Bilder, mit Text von Brennwald, Luzern 1889).